Karibik-Kleinstadt neben Stacheldraht

Ein Wachturm hinter einem Stacheldrahtzaun im US-Gefangenenlager Guantánamo | Maren Hennemuth/dpa

Das Dorf, in dem sie und rund 10.000 Menschen leben, wird wegen seiner Nähe zu der US-Marinebasis auch „erster antiimperialistischer Schützengraben“ genannt. Tag für Tag lebe man mit den Amerikanern ums Eck, sagt Iyaris Sánchez, eine junge Verkäuferin, die in einem kleinen Geschäft in der Nähe der Promenade Caimaneras arbeitet. Die Einwohner versuchten, so normal wie möglich damit umzugehen. „Das Territorium wird illegal von den Vereinigten Staaten besetzt“, sagt Daylis Parada, erster Sekretär der Kommunistischen Partei Kubas in der Gemeinde.

Kuba fordert seit Jahrzehnten die Rückgabe des Gebiets um die Basis. Seit 1903 sind dort auf Grundlage einer Pacht-Vereinbarung amerikanische Soldaten stationiert. Die Einwohner der Region hoffen bei einer Rückgabe auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. Bisher sind die größten Arbeitgeber rund um Caimanera der Staat und die Salinen, aus denen 85 Prozent des in Kuba verbrauchten Meersalzes kommen.

Im Wasser der Bucht von Guantanamo gibt es viele Fische. Doch die Hechte und Brassen suchen Zuflucht im amerikanischen Teil, in den die kubanischen Fischerboote nicht fahren dürfen. Große gelbe Bojen sperren diesen Teil ab. In Caimanera gibt es deshalb nur zwölf Fischer, der Ertrag genügt ihnen nicht.

Im Jahr 1898 griffen die Vereinigten Staaten in den Unabhängigkeitskrieg zwischen Kuba und Spanien ein. Seit 1903 steht ein Abkommen zwischen dem Inselstaat und den USA, das die Nutzung des östlichen Teils der Provinz Guantanamo als US-Marine-Basis erlaubt. Die Souveränität des Territoriums bleibt laut Abkommen den Kubanern, die Kontrolle und Gerichtsbarkeit unterliegt jedoch den USA. Derzeit leben auf der Basis 5.000 US-Staatsbürger, Soldaten sowie Zivilisten. Das berüchtigte Gefangenenlager war nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 unter dem damaligen amerikanischen Präsidenten George W. Bush errichtet worden, um mutmaßliche islamistische Terroristen festzuhalten. Derzeit sitzen dort rund 40 Gefangene. Kubanische Angestellte gibt es in der US-Basis nicht. Nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Washington und Havanna im Jahr 1961 verhinderte die Regierung von Castro die Einstellung neuer kubanischer Mitarbeiter. Der letzte kubanische Angestellte ging 2013 in den Ruhestand. Zu einer militärischen Auseinandersetzung wegen der US-Enklave auf Kuba kam es nie. Seit die USA und Kuba 2014 wieder diplomatische Beziehungen aufnahmen, bleibt die die Rückgabe der Guantanamo-Basis und dem Gebiet eine Hauptforderung der kubanischen Regierung.

„Für die USA ist es noch immer ein strategischer Raum, um ihre Macht und Position in der Welt zu behaupten“, sagt der Geisteswissenschaftler Don E. Walicek, der Professor an der Universität von Puerto Rico ist und sich in seinen Studien mit der Militärbasis befasst. Für seine Untersuchungen hat er sogar eine Zutrittserlaubnis für das sonst hermetisch abgeriegelte Gebiet. (dpa)