PDS-Abiturienten schalten "von Null auf Unternehmer"



Abiturienten, die in den Pausen Snacks an Mitschüler verkaufen, kennt man ja. Cédric Falter wollte eine besondere Geschäftsidee für sein Schülerunternehmen. „Kein 0815-Produkt, sondern etwas, das es bislang noch nicht gegeben hat und worüber man noch lange sprechen wird“, erzählt der 17-Jährige. Vor den Sommerferien kam ihm dann die Idee, eine CD zu produzieren und anschließend zu verkaufen. Sieben Bands und Einzelkünstler aus der Region werden darauf zu hören sein: die Disco-Funkband Peter Steivver, Rapper Unit (Cyril Bosten), die Indierock-Band Maybe Sunday, die Gooserock-Band Vapour Eyes und die drei Nachwuchs-Sängerinnen Julie Kreutz (17), Elisa Sharipova (15) und Jana Laschet (16).

Mit Beginn des aktuellen Schuljahres war auch „Together“, eines von drei Schülerunternehmen an der Pater-Damian-Sekundarschule (PDS) in Eupen, geboren. Indem sie selber ein kleines Unternehmen aufbauen und führen, sollen die Abiturienten ein Schuljahr lang wirtschaftliches Denken und Unternehmergeist üben und einen Einblick in Unternehmensabläufe gewinnen – sozusagen Learning by Doing.

Wir hantieren hier mit viel Geld, das uns nicht einmal gehört. Das ist eine große Verantwortung.

Cédric Falter, Geschäftsführer von „Together“

Während zwei Stunden in der Woche können die jungen Unternehmer ihre Geschäfte vorantreiben. Aber das reicht nicht: Auch außerhalb des Unterrichts investieren die Schüler freiwillig unzählige Stunden in ihr Unternehmen. „Neben Abistress und sonstigen Verpflichtungen nicht selbstverständlich“, findet Cédric Falter. Er schätzt, dass mittlerweile 400 bis 500 Arbeitsstunden zusammengekommen sind. Aber die hat der Geschäftsführer von „Together“ natürlich nicht alle alleine geleistet. Um das Marketing kümmert sich Aaron Beckers, Sebastian Martens regelt die Finanzen, Daniel Wey ist Personaldirektor und Marvin Groteklaes technischer Direktor.

Regelmäßig treffen sich die fünf Unternehmer, um die nächsten Arbeitsschritte zu besprechen. Nichts soll dem Zufall überlassen sein. Cédric Falter drückt sich schon wie ein erfahrener Geschäftsmann aus: „Jeder hat zwar seinen Bereich, aber wir entscheiden trotzdem alles gemeinsam. Wir hinterfragen jeden Schritt und prüfen genau, ob er logisch ist und ob es keine bessere alternative Lösung gibt.“ Die jungen Unternehmer nehmen ihre Sache sehr ernst. Schließlich wissen sie, dass das kein Spiel, sondern das echte Leben ist: „Wir hantieren hier mit viel Geld, das uns nicht einmal gehört. Das ist eine große Verantwortung. Es macht aber auch sehr stolz, etwas Eigenes aufzubauen.“

Das Geld, mit dem „Together“ die Produktion, das Marketing und den Vertrieb der CD‘s finanziert, stammt von Aktionären, also Mitschülern, Lehrern und Eltern, die zusammen 100 Anteile zu je zehn Euro gekauft haben. Regelmäßig gibt es auch eine Generalversammlung, zu der die Aktionäre eingeladen sind. Die fünf Unternehmer gewähren dann einen Einblick in ihre Arbeit: „Wir erklären, wohin das Geld geflossen ist, was wir bisher gemacht haben, und was noch ansteht.“

Die vergangenen Monate haben die jungen Unternehmer damit verbracht, lokale Künstler für ihre Idee zu gewinnen, ein Marketingkonzept zu entwickeln und Angebote von Druckereien und Tonstudios einzuholen und zu vergleichen. Schnell war abzusehen, dass die 1.000 Euro Startkapital für die kostenintensive CD-Produktion nicht ausreichen. Es mussten also Sponsoren für die Geschäftsidee gewonnen werden, die „Together“ sowohl finanziell als auch als Geschäftspartner unterstützen und als Gegenleistung mit ihrem Logo im Booklet der CD erscheinen. Auch das junge Ketteniser Tonstudio „Ohrenschmaus“ und DKS Audio sind in die Produktion involviert.

125 Exemplare muss das junge Unternehmen mindestens verkaufen, damit alle Kosten gedeckt sind.

Ende Januar soll die CD, die 12 Euro pro Stück kosten wird, nun mit einer Auflage von 400 Stück in den Verkauf gehen. Cédric Falter hofft, dass der Großteil davon auch verkauft wird. 125 Stück muss das junge Unternehmen mindestens verkaufen, damit alle Kosten gedeckt sind. Im besten Fall springt aber ein Gewinn heraus: „Oberstes Ziel ist es, den Aktionären ihr investiertes Geld zurückzuzahlen. Mindestens. An einem Gewinn werden sie natürlich beteiligt“, verspricht der Geschäftsführer. Aber nicht nur die Aktionäre sollen profitieren: Ein Großteil des Gewinns – falls es einen gibt – soll der Kinderstation des St.Nikolaus-Hospitals in Eupen zugutekommen. Damit die Spende möglichst üppig ausfällt, haben die jungen Unternehmer selbst zurückgesteckt und den Stundenlohn, der ihnen für ihre Arbeit zusteht und der üblicherweise bei vier bis fünf Euro liegt, auf einen Euro heruntergeschraubt. Davon kann so mancher gestandener Geschäftsmann noch lernen.