Unterstadt: Attraktivität nicht überreizen



Mit der LokalRunde will die GE-Redaktion ihren Kontakt zur Leserschaft intensivieren. Deshalb wurden rund 150 teils sehr ausführliche Telefonate geführt, um den Einwohnern den Puls zu fühlen. Bei der LokalRunde, die auf insgesamt 25 Auflagen angelegt ist, geht es um gleichsam einfache und schwierige Fragen: Was ist los in den Vierteln? Über was wird gesprochen, gestritten und gelacht?

Beobachter, Beteiligte und Betroffene sind sich eigentlich einig: Die Eupener Unterstadt hat in den vergangenen Jahren ihren vermeintlichen Rückstand gegenüber der Oberstadt durchaus wettgemacht. Dabei stand für die Unterstädter selbst ohnehin immer fest, dass die Charakterisierungen „oben“ und „unten“ in diesem Fall vollständig falsch gewählt waren.

Hohe Lebensqualität in unterschiedlichster Ausprägung ist das, was die Unterstädter an ihrer Heimat so schätzen: sei es Wald und Wasser, sei es das gesellige und unkomplizierte Zusammenleben. Und der im Südwesten gelegene Stadtteil mit seinen rund 5.500 Einwohner dürfte zweifellos weiter an Attraktivität gewinnen. Dazu werden – trotz der unendlich scheinenden Warte- und Bauzeit – das neue Wetzlarbad und die Neuansiedlung der Musikakademie in der Villa Peters im Bellmerin mit Sicherheit beitragen. Und die Zukunft hat schon begonnen: Seit wenigen Tagen rollen an der Hillstraße die Bagger: Das nach näherem Hinsehen als abbruchreif erklärte frühere Gebäude der Städtischen Grundschule macht Platz für den Scheiblerplatz mit freiem Blick auf den Zusammenfluss von Hill und Weser.

Die Ideen für die künftige Zweckbestimmung sprudeln nur so: Multifunktional soll der Platz werden, den Temsepark und das dortige Angebot ergänzen, für alle Generationen da sein, gut durchdacht sowieso, keine Betonwüste und und und … Unterschiedliche Ansichten gibt es bei der delikaten Frage nach den Parkplätzen: mehr, weniger oder gar keine. Das verspricht ein sehr interessanter Prozess zu werden.

Bei all diesem Attraktivitätszuwachs muss die Unterstadt jedoch auf der Hut sein, dass sie sich an den Folgen des zu erwartenden vermehrten Zulaufs, genauer gesagt der Mobilität, nicht verhebt oder verschluckt. Gerade in Sachen Verkehr gibt es zwischen Oe und Hütte bereits aktuell im übertragenen Sinne einige Baustellen: Von und nach Membach wird gerast, durch Haasstraße und Schilsweg „donnern“ schon und noch zu nächtlicher Stunden Zwanzigtonner, der Kreisverkehr an der Frankendelle erreicht morgens seine verkehrstechnische Sättigung, und am Campus Monschauer Straße geht es vor Schulbeginn und nach Schulende wie an einem Drive-in zu.

In Sachen Verkehr gibt es zwischen Oe und Hütte bereits aktuell im übertragenen Sinne einige Baustellen. Für die Anwohner allerorts steht fest, dass da nachgebessert werden muss. Logisch daher, dass man an der Hütte und im Bellmerin Befürchtungen hegt, dass Wetzlarbad und Musikakademie in ihren Vierteln für vergleichbare Einschnitte in die Lebensqualität sorgen könnten.

Als ehemaliges Arbeiterviertel verfügt die Unterstadt traditionell über ein großes Angebot an erschwinglichem Wohnraum. Das hat dafür gesorgt, dass inzwischen Menschen und Familien aus aller Herren Länder hier eine neue Bleibe gefunden haben. Doch die Zahl der wirklich „neuen“ Unterstädter hält sich noch in Grenzen. Auch dem von allen hochgelobten und besonders rührigen Komitee „Die Unterstadt, ein starkes Viertel“ ist es bisher nur sehr bedingt gelungen, die Zugezogenen für ihre Initiative und ihre Angebote zu gewinnen. Es gibt zwar nicht sehr viele konkrete „Vorwürfe“ gegen die neuen Nachbarn, doch die Integration besteht zurzeit lediglich aus einem eher konfliktlosen Nebeneinander. Das Miteinander kommt wenn überhaupt, nur sehr schleppend zustande.

Zu diesen und anderen Themen reden die GE-Journalisten Cynthia Lemaire und Jürgen Heck bei der Talkrunde am Sonntag, 16. Oktober, ab 11 Uhr im großen Saal des Ambassador Hotels Bosten mit Susanne Visé von der VoG „Die Unterstadt, ein starkes Viertel“, Sportbund-Präsident Walter Schneider, dem aus Tschetschenien stammenden „neue Unterstädter“ Issa Gamboulatov und Jugendarbeiter Fabrice Baumgarten.

Alle Einwohner der Eupener Unterstadt sowie alle interessierten Bürger sind, selbstverständlich bei freiem Eintritt, gern gesehene Besucher, Fragesteller und Diskussionsteilnehmer. Und wie der Name es vermuten lässt, endet das Ganze mit einer LokalRunde, die das GrenzEcho „bei Bosten“ ausgibt.