Immer noch Ziegelsteine im Bauch



Die Elsen AG besteht seit 1948 und wird in der dritten Generation von Freddy, Gert, Eric, Michael, Markus und Julian Elsen geführt, die dank des tatkräftigen Einsatzes ihrer Väter Herbert, Helmut und Richard in ein gut situiertes Unternehmen einsteigen konnten.

Wir leben in einer Region, in der fast jeder sein Eigenheim hat. Setzt sich dieser Trend fort? Oder wie hat sich die Bautätigkeit entwickelt?

Gert Elsen: Tatsächlich hat fast jeder ein eigenes Haus, das ist fest in den Köpfen verankert. Aber die Tendenz geht auch dahin, dass gerade die jüngere Generation auch mietet und vielleicht auch in der Mietwohnung bleibt.

Markus Elsen: Allerdings unterscheidet sich das von Region zu Region. Im Norden ist dies ganz anders als im Süden.

Wird im Süden auch anders gebaut als im Norden?

G. E.: Tatsächlich werden in der Eifel Doppelhaushälften weniger gerne gesehen. Hier hat man schon lieber vier eigene Wände. Die Gesetzgebung sieht aber vor, dass in Parzellierungen je nach Vorschrift ein Mix vorhanden sein kann, also auch Giebelgemeinschaften sowie eine definierte Anzahl Einwohner pro Hektar. Um das hinzukriegen, muss man schon die Anzahl Wohnungen erhöhen.

M. E.: Im Eupener Land ist das weniger problematisch, aber in der Eifel sind Giebelgemeinschaften nicht gerne gesehen.

Auch die Größe der Grundstücke ist recht unterschiedlich in den verschiedenen Regionen…

G. E.:Das ändert sich jedoch langsam. Der Urbanismus genehmigt mittlerweile in Parzellierungen keine Grundstücke von 1.000 m² mehr. Da komme ich zurück auf die Bevölkerungsdichte pro Hektar. Es wird alles immer dichter.

Immer wieder stehen in der Eifel die Mehrfamilienhäuser in der öffentlichen Diskussion – es entsteht der Eindruck, dass große Volumen im Süden nicht gerne gesehen sind. Ist das so?

G. E.: Das hängt von verschiedenen Faktoren ab: Urbanismus, Nachbarn, Gemeindeverwaltungen. Der Weg vom Baugrundstück bis zur Residenz zieht sich oft über mehrere Jahre.

M. E.:Viele Diskussionen haben gar nichts mit dem eigentlichen Projekt zu tun. Oft geht es nur darum, dass die Leute keine Veränderung vor ihrer Tür wollen. Das ist nicht nur in der Eifel so. Im Eupener Land haben wir hin und wieder ähnliche Diskussionen.

G. E.: Das ist menschlich, denn ein Bau wird oft wie ein Eingriff in die Privatsphäre gesehen. Es ist auch nicht weiter tragisch, damit haben wir tagtäglich zu tun. Nur wenn es zu weit geht, dann wird es mühselig und teuer.

Ein Thema, das immer wieder an uns herangetragen wird, ist der Mangel an Bauland in der Eifel. Ist das tatsächlich ein Problem?

M. E.: Wir sind als Unternehmen nur indirekt damit konfrontiert, aber in der Tat gibt es viele Grundstücke, die von ihren Besitzern nicht freigegeben werden, obwohl sie selbst keinen Bedarf haben. Das ist schade.

G. E.: Vor allen Dingen für jüngere Leute und für die Dörfer. Die Tendenz geht dann immer weiter in Richtung Stadt und in ein paar Jahrzehnten gibt es vielleicht tatsächlich nur noch Städte. Aber wir sind weniger davon betroffen, denn unsere Hauptaktivität sind momentan Residenzen und öffentliche Projekte.

In aller Munde ist auch die Renovierung alter Bausubstanz. Inwiefern spielt das in Ihrer Arbeit eine Rolle?

G. E.: Das wird mit Sicherheit in den nächsten Jahren ein ganz großes Thema. Gerade in Städten sind dies oft interessante Bauten, die mitten im Stadtkern liegen.

M. E.: Es hängt natürlich von den Bestimmungen ab. Wenn es sich z. B. um ein Gebäude handelt, das unter Denkmalschutz steht, gibt es schon viel zu beachten. Aber die Gemeinden pochen immer mehr darauf, dass die Bauten in den Zentren nicht leer bleiben.

G. E.:Da wir uns derzeit – noch – mehr auf Neubauten spezialisieren, ist das nicht unsere Hauptaktivität. Das könnte aber in Zukunft anders werden. Was wir allerdings häufig machen, ist Altbauten abreißen, und wieder neu aufrichten, teilweise fassadengetreu.

Heute spielen beim Bauen Energie-Aspekte eine viel größere Rolle als noch vor 10, 20 Jahren. Wie setzen Sie energiefreundliche Maßnahmen bei Ihren Projekten um?

G. E.: Das spielt eine sehr große Rolle und die Kundschaft hat immer mehr Informationen über Materialien, Bauarten oder Werte von Energiepässen. Transparenz lautet die Devise, und das ist auch ihr gutes Recht. Jedes Gebäude erhält heute beispielsweise einen Energieausweis mit einer Bewertung.

M. E.: Wir legen großen Wert darauf, dass die theoretischen Energieberechnungen auch in der Praxis so gut wie möglich umgesetzt werden.

Sind die Kunden denn bereit, mehr Geld für energiesparende Maßnahmen auszugeben?

G. E.: Nicht immer, das muss man schon sagen. Wer ein Einfamilienhaus selbst bezieht, bei dem sieht die Sache anders aus, als bei einem Investor, der vermieten möchte. Er bekommt nicht mehr Miete, weil er Fotovoltaik hat oder eine bessere Isolierung.

M. E.: Sie haben je nachdem keine Wahl durch die gesetzlichen Vorschriften.

Gibt es bei den Materialien Moden oder Trends?

M. E.: Das ist auch von der Region abhängig. Bis vor einigen Jahren ist sehr viel mit Bruchstein gearbeitet worden. Das ist natürlich sehr kostenintensiv.

G. E.: Jetzt sind Wärmedämmverbundsysteme eher im Trend sowie neue Materialien wie beispielsweise Trespa.

Zu den Sorgen der Branche: Überall wird über Facharbeitermangel geklagt. Wie ist das bei Ihnen?

M. E.: Darüber klagt tatsächlich jeder, egal in welcher Branche. Bei uns ist das nicht anders. Es ist schwierig, junge, motivierte Leute zu finden, die gewillt sind, eine Ausbildung im Betrieb zu machen.

G.E.: Wir haben viele Berufe, vom Maurer über den Verschaler bis zum Tiefbauer oder Maschinenführer. Wir sind immer auf der Suche. Es gibt keinen Nachwuchs. Viele möchten studieren. Aber es kann nicht jeder Professor werden. Zu unserem bestehenden Personalstab möchte ich eins sagen: Ein Betrieb ist immer nur so gut wie seine Mitarbeiter. Wir haben in jeder Position fabelhafte Arbeiter.

M.E.:Der Bausektor bietet zahlreiche Berufe, wobei jedes Projekt eigene Herausforderungen mit sich bringt.

Welche anderen Sorgen kennen Sie ?

M.E.: Neben den hohen Lohnnebenkosten in Belgien sind das für mittelständische Betriebe wie wir die PPP-Projekte, die es jetzt immer häufiger gibt. Die mittelständischen Betriebe können bei diesen Größenordnungen nicht mithalten. Es werden große, internationale Unternehmen beauftragt. Um das zu vermeiden, sollte man von PPP-Projekten absehen und andere Finanzierungslösungen suchen.

G.E.: Es ist schade, um das ganze Geld, das nach außen getragen wird. Wenn die Projekte gesplittet würden, hätten einige hiesige Unternehmer in den nächsten Jahren Arbeit gehabt. Es mussten ja nicht alle Schulen innerhalb eines Jahres gemacht werden.

Was könnte außerdem noch besser sein?

M.E.:Es fehlt an Erddeponien. Wir wissen nicht wohin mit dem Bodenaushub. Dabei ist es reine Erde. Im Süden gibt es Deponien. Im Norden ist das nicht der Fall. Hier ist man hauptsächlich auf eigene oder private Erddeponien angewiesen, die sehr kostspielig und schwierig zu genehmigen sind. Da ist dringender Handlungsbedarf.

G.E.: Das kostet den Endverbraucher oft viel Geld. Wenn eine Gemeinde eine Baugenehmigung erteilt, sollte sofort geregelt sein, wo der Erdaushub hin kann.