Donald Trump: „Göttergeschenk“ für den Karneval

Ein Motivwagen mit Trump als Thema steht in der Wagenbauhalle des Kölner Karnevalsvereins. Der US-Präsident ist im Karneval weiterhin beliebt. | Oliver Berg/dpa

Die beiden sind Veteranen ihres Fachs: Anfang der 80er Jahre haben sie – damals noch in Mainz – den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan und den sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnew gebaut. Die Großen der Welt kamen und gingen, aber sie sind geblieben. Nun also Trump. Hochscheid zuckt mit den Schultern. „Man muss ihn einfach machen. Er ist der wichtigste Mensch auf der Welt mit seinem Knopf.“ Künstlerisch sei er keine allzu große Herausforderung.

„Der ist wie früher Kohl – den machte man einfach als Birne, da wusste jeder, wer gemeint war. Oder Waigel mit den Augenbrauen. So jemanden könnte man sogar schlecht machen, der würde doch noch erkannt. Bei Trump reicht allein schon die Haartolle.“ Bei der hat Malerin Ines Hock viel Rosa und Weiß unter die Gelbtöne gemischt, damit sie besonders stark leuchtet.

Entworfen hat den Wagen der Karikaturist Martin Weitz. „Trump ist eine besondere Herausforderung“, findet er. „Das Problem ist, dass die zu karikierende Person sowieso schon unfreiwillig komisch ist. Da wird man als Karikaturist eher zum Illustrator, denn wenn man Trump auch noch überzeichnet, driftet man schnell in die Polemik oder ins Vulgäre ab.“

Weitz ging schließlich über das diesjährige Kölner Karnevalsthema „Tanzen“ und stellte den US-Präsidenten als „langsamen Walzer“ dar, der mühsam aufgebaute Strukturen überrollt. Der eifrigste Trump-Schöpfer unter den deutschen Karnevalswagenbauern ist ohne Zweifel der Düsseldorfer Jacques Tilly. Trump als Vergewaltiger der amerikanischen Freiheitsstatue, Trump mit der Parole „Make Fascism great again“, Trump mit abgeschlagenem Kopf … hat er alles schon gemacht. Sein Fazit: „Trump bleibt ein Konjunkturprogramm für Satiriker.“ Natürlich wird auch diesmal wieder ein Trump in Düsseldorf mitfahren, wahrscheinlich sogar zwei. Und natürlich „larger than life“ – überlebensgroß. Was genau zu sehen sein wird, verrät Tilly nicht. Es kann auch bis kurz vorher noch mal verändert werden. „Im Karnevalswagenbau gilt: Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben. Bei Trump ganz besonders.“

Ebenso wie die Kölner findet auch Tilly, dass Trump denkbar einfach nachzubilden ist. Die blonden Haare, der orangefarbene Teint, die weiß umrandeten Augen, das Haifischlächeln – „Trump ist ein Göttergeschenk für Karikaturisten.“ Die Schwierigkeit bestehe eher darin, aus so vielen denkbaren Satire-Ansätzen den richtigen auszuwählen: „Steuerreform für Millionäre, das „Fire and Fury“-Buch, sein abnormer Geisteszustand, sein Spiel mit dem Atomfeuer in Sachen Nordkorea, die Russland-Affäre, sein Faible für Nazis und Rassisten – ja was nimmt man denn da?“

Tilly war im September selbst in Amerika und hat seine Trump-Wagen in Chicago ausgestellt. Die Reaktionen bewegten sich irgendwo zwischen Irritation und Bestürzung. Zu brachial, zu extrem, fanden viele. Tillys Erklärung: „Das sind Protestanten, die kennen keinen Karneval und dementsprechend auch keine Narrenfreiheit.“ Eine Sache macht Tilly Sorgen: Wie soll man sich bei Trump noch steigern? Wenn er nicht abgesetzt wird, bleibt er noch mindestens drei Jahre im Amt. „Da muss man mit seinem satirischen Pulver etwas haushalten.“ (dpa)