Gabor-Villa wird verkauft - „Betonklotz“ statt Hollywood-Geschichte

Frederic Prinz von Anhalt, Ehemann von Zsa Zsa Gabor, blickt der Versteigerung der Luxusvilla, in der er mit seiner Frau bis zu deren Tod gelebt hat, gespannt entgegen. | reporters

Es ist ein Stück Hollywood-Geschichte: in ihrer ockergelben, verschnörkelten Luxusvilla in dem Nobelviertel Bel Air empfing Zsa Zsa Gabor einst Stars wie Frank Sinatra und Elizabeth Taylor. Dort feierte die glamouröse Diva mit Studiobossen und Politikern. Ihr achter Ehemann, der deutsche Frederic Prinz von Anhalt, zog vor über 30 Jahren ein. Bis zu ihrem Tod im Dezember 2016 mit 99 Jahren lebte die ehemalige „Miss Ungarn“ in dem Prunk-Anwesen.

Die Villa im Regency-Stil, die sich an britische Architektur aus dem 19. Jahrhundert anlehnt, ist mittlerweile recht angestaubt.

Doch nun steht die Villa zum Verkauf. Schon 2013 schloss das Paar mit einem Investor einen Millionendeal über ein Vorkaufsrecht – mit der Bedingung, dass Gabor dort bis zu ihrem Lebensende wohnen dürfe. An dem Gewinn von dem nun anstehenden Verkauf werde er prozentual beteiligt, sagt von Anhalt.

Doch was die künftige Nutzung der geschichtsträchtigen Villa angeht, befürchtet der 75-jährige Witwer Schlimmes: „Die wird bestimmt sofort abgerissen“, mutmaßt von Anhalt. „Da kommt bestimmt ein riesiger Betonklotz hin“, sagte er im Gespräch.

Zsa Zsa Gabor kaufte die 1955 gebaute Villa Mitte der 70er Jahre. Für 23,5 Millionen Dollar (rund 20 Mio. Euro) soll die Immobilie nun bei einer am Freitag geplanten Versteigerung den Besitzer wechseln. Diesen Mindestpreis gab die Maklerin Jade Mills von der auf Luxusobjekte spezialisierten Firma Coldwell Banker Global Luxury diese Woche bekannt.

Von Anhalt rechnet mit einem höheren Verkaufspreis. „Die drehen doch alle durch da oben“, sagt er über den umkämpften Immobilienmarkt in Luxusvierteln wie Bel Air oder Beverly Hills. „Beste Lage, beste Aussicht“, sagt er über das Haus von Gabor. „Ein eindrucksvoller Blick über Downtown Los Angeles bis zum Pazifik“, werben die Makler – und lassen dabei die Namen von Stars fallen.

Die Rock’n’Roll-Legende Elvis Presley wohnte hier vor Zsa Zsas Einzug, später war das Haus Kulisse für Filme mit Michael Douglas, Matt Damon und Ben Affleck. „So wird das Haus hochgejubelt, damit irgendein Käufer anbeisst“, sagt von Anhalt über die Werbestrategie der Makler. „Das ist wie Fischfutter.“

Die Villa im Regency-Stil, die sich an britische Architektur aus dem 19. Jahrhundert anlehnt, ist mittlerweile recht angestaubt. Seit einem Sturz aus dem Bett im Sommer 2010 war Gabor bettlägerig und musste gepflegt werden.

Zuletzt ließ der Wahlkalifornier von Anhalt Mitte April einen roten Teppich vor der Villa ausrollen. Der Nachlass der Hollywood-Ikone wurde versteigert. Im Wohnzimmer mit Blick auf den Pool standen verschnörkelte Möbel und ein Steinway-Flügel aus dem Jahr 1927, in einem prunkvollen Esszimmer war wertvolles Porzellan aufgetischt. Fast 1.000 Gegenstände, darunter Schmuck, Gemälde, Möbel und teure Designer-Roben kamen für über 900.000 Dollar unter den Hammer.

Teil des Verkaufsangebots sind bereits genehmigte Baupläne für ein neues zweistöckiges Haus.

Er selbst verkleinerte sich im Mai und tauschte die Villa mit sechs Schlafzimmern und über 800 Quadratmetern Wohnfläche gegen ein modernes Luxusappartement in Beverly Hills. „Die 310 Quadratmeter hier sind mir viel zu groß“, lamentiert von Anhalt. Es sei aber eines der am besten bewachten Gebäude der Stadt.

Dreimal so groß wie die alte Gabor-Villa könnte ein Neubau auf dem teuren Gelände in den Hügeln über Los Angeles ausfallen. Teil des Verkaufsangebots sind bereits genehmigte Baupläne für ein neues zweistöckiges Haus mit sieben Schlafzimmern, zehn Badezimmern, Bar, Kino, Fitness-Raum und einer Tiefgarage für sechs Autos.

So einen „Betonklotz“ befürchtet nun von Anhalt. Seinen Wunschkäufer zu finden – etwa einen reichen Schauspieler – der die alte Villa erhalten würde, hält er für unwahrscheinlich. Bel Air habe sich in den letzten dreißig Jahren total verändert, klagt der gebürtige Deutsche. „Nun kommen Araber, Iraner und Russen mit viel Bargeld, die einfach alles wegkaufen und sich gar nicht mehr für die Objekte interessieren.“

Die Immobilienmaklerin Jade Mills jedenfalls lockt potenzielle Käufer nicht nur mit den neuen Bauplänen, sondern auch mit der Möglichkeit, die historische Villa zu erhalten und zu modernisieren. Dies sei eine einzigartige Gelegenheit, ein Stück Hollywood-Geschichte zu besitzen, teilt die Maklerin mit.

„Könige, Weltenlenker und Hollywoodikonen haben dieses Grundstück beehrt“, heißt es in ihrer Werbemitteilung. Doch von Anhalt sieht das nüchterner. Er sei sich zu 99 Prozent sicher, dass der neue Besitzer mit der Abrissbirne anrückt. (dpa)