Atomkraftgegner bleiben dabei: „Tihange ist unsicher“

„Belgische AKW sind sicher“, hatten die „Aachener Nachrichten“ und die „Aachener Zeitung“ getitelt. Der Beitrag behandelte die Einschätzung der Gefährdung durch die Risse in den Atomkraftwerken Doel 3 und Tihange 2 in einer Stellungnahme der deutschen Reaktorsicherheitskommission, RSK (siehe auch GE von Dienstag, Seite 2). Unter Berufung auf die Berichterstattung der Aachener Presse haben das „Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie“ sowie die Initiativen „AntiAtomBonn“ und „Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen“ in einer Stellungnahme wissen lassen, dass sie die Aussagen von RSK-Leiter Wieland für „fachlich nicht haltbar, ungenau, oberflächlich und wissenschaftlich heikel“ halten.

Wieland habe schon fast euphorisch behauptet, dass die Risse keine Auswirkungen auf die Sicherheit der Atomkraftwerke hätten. Aktuell gelinge der Sicherheitsnachweis dem Betreiber aber nur mit fragwürdigen Methoden, heißt es in der Stellungnahme. Nach Ansicht der Anti-Atomkraft-Initiativen und auch verschiedener früherer Expertisen kann ein solcher Druckbehälter mit Rissen nicht die gleiche Widerstandskraft wie ein unversehrter Druckbehälter aufweisen. In Extremsituationen könne dies den Unterschied zwischen Beherrschen und Bersten bedeuten. Ein Bersten würde die radioaktive Verseuchung großer Teile Mitteleuropas nach sich ziehen.

Ausführlich erläutern die Atomkraftgegner die Kompetenz von Experten, denen Wieland jetzt a priori ihre Expertise abspreche.

Wörtlich heißt es in der Stellungnahme weiter: „Die Anti-Atom-Initiativen halten die im Artikel beschriebenen Zusammenhänge aus folgenden Gründen für fehlerhaft und fragwürdig: Ungelöst bleibt weiterhin das Rätsel, wieso ein Atomkraftwerk mit Rissen der jetzt bekannten Größen überhaupt jemals die Abnahmesicherheitskontrollen in den 70er Jahren überstehen konnte. Den Dokumenten der FANC hat das Aktionsbündnis gegen Atomenergie Aachen entnommen, dass schon damals einige Ringe mit deutlich weniger Rissen bei der Abnahme entdeckt und als Reklamation an den Hersteller zurückgeschickt wurden. Es gab also auch damals sehr wohl die technischen Möglichkeiten zur Identifizierung solcher Risse in den Ringen. Wie also (außer man würde ‚kriminelle Energie‘ unterstellen) konnten Ringe mit so vielen und so großen Rissen jemals verbaut werden? Somit ist auch weiterhin nicht gesichert, dass die Risse nicht während des Betriebs entstanden und/oder gewachsen sind.“

Die Wieland-Aussagen zur „Sicherheit“, deren Nachweis angeblich vorliege, seien offensichtlich im Widerspruch zum tatsächlichen Inhalt des Gutachtens der RSK, heißt es weiter. Schon bei einem ersten Überfliegen der Bewertung des Gutachtens habe man folgendes Eingeständnis der RSK entdeckt: „Es verbleibt jedoch die Frage bezüglich einer ausreichenden experimentellen Absicherung der Berechnungsmethoden.“ Die RSK gebe also zu, dass es keinen Beweis für die Sicherheit der Rissreaktoren gebe, so die Einschätzung der Atomkraftgegner, die bei ihrer Schlussfolgerung bleiben: „Tihange ist ein unsicheres Risse-AKW und muss sofort abgeschaltet werden!“ (red)