Den „Krammesvuel“ in Herresbach integrieren



„Krammesvuel“ ist eine Wacholderdrossel, und steht in Herresbach mittlerweile für Toleranz und Integration. Der Name wurde in einem Leserwettbewerb ermittelt und ausgewählt. In den 1960er Jahren wurde in Herresbach viel über die Betitelung „Du zujezowene Krammesvuel!“ (Du Zugezogener!) geschmunzelt, erklären die Verantwortlichen, die ihr Projekt auch schon im Rahmen von „Ostbelgien neu entdecken“ so vorgestellt haben.

Als „Du zujezowene Krammesvuel!“ wurden Zugezogene betitelt.

Heute leben zahlreiche zugezogene Menschen in Herresbach, darunter auch einige Niederländer und Flamen. Aber auch zwei muslimische Familien, die dank ihres Umzugs nach Herresbach, aktiv zur Rettung der Dorfschule beigetragen haben. Nicht zu vergessen sei eine weitere Familie aus Kelmis, die den Weg in die Eifel gefunden hat. Das Redaktionsteam des „Krammesvuel“ hatte die Schule mittels eines Faltblattes beworben und konnte die Familien in Zusammenarbeit mit der Dorfgruppe von der Attraktivität Herresbachs überzeugen.

Eine der Autorinnen, Valérie Sarlette, ist selbst ein „Krammesvuel“. Sie stammt ursprünglich aus Weywertz, hat einige Jahre mit ihrem Herresbacher Mann Benedikt Müller in Mannheim gelebt und fand vor einigen Jahren den Weg zurück nach Ostbelgien. Die 42-Jährige ist am Städtischen Gymnasium Schleiden beschäftigt und Mutter einer kleinen Tochter. „Ich bin eine Vollblut-Herresbacherin“, sagt sie von sich selbst. Am Sonntag, 10. Dezember, ist Valérie Sarlette eine der Gesprächspartnerinnen bei der Grenz- Echo-Lokalrunde im Saal An Terres’e in Meyerode.

Das Projekt „De Krammesvuel“ fand 2014 seinen Ursprung. „Der dörfliche Zusammenhalt sollte gestärkt werden“, hieß es damals. Die VoG Alte Schule war damals an Bettina Heinen herangetreten, um eine Dorfzeitung ins Leben zu rufen. Unterstützung fand sie in Valérie Sarlette. „Unsere erste Ausgabe war noch sehr einfach gestaltet“, so die Lehrerin. Dann stieß Jessica Held hinzu. „Unsere kreative Seele“, wie Valérie Sarlette ihre Mitstreiterin nennt.

Mittelweile arbeiten die drei Frauen schon an der neunten Ausgabe. „Es geht derzeit etwas schleppender voran, da das Redaktionsteam vom Babyboom erfasst wurde“, grinst sie. „Das Aussehen und Layout der kleinen Zeitschrift hat sich im Laufe der Monate stark verändert. Sie kommt wirklich gut bei den Leuten an und wir werden immer wieder danach gefragt.“ Zur Kirmes entstand sogar eine Sonderausgabe unter dem Motto „Je suis Krammesvuel“.

Die Rubriken ähneln sich von Ausgabe zu Ausgabe. „Wat dat sol“, „Wat wor“, „Wat kütt“, „Wat et heescht“, „Wat früer wor“, „Dit und dat“ und „Wat et sos noch jet“. Als Hilfsobjekt fungiert oft die Herresbacher Dorfchronik von Christian Binz. Es dürfte also für jeden etwas dabei sein. „Es ist aber nicht immer einfach, Themen zu finden, schließlich sollen sich die Ausgaben von Jahr zu Jahr nicht wiederholen. Wichtig sind auch die Dorfbewohner, die uns auf Ideen bringen können.“

Im Herbst 2015 entstand ein kleines Pixibuch rund um das „Krammesvüelche“ Ali, das seine Heimat verloren hat und in Herresbach ein neues Zuhause findet. Jedes Schul- und Kindergartenkind erhielt ein solches Büchlein und alle nahmen in der Schule an einem Mal- bzw. Schreibwettbewerb teil. Es entstand das nächste Büchlein mit dem Titel „Ali und seine neuen Freunde“.

„Lustigerweise trägt eines der zugezogenen Kinder den Namen Ali“, erzählt Valérie Sarlette. „Er wohnte bei Projektbeginn noch gar nicht in Herresbach.“ Ali und seine Familie seien heute vollkommen im Dorf integriert, so Autorin Valérie Sarlette.

Im Zuge der Zeitschrift „Krammesvuel“ ist die Kinderbetreuung „Krammeshöjsje“ entstanden.

Im Zuge der Zeitschrift „Krammesvuel“ ist die Kinderbetreuung „Krammeshöjsje“ entstanden. Diese wird von etwa einem halben Dutzend Kinder in Anspruch genommen und dient den Eltern als Entlastung nach Schulschluss. Valérie Sarlette hierzu: „Sie sehen, in Herresbach ist in den letzten Jahren etwas entstanden, das nur gut für das Dorf und dessen Zukunft sein kann.“dorfzeitung-herresbach@hotmail.com