EZB will Zinsen bis mindestens Ende 2019 unverändert lassen

<p>Die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) ragt aus dem morgendlichen Dunst der Bankenmetropole heraus. Geld im Euroraum ist historisch billig. Dennoch ist die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank nicht unumstritten - sie hat auch Schattenseiten.</p>
Die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) ragt aus dem morgendlichen Dunst der Bankenmetropole heraus. Geld im Euroraum ist historisch billig. Dennoch ist die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank nicht unumstritten - sie hat auch Schattenseiten. | Boris Roessler/dpa

Europas Währungshüter warten angesichts eingetrübter Konjunkturaussichten mit der ersten Zinserhöhung bis ins kommende Jahr.

Bislang hatte die Notenbank erklärt, dass die Zinsen bis mindestens über den Sommer 2019 hinaus unverändert bleiben. Dieser Zeitraum wurde nun verlängert bis mindestens über das Jahresende hinaus, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag im Anschluss an eine Sitzung des EZB-Rates mitteilte.

Sparer müssen sich also noch gedulden. Zugleich bietet die EZB Geschäftsbanken – wie in den vergangenen Krisenjahren mehrfach geschehen – erneut langfristige Kredite zu extrem günstigen Konditionen (TLTRO). Das Programm soll im September 2019 starten. Den Leitzins im Euroraum beließen die Währungshüter auf dem Rekordtief von null Prozent. Banken erhalten somit frisches Geld bei der Notenbank zum Nulltarif. Finanzinstitute, die bei der EZB Geld parken, müssen weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen.

Die Aussichten für die Konjunktur haben sich zuletzt deutlich eingetrübt: Internationale Handelskonflikte bremsen den Welthandel, das chinesische Wirtschaftswachstum fiel im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahrzehnten, zudem sorgen die Unwägbarkeiten des Brexits für Verunsicherung.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) senkte ihre Wachstumsprognose für den Euroraum jüngst deutlich. Erwartet wird für 2019 ein Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent. Im November war die OECD noch von einem Plus von 1,8 Prozent ausgegangen. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet warnte unlängst sogar vor einer möglichen Abwärtsspirale. „Das Wirtschaftsklima in der Eurozone verändert sich fundamental und nicht nur vorübergehend.“

Für Sparer ist das anhaltende Zinstief bei steigender Inflation bitter. Sparbuch und Co. werfen kaum noch etwas ab. Solange die Teuerungsrate nahe der Nulllinie dümpelte, glich sich das in etwa aus. Bei wieder steigenden Verbraucherpreisen verlieren Sparer unter dem Strich aber Geld. Im Februar lag die Jahresteuerungsrate im Euroraum nach Angaben des Statistikamtes Eurostat bei 1,5 Prozent. Die EZB strebt mittelfristig eine Rate von knapp unter 2,0 Prozent an. Dieser Wert gilt als weit genug entfernt von der Nullmarke.

Frische Milliarden in Staats- und Unternehmensanleihen will die EZB zunächst nicht stecken. Allerdings werden die Gelder aus auslaufenden Papieren vorerst wieder investiert. Seit Beginn der Anleihenkäufe im März 2015 bis Ende 2018 hat die EZB Wertpapiere im Volumen von rund 2,6 Billionen Euro erworben. (dpa)

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