Nordkorea bleibt das größte Sorgenkind

US-Präsident Donald Trump (rechts) und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sind vermutlich nicht die besten Freunde. Bei seinem China-Besuch im November warf Trump dem Gastgeber eine Verletzung der UN-Sanktionen durch Öllieferungen an Nordkorea vor. | Andrew Harnik/AP/dpa

Weltweit gibt es derzeit rund 30 Kriege und größere bewaffnete Konflikte. Hinzu kommen etliche Krisen, die schnell in Gewalt umschlagen können, wenn die Diplomatie versagt. Die bedrohlichste Krise war in diesem Jahr zweifellos der Streit um das Atomprogramm Nordkoreas. Hier ein Überblick darüber, was von den großen Konflikten im kommenden Jahr zu erwarten ist:

Nordkorea:Die Chancen für einen Dialog stehen schlecht, die Positionen sind festgefahren. Washington will mit „maximalem Druck“ erreichen, dass Nordkorea sein Atomprogramm überprüfbar und unumkehrbar abbaut. Teil dieser US-Strategie ist es, sich alle militärischen Optionen offen zu halten. Nordkorea hat sich selbst zur Atommacht erklärt, will als solche anerkannt werden und könnte erst dann zu Gesprächen bereit sein. Nach dem Start einer weiteren Interkontinentalrakete Ende November erklärte die nordkoreanische Führung, nun das gesamte Festland der USA mit Atomsprengköpfen angreifen zu können. Es wird aber bezweifelt, ob die Sprengköpfe auf einer nordkoreanischen Rakete auch den kritischen Wiedereintritt in die Erdatmosphäre heil überstehen würden. Deswegen kann man davon ausgehen, dass Nordkorea seine Raketentests auch im neuen Jahr fortsetzen wird. Eine weitere Eskalation in dem Konflikt ist daher nicht auszuschließen.

Islamischer Staat: Das auslaufende Jahr hat das Ende des selbst ernannten Kalifats in Syrien und im Irak gebracht, wo die sunnitischen Extremisten nur noch kleine Gebiete halten. Doch das bedeutet nicht, dass der IS endgültig besiegt ist. So sind die Dschihadisten nach Einschätzung von Militärs und Fachleuten in den Weiten der westirakischen Wüste untergetaucht, wo sie genügend Verstecke finden. Mit Guerilla-Aktionen und Terroranschlägen kann der IS weiter Angst und Schrecken verbreiten. Vor allem sind in beiden Ländern die Probleme längst nicht gelöst, die den IS haben groß werden lassen: Im Irak fühlt sich die Minderheit der Sunniten weiter durch die Mehrheit der Schiiten diskriminiert; in Syrien ist ein Bürgerkrieg noch nicht beendet, der den Extremisten freie Räume geboten hat. Außerdem besteht die Gefahr, dass der IS seinen Terror verstärkt in andere Länder trägt. In Afghanistan machen die multinationalen Dschihadisten beispielsweise den alteingesessenen Taliban Konkurrenz. Und auch in Europa wird eine Zunahme von Anschlägen befürchtet.

Israel und die Palästinenser: Die US-Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt hat den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern kurz vor dem Jahreswechsel erneut angeheizt. Die radikal-islamische Hamas ruft zu einem neuen Palästinenseraufstand (Intifada) auf. Experten im Heiligen Land halten die Gefahr einer neuen Eskalation der Gewalt trotzdem für überschaubar. Die Chancen auf einen neuen Friedensprozess schwinden allerdings auch. Für die Palästinenser haben sich die USA als seriöser Vermittler disqualifiziert. Sie setzen nun ganz auf die Vereinten Nationen. Israel plant derweil den weiteren Ausbau von Siedlungen in Ost-Jerusalem.

Ukraine: 10.300 Tote haben die UN bislang in der Ostukraine im Krieg ukrainischer Regierungstruppen gegen die von Russland gestützten Separatisten gezählt. 2018 dürften die Opferzahlen kontinuierlich weiter steigen. Zwar liegt ein Vorschlag des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf dem Tisch, UN-Friedenstruppen in das Gebiet zu entsenden. Doch die Verhandlungen darüber stocken. Vor Putins Wiederwahl im März sind auch kaum entscheidende russische Schritte zu erwarten. Verändern könnte sich die Lage durch Druck der USA. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump will die Ukraine mit Waffenlieferungen stärken. Im Gespräch sind Panzerabwehrraketen und Scharfschützengewehre. Sollten diese an der Front durch das Kohlerevier Donbass auftauchen, droht der Stellungskrieg wesentlich blutiger zu werden, denn auch Moskau kann die Separatisten jederzeit aufrüsten.

Südchinesisches Meer: Neben dem Atomstreit mit Nordkorea gibt es in Asien einen weiteren großen Konflikt, der in der europäischen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird: der Streit zwischen China und seinen Nachbarn um Gebiete im Ost- und Südchinesischen Meer. Das Risiko einer Fehlkalkulation ist groß. China weitet seine militärische Präsenz aus, während die US-Marine mit Kriegsschiffen für die Freiheit der Schifffahrt in den umstrittenen Seegebieten eintritt. Das Südchinesische Meer ist strategisch wichtig. (dpa)