Teure Trips ins Winter-White-House

US-Präsident Donald Trump (r.), First Lady Melania Trump (l.) und ihr Sohn Barron Trump (Zweiter von rechts) auf dem Weg zu ihrem Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach, wo sie Thanksgiving verbringen wollten. | Susan Walsh/AP/dpa

Zum achten Mal ist der Präsident in den zehn Monaten seiner Amtszeit per Hubschrauber, Flugzeug und Autokonvoi samt Entourage in die ihm selbst gehörende Trutzburg am Strand vom Palm Beach aufgebrochen – die Kritik an der Praxis der langen Wochenenden abseits des Washingtoner Politbetriebes bleibt.

Es sind enorme Kosten: 3,3Millionen Dollar, so schätzen Experten, kostet jeder dieser Trips des Präsidenten. Den achten in zehn Monaten unternimmt Trump gerade. Allein der Sheriff im Palm Beach County klagt über 60.000 Dollar an Kosten für die Überstunden seiner Leute – pro Tag. Die Stadt Palm Beach glaubt, dass sie darüber hinaus eine Million Dollar an Extrakosten einkalkulieren muss, wenn Trump vier Jahre Präsident bleibt. Trump selbst schüttelt solche Betrachtungen ab, auch wenn er seinen Vorgänger Barack Obama vielfach wegen deutlich geringerer Reisekosten heftig kritisiert hatte. Er werde „sehr hart arbeiten“, kündigte er vor dem neuesten Trip nach Florida an. Mar-a-Lago hatte Trump schon 1985 erstanden. Es ist die Nummer 14 unter den großen Anwesen in den USA. Sein Stab im Weißen Haus soll bereits Befürchtungen geäußert haben, der Chef könnte in Florida zu viel Zeit haben. Unvergessen bleiben seine „Twitter-Anfälle“, etwa als er Obama bezichtigte, ihn im Trump Tower abgehört zu haben. Der Tweet war ein Produkt, made in Mar-a-Lago. Auch den Befehl zum Bombardieren eines syrischen Luftwaffenstützpunktes gab der Präsident unter südlicher Sonne an der Atlantikküste – als er gerade mit Chinas Staatschef Xi Jinping beim Dessert saß. Der elitäre Club Mar-a-Lago, im Kolonialstil der spanischen Eroberer Floridas erbaut und in seinem Inneren bisweilen ein wenig an König Ludwigs Märchenschloss Neuschwanstein erinnernd, hat sich geändert, seit Trump der wichtigste Mann im Land geworden ist. Zur Mitgliedschaft gehört immer noch die Crème de la Crème des US-Geldadels, Menschen, die es nicht gewohnt sind, in ihren raren Freizeitstunden viele Kompromisse zu machen.

Wenn der Präsident anreist, heißt es aber auch für die Vorstandschefs, Fernsehleute und Lobbyisten, die eine Aufnahmegebühr von 200.000 Dollar für ihre Mitgliedschaft zahlen und einen jährlichen Beitrag von 14.000 Dollar: Zurück ins Glied! Strenge Vorschriften gibt es unter anderem für das Bestellen von Tischen, oder beim Einlass – Taschenmesser und Laserpointer etwa müssen alle bei der Sicherheitskontrolle des Secret Service abgeben, wie das Magazin „Politico“ erfuhr.

Kein Mitglied darf mehr als zwei Gäste mitbringen. Im Umkreis von 30 nautischen Meilen ist bei Anwesenheit des Präsidenten eine Flugverbotszone verhängt – Flugschulen schauen in die Röhre. Die Anwohner müssen lange Staus in Kauf nehmen, weil die Zufahrtsstraßen gesperrt sind. Der neu geschaffene Hubschrauberlandeplatz auf dem Privatanwesen soll nur für Notfälle genutzt werden, berichtet das Lokalblatt „Sun Sentinel“. Der Unmut wächst: Dem Club hat die Trump-Präsidentschaft eher ungewollten Ruhm gebracht – dafür hat er geschätzte Gäste verloren. Das Rote Kreuz der USA hat seine jährliche Spendengala nach Trumps ungebührlichen Äußerungen im Zuge der Unruhen von Charlottesville aus dem Nobel-Etablissement zurückgezogen, genauso wie die Heilsarmee. Die „Washington Post“ zählte 19 Anlässe, die nach Charlottesville in Mar-a-Lago abgesagt wurden.

„Die Leute ziehen immer noch ihre guten Schuhean und binden sichihre Krawatten.“

„Die Leute ziehen immer noch ihre guten Schuhe an und binden sich ihre Krawatten“, sagte die Gesellschaftsreporterin der „Palm Beach Daily News“, Shannon Donnelly. „Aber statt nach Mar-a-Lago zu gehen, gehen sie jetzt zu Breakers“, sagt sie. Jenen Club, den Trump einst verspottet hatte, er bekomme nur das ab, was in Mar-a-Lago übrig geblieben sei. Statt der Rot-Kreuz-Gala mit Botschaftern im Frack und weißer Fliege haben dort jetzt die „Trumpettes“ Einzug gehalten – aufgetakelte Trump-Anhänger mit politischem Sendungsbewusstsein. Ihre Überschüsse wollen sie nicht für gute Zwecke spenden, sondern dem Club geben – damit der überleben kann. (dpa)