Falscher Film-Gewinner vorgelesen - Riesenpanne bei den Oscars

Barry Jenkins (vorne) nimmt während der Verleihung der Oscars den Award für den besten Film für "Moonlight" entgegen. | dpa

Der Oscar geht an „La La Land“! Zumindest sechs Mal stimmte das in dieser Oscar-Nacht. Doch ausgerechnet beim letzten und wichtigsten Preis für den besten Film gab es eine peinliche Panne: „La La Land“ wurde vorgelesen, doch die Auszeichnung ging an „Moonlight“.

Die Oscars sind mit einer Riesenpanne zu Ende gegangen. Beim letzten Preis der Gala, der Königkategorie bester Film, wurde zunächst das Musical „La La Land“ fälschlicherweise als Gewinner verkündet. Schauspieler Warren Beatty und Schauspielerin Faye Dunaway gaben das Filmmusical von Damien Chazelle als Sieger bekannt. Doch dann wurde diese Aussage korrigiert: Das Drama „Moonlight“ des schwarzen Regisseurs Barry Jenkins hat den wichtigsten Oscar des Abends gewonnen.

Verwirrung auf der Bühne und ihm Saal: Die Produzenten von „La La Land“ halten bereits ihre Dankesreden, die anderen Oscar-Gewinner der Musical-Crew stehen mit ihren Trophäen in den Händen hinter ihnen, da wird es plötzlich unruhig auf der Bühne. Show-Verantwortliche huschen zwischen den Preisträgern hin und her, kontrollieren die roten Gewinner-Umschläge – dann greift sich „La La Land“-Produzent Jordan Horowitz das Mikrofon: „Es hat einen Fehler gegeben: ‚Moonlight‘, ihr Leute habt den besten Film gewonnen. Das ist kein Witz, ‚Moonlight‘ hat den Preis als bester Film gewonnen.“ Er zeigt die richtige Gewinnerkarte nach oben ins Publikum, in die Kameras – darauf steht „Moonlight“. Zuerst ungläubiges Staunen im Saal, dann verhaltenes Klatschen und schließlich lauter Jubel. „Moonlight“ erzählt auf sehr berührende Weise vom Heranwachsen eines jungen Schwarzen. Für das Drama gab es insgesamt drei Oscars, darunter auch für Mahershala Ali als bester Nebendarsteller.

Wie konnte es zu der Panne kommen?

Warren Beatty versuchte noch auf der Bühne zu erklären: Auf seiner Karte habe „Emma Stone, La La Land“ gestanden; er habe sich gewundert und deswegen auch gestutzt, bevor er Faye Dunaway die Karte hinhielt, die dann den falschen Filmnamen vorlas. Tatsächlich hatte Beatty den roten Umschlag mit der Aufschrift „Actress in a leading role“ (Hauptdarstellerin) in den Händen. Doch Emma Stone war kurz zuvor bereits als beste Hauptdarstellerin geehrt worden – und hinter der Bühne erklärte die 28-Jährige: „Ich habe meine Gewinnerkarte die ganze Zeit in den Händen gehalten.“

Wie kann das sein? Es gibt jeden Gewinner-Umschlag zweimal! Zwei Angestellte der Wirtschaftsprüfungsfirma PricewaterhouseCoopers haben je eine spezielle Aktentasche mit jeweils einem Set aller 24 Gewinner-Umschläge. Die beiden stehen während der Show rechts und links der Bühne und geben den „Presentern“ – je nachdem aus welcher Ecke diese auf die Bühne kommen – den aktuellen Umschlag, wie die „Los Angeles Times“ erklärt. Dabei könnte es zu der Panne gekommen sein, dass der Umschlag mit der Karte „Hauptgewinnerin“ zweimal ausgeteilt wurde. Zwei Stunden nach Ende der Oscar-Gala gab es noch keine Erklärung der Oscar-Akademie oder der Wirtschaftsprüfer.

Am Ende der Show nahm dann der sehr gute und von vielen im Internet gefeierte Moderator Jimmy Kimmel ironisch die Schuld auf sich: „Ich weiß, was passiert ist. Ich gebe mir selbst die Schuld (…). Ich wusste, ich würde diese Show vermasseln. Ich verspreche, ich komme nie wieder.“

In den sozialen Medien sorgte die Panne für enorm viele lustige Reaktionen und Anerkennung für den Gewinner. Etliche Nutzer verglichen die Panne mit der US-Präsidentenwahl und schrieben, jetzt habe doch Hillary Clinton gewonnen und nicht Donald Trump.

Die Gewinner des Abends

Trotz Panne war der Film „La La Land“ von Regisseur Damien Chazelle mit insgesamt sechs Oscars, darunter in den Kategorien für Regie, Filmmusik und Kamera, der Gewinner des Abends. Hauptdarstellerin Emma Stone wurde ebenfalls ausgezeichnet. Mit 14 Nominierungen war „La La Land“ als großer Favorit ins Rennen gegangen. Chazelle ist mit 32 Jahren der jüngste Regisseur, der je mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

Als bester Darsteller wurde Casey Affleck für das Drama „Manchester by the Sea“ ausgezeichnet. Darin spielt er einen traumatisierten Mann, der nach dem Tod seines Bruders in seine Heimatstadt zurückkehrt.

In den Schauspielerkategorien wurden als beste Nebendarsteller zwei Schwarze ausgezeichnet: Mahershala Ali gewann für seine Leistung in dem Drama „Moonlight“. Darin spielt der 43-jährige US-Amerikaner einen Drogenhändler und Ersatzvater für einen jungen schwarzen Heranwachsenden. Bei den Frauen wurde Viola Davis ausgezeichnet. Die 51-Jährige gewann für ihre Leistung in dem Drama „Fences“ von Regisseur Denzel Washington, der auch in dem Film selbst die Hauptrolle spielt. Das Drama „Fences“ erzählt von einem afroamerikanischen Paar in den USA der 1950er Jahre.

Spitzen gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump

Politische Proteste wie die Rede von Meryl Streep bei den Golden Globes gab es bei diesen Oscars zwar nicht – dafür aber immer wieder Spitzen gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump. Viele davon gingen auf das Konto des Moderators Jimmy Kimmel: „Ich möchte mich bei Präsident Trump bedanken. Erinnert ihr euch noch an letztes Jahr, als jeder gesagt hat, dass die Oscars rassistisch seien?“, sagte Kimmel mit Blick darauf, dass es im vergangenen Jahr viel Kritik an fehlenden schwarzen Nominierten gab.

Der iranische Oscar-Gewinner Farhadi war aus Protest gegen Trumps Einwanderungspolitik nicht zur Gala gereist. Stattdessen ließ er eine Stellungnahme verlesen. Darin hieß es: „Wer die Welt in Kategorien von ‚Wir‘ und ‚unsere Feinde‘ einteilt, schafft Angst. (…) Filmemacher erzeugen Empathie zwischen uns und anderen. Und Empathie ist das, was wir heute mehr brauchen denn je.“ (dpa)