„Arrogante“ Äußerungen von Minister Prévot : "Deutschsprachige sind Wallonen"



In einer Ausschusssitzung des wallonischen Parlaments vom 27. Juni hatte die ostbelgische Regionalabgeordnete Jenny Baltus-Möres (MR-PFF) den Regionalminister für öffentliche Arbeiten, Maxime Prévot, nach der Möglichkeit gefragt, deutschsprachige Begrüßungsschilder „Willkommen in Ostbelgien“ auf dem Gebiet der DG aufzustellen.

Prévot lehnte ab, und es entstand sehr schnell ein Streitgespräch über die Identität der Ostbelgier, bei dem der Minister die These vertrat, die Deutschsprachigen hätten die Tatsache zu akzeptieren, dass sie Wallonen seien. Er sprach von einer „kleinen Splittergruppe von Deutschsprachigen, die es nicht mögen, wenn man sie daran erinnert, dass sie auch Wallonen sind“. Gleich mehrfach bezeichnete der Regionalminister die Deutschsprachigen als „deutschsprachige Wallonen“. Baltus-Möres widersprach ihm immer wieder aufs Neue. „Doch, Frau Baltus, das ist eine Tatsache: Die Deutschsprachigen sind Wallonen deutscher Sprache, aber sie sind Wallonen.“ Ferner zog der Minister Vergleiche mit Korsen, die sich nicht als Franzosen sehen: Auch wenn es ihm vielleicht nicht gefalle, „der Korse ist noch immer Bürger Frankreichs, der „Flamingant“ noch immer ein Belgier, und ein Deutschsprachiger ist institutionell ein Wallone“.

In Eupen war man „not amused“. Mit seinen Äußerungen verkenne der Politiker der CSP-Schwesterpartei, dass die Deutschsprachige Gemeinschaft mittlerweile ein gleichberechtigter Partner in Belgien sei, mit eigener Geschichte, Sprache, Kultur, eigenem Statut und eigenen Befugnissen, so die Minister der DG am Freitag unisono. „Wir fühlen uns als deutschsprachige Belgier im Herzen Europas und sind unserem Land treu verbunden. Wir fühlen uns nicht als Wallonen. Wir haben eine eigene Identität und eine eigene Sprache. Die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft legt großen Wert auf freundschaftliche Beziehungen zur Wallonischen Region. Herablassende Belehrungen wie diejenigen von Minister Prévot sind allerdings arrogant und wenig hilfreich“, so Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG) in einer Pressemitteilung.

Mit Empörung reagierte auch Pascal Arimont, Vorsitzender des CSP-Regionalvorstands, im Namen der ostbelgischen CSP: „Ich verurteile resolut und sehr energisch die völlig inakzeptable Aussage Maxime Prévots. Jeder Belgier, und ganz besonders ein Minister, sollte die ganz einfache Logik verstehen, dass das Gebiet deutscher Sprache zwar staatsrechtlich Teil der Wallonischen Region sein mag, wir uns aber als deutschsprachige Belgier fühlen, und ganz sicher nicht als Wallonen. Wir haben uns als Deutschsprachige im belgischen Staatsgefüge stets korrekt verhalten. Daher wäre es ein Zeichen des Respekts, wenn unsere Identität von wallonischen Politikern aller Couleur nicht immer wieder in Frage gestellt würde. Genau das werden wir Herrn Prévot auf offiziellem Wege auch eindeutig und unmissverständlich zu verstehen geben. Die gemachte Aussage ist nämlich insbesondere bei einem Minister wie ihm enttäuschend, der auf dem Gebiet der DG so viele wichtige Infrastrukturprojekte angestoßen hat.“ (gz)