Vor 60 Jahren starb Humphrey Bogart

Traumpaar auf der Leinwand und im wirklichen Leben: Humphrey Bogart und Lauren Bacall, hier in dem Film „Tote schlafen fest“ aus dem Jahr 1946. | Photo News

Der amerikanische Film-Produzent Stephen Bogart (68) hat seinen berühmten Vater jetzt schon um elf Jahre überlebt. Humphrey Bogarts einziger Sohn war gerade acht Jahre alt, als der Filmstar am 14. Januar 1957 – mit 57 Jahren – an Speiseröhrenkrebs starb. „Viele Erinnerungen habe ich nicht an ihn, 60 Jahre sind eine lange Zeit“, erzählt Stephen Bogart. „Doch ein Moment taucht immer wieder auf, als ich mit ihm auf seinem Segelboot war“, erinnert sich Bogart. „Ich glaube nicht, dass er der Typ Mann für kleine Babys war. Und als ältere Kinder konnte er uns leider nicht mehr erleben“, sagt Stephen über seinen Vater, der damals – in der vierten Ehe – endlich seine große Liebe gefunden hatte. Anfang 1944, bei den Dreharbeiten zu „Haben und Nichthaben“, stand dem „Casablanca“-Star die neu entdeckte 19 Jahre alte Lauren Bacall gegenüber. „Haben Sie mal Feuer?“, war der berühmte Satz in der Anfangsszene des Films.

„Ich glaube nicht, dasser der Typ Mann fürkleine Babys war.“

Bogart verliebt sich wie noch nie. Nach drei Wochen küsst er sie zum ersten Mal in der Garderobe, nach einem Jahr heiraten sie. 1949 brachte sie Stephen zur Welt, drei Jahre später folgte Tochter Leslie Howard. Nach der Hemingway-Verfilmung „Haben und Nichthaben“ drehte das Paar noch drei weitere gemeinsame Filme: Die Krimis „Tote schlafen fest“, „Das unbekannte Gesicht“ und den John-Huston-Klassiker „Gangster in Key Largo“. Bacall überlebte Bogie um 57 Jahre – sie starb im August 2014 im Alter von 89 Jahren. „Sie hatte ihr eigenes Leben, auch ohne meinen Vater“, sagt ihr Sohn. „Sie holte einige Tony-Preise und einen Ehren-Oscar, sie schrieb Bestseller“. Stephen Bogart wurde Film- und Fernsehproduzent, brachte ein Buch über seinen Vater heraus und sorgt dafür, dass der Bogie-Kult weiterlebt. „Mein Vater war ein großartiger Schauspieler, er drehte einige großartige Filme, die für immer Bestand haben“, sagt er stolz. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere war Bogart Hollywoods Männlichkeitsidol schlechthin, trotz seiner kleinen Statur, der schmalen Schultern und des schütteren Haars. Mit seinem kantigen Gesicht mit einer auffälligen Oberlippen-Narbe wurde er zunächst auf die Rolle des lässigen Bösewichts festgelegt. Der Durchbruch kam 1940 mit dem Kriminalfilm „Entscheidung in der Sierra“.

Mit dem Anti-Nazi-Melodram „Casablanca“, das im Herbst 1942 Premiere feierte, schrieben Bogart und Ingrid Bergman (1915-1982) als Rick und Ilsa Filmgeschichte. Bogarts Sprüche sind unvergesslich, etwa, „Ich seh‘ dir in die Augen, Kleines“, oder seine Antwort „Ich bin Trinker“ auf die Frage „Welche Nationalität haben Sie?“. „Casablanca“ wird ein gewaltiger Kassenerfolg und bekommt drei Oscars, darunter als bester Film. Bogart selbst musste allerdings noch bis 1952 warten, ehe er für seine Rolle in „African Queen“ den einzigen Oscar seiner Karriere erhielt.

Das 75. „Casablanca“-Jubiläum in diesem Jahr will Stephen groß feiern. Die Bergman-Töchter Isabella Rossellini und Pia Lindström sind zu dem traditionellen Bogart-Filmfestival Mitte Oktober in Key Largo im US-Staat Florida eingeladen. Seit 2013 richtet der Humphrey-Bogart-Nachlass das Treffen mit Fans aus aller Welt aus. Bogarts Erkennungszeichen waren Trenchcoat und Hut, die im Mundwinkel hängende Zigarette und ein Drink in der Hand.

Bogart selbst war kein Star, der gern im Rampenlicht stand.

Mit diesem Mythos ist heute noch Geld zu verdienen. Der gebürtige Niederländer Robbert de Klerk verwaltet den Nachlass. „Zusammen mit dem Studio Warner Bros. bringen wir in diesem Jahr einen „Casablanca“-Spielautomaten für Casinos heraus“, erzählt De Klerk. Im Bogie-Sortiment gibt es bereits Gin-Flaschen mit Foto und Unterschrift, einen britischen Trenchcoat, einen Füllfederhalter aus Frankreich, wie ihn Bogart einst benutzte.

Bogart selbst war kein Star, der gern im Rampenlicht stand, sagt sein Sohn. „Er mochte seine Arbeit, er stand gerne vor der Kamera, doch er war mehr ein Einzelgänger. Am liebsten spielte er Schach, ging mit ein paar Freunden segeln oder Golf spielen“, erzählt Stephen Bogart.

Als seine Lieblingsfilme zählt er unter anderem „Die Spur des Falken“, „Der Schatz der Sierra Madre“, „Casablanca“ und „African Queen“ auf. „Gute Drehbücher waren ihm wichtig, von schlechten Filmen hielt er sich fern“, sagt der Sohn. Zu den heutigen Talenten in Hollywood zählt Bogart Stars wie Leonardo DiCaprio, Casey Affleck, Daniel Day-Lewis, Jennifer Lawrence und Amy Adams. Stephen Bogart räumt ein, dass es oft eine „Herausforderung“ war, im Schatten seines Vaters zu stehen. „Es ist eine Last und es hat großartige Seiten, ich denke aber, die guten Seiten überwiegen“, resümiert er. Früher sei er oft auf ihr ähnliches Aussehen angesprochen worden. „Jetzt aber nicht mehr, denn nun bin ich viel älter als mein Vater, der mit 57 Jahren starb“. (dpa)