Leo Freichels: „Skandale entsprechen nicht unseren Werten“

Leo Freichels (r.) freut sich auf den Oxfam Trailwalker. | 4

Herr Freichels, der Oxfam Trailwalker endet erstmals in Bütgenbach. Gilt es, ein neues Publikum zu begeistern?

Das Publikum in Bütgenbach wird hauptsächlich aus Supportern bestehen, die ihre Wanderer empfangen. Wir werden einen gemütlichen Rahmen schaffen, damit die Leute sich stärken und etwas trinken können. Die Teilnehmer, die nachts ankamen, wurden sonst ziemlich alleine gelassen und hatten nicht so die Atmosphäre. Doch durch die Startverschiebung werden sie später ankommen und ordentlich begrüßt werden.

Stellen die Veränderungen eine logistische Herausforderung dar?

In erster Linie findet die Veränderung in unseren Köpfen statt. Zeitlich verschiebt sich alles um vier bis fünf Stunden. Auch unsere Partner, wie das Rote Kreuz oder die Polizei, müssen mit uns umdenken. Sie arbeiten mit Personal und Ehrenamtlichen, die am Sonntag bis 17 Uhr tätig sein müssen.

Ist es immer wieder einfach, Ehrenamtliche Jahr für Jahr zu begeistern?

Wir haben über 300 Ehrenamtliche. Die Hälfte sind Wiederholungstäter. Es hat sich eine familiäre Atmosphäre entwickelt, die jeder zurückfinden möchte. Für uns ist es schwierig, da es nur schwer voraussehbar ist. Bis Ende Juni haben sich nur wenig Leute gemeldet. Erst Anfang August rollt es so richtig an und die Leute melden sich massiv. Damit müssen wir leben. Es bringt uns immer ein wenig Nervosität, aber es hat bisher immer geklappt.

Oxfam ist in den letzten Tagen in die Negativschlagzeilen geraten. Skandale auf Haiti sind ans Tageslicht gekommen. Haben sie Angst, dass sich das negativ auf den hiesigen Oxfam Trailwalker auswirken könnte?

Diese Skandale entsprechen absolut nicht unseren Werten. Wir möchten diese komplett verbannen. Oxfam hat schon alles in die Wege geleitet, damit dies bekämpft wird. Viele Helfer und Spender bekunden weiterhin ihr Vertrauen zu Oxfam. Ich vergleich es gerne mit Menschen, die vor einem Baum stehen und den Wald nicht sehen. Das passiert im Moment. Oxfam existiert seit den 40er Jahren und hat seitdem sehr viel gute Arbeit geleistet. Über 3.200 Projekte werden tagtäglich in den sogenannten Dritte-Welt-Ländern unterstützt, mithilfe der Gelder, die durch Veranstaltungen, wie dem Trailwalker, fließen. Wir werden alles in die Wege leiten, um das Vertrauen der Spender und der Bevölkerung zu gewährleisten. Das ist Oxfam! Oxfam hat andere Werte. Wir wollen diese Skandale anprangern und alles Mögliche tun , damit diese Dinge sich nicht wiederholen.“

Sie haben eingangs von Werten gesprochen. Unter welchem Motto steht eigentlich der diesjährige Oxfam Trailwalker?

Die Verteilung des Reichtums geht sehr ungerecht vonstatten. Acht Menschen besitzen über 50 Prozent des Weltreichtums. Wir müssen uns Gedanken machen. Was läuft schief? Oxfam stellt diese Frage und möchte dagegen arbeiten. Damit gewisse soziale Standards sowohl im Süden, aber auch bei uns gewährleistet werden. Diese ungleiche Verteilung des Reichtums fördert die Armut und die Fluchtbewegungen.

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