Eupener Oberstadt hat kleinstädtische Vor- und Nachteile



Dazu gehört nicht nur ein ausgeprägtes Gefühl von Heimat, sondern nicht zuletzt die Vorzüge einer gleichzeitig grenz- und naturnahen Kleinstadt. „Man ist schnell im Wald und schnell in der Stadt“ oder „Alles ist zu Fuß erreichbar“ lauten da zwei der kernigsten Aussagen. Viele der Befragten führen zudem auf, dass sich Touristen in Eupen durchaus wohl fühlen.

Dem gegenüber stehen die Klagen über Leerstände, Geschäftsschließungen, wachsende Unsicherheit oder umsichgreifende Unsauberkeit im öffentlichen Raum.

Das Abwägen dieser Vor- und Nachteile wird eine der vorrangigsten Fragestellungen der nächsten GrenzEcho-LokalRunde am kommenden Sonntag, ab 11 Uhr im Kulturzentrum Alter Schlachthof werden. Dazu gehört auch die Oberstädter Wunschliste.

Den Moderatoren André Frédéric (Radio Contact Ostbelgien Now) und Jürgen Heck (GrenzEcho) stehen in erster Linie die vier Gesprächspartner Pia Fock, Heinz Koch, Benjamin Fleig und Yanaël Pommée dazu Rede und Antwort. Eine wichtige Rolle kommt darüber hinaus dem Publikum zu. Bei freiem Eintritt sollen sich möglichst viele Bürger als Fragesteller und Diskussionsteilnehmer in die Gesprächsrunde einschalten.

Zu den Aufregern der letzten Monate zählte die zwangsläufig mit der Einführung der Begegnungszone verknüpfte Parkordnung. Dabei prallten bei der nicht-repräsentativen GrenzEcho-Befragung indirekt extreme Positionen aufeinander: Während die einen nach mehr Parkplätzen und längerem Gratisparken rufen, sind die anderen vom Parkangebot, und der Preisstaffelung überzeugt, aber: „Der Eupener ist gehfaul“.

Vor diesem Hintergrund beobachten die Oberstädter mit großem Interesse, wie die Zukunft des Werthplatzes aussehen könnte. Die Neugier wurde nicht zuletzt durch das Beobachtungsprojekt „Dear Hunter“ geweckt. Um es auf eine kurze Formel zu bringen: Die Bürger wissen, was sie an ihrem Werthplatz haben. Der Platz dürfe nur dann als Parkplatz in der Nähe des Zentrums und der Pater-Damian-Schulen aufgegeben werden, wenn es dazu eine echte Alternative gebe. Genauso unumstritten ist, dass der Werthplatz für Veranstaltungen wie Nikolauskirmes, Tirolerfest, Pigallefest oder Lambertusmarkt benötigt wird.

Einen einstimmigen Ruf nach dem Status quo bedeutet dies aber nicht. Viele Bürger wollen viel mehr Begrünung und Farbe, Bänke oder andere Verweilmöglichkeiten sowie eine Aufwertung und Einbeziehung der geschichtsträchtigen Patrizierhäuser und der Werthkapelle. Manche gehen so weit, den oberen Teil des Platzes von Parkplätzen zu „befreien“.

Nicht nur bei den Anrainern des Werthplatzes, auch an anderen Stellen der Oberstadt kommt es im Laufe des Jahreskreises zu gegensätzlichen Interessenlagen, immer dann wenn (Groß-)Veranstaltungen organisiert werden. Hinzu kommt die Terrassenkultur, nicht nur bei sommerlichen Temperaturen. In diesem Zusammenhang schwankt die Gemütslage zwischen den Extremen: „Schön, dass in Eupen endlich wieder was los ist“ und „Abends traut man sich nicht mehr auf die Straße“.

Grölende Kneipen- oder Kirmesbesucher, Vandalismus und Kleinkriminalität im Josefine-Koch-Park: Wie flagrant sind diese Zustände? Für einige Befragte reicht ihr Unsicherheitsgefühl, ihr Wissensstand beziehungsweise das, was sie aus zweiter Hand dazu erfahren haben, um sich deutlich für Videoüberwachung an ausgewählten Orten auszusprechen. Dem halten Skeptiker entgegen, dass dies für Eupen eine Nummer zu groß sei und das Geld besser in sinnvollere Vorhaben investiert werden sollte.

Nicht nur diese Thematik muss allerdings grundsätzlich hinterfragt werden, da das eigentliche Stadtzentrum immer weniger zu Wohnzwecken genutzt wird. Manche Beobachter sprechen gar von einer für die Stadtentwicklung schädlichen „Zer-Siedlung“, also mehrheitliches Wohnen der Normal- und Besserverdienenden in den Außenvierteln. Rechnet man dazu die immer wieder auftretenden – aber nicht immer auch wieder verschwindenden – Leerstände von Geschäftsräumen, entstehen im wahrsten Sinne des Wortes städtische Grauzonen. Dass solche Phänomene aber nicht unwiderruflich sein müssen, zeigt die Entwicklung, die beispielsweise die Paveestraße in den letzten anderthalb Jahrzehnten durchgemacht hat.

Bei alledem stellt sich die Frage: Welche Rolle soll, kann oder muss die öffentliche Hand, sprich die Stadt spielen?

Dies sind unter anderem die Themen der Gesprächsrunde zur Frühschoppenzeit. Und nicht zu vergessen: Der Name der Veranstaltung ist Programm. Am Ende gibt das GrenzEcho eine LokalRunde aus.