Brexit oder Gruselclown?

Was wird das neue "Wort des Jahres"? | dpa

Einen Rückblick der besonderen Art bietet die Gesellschaft für deutsche Sprache am Freitag. Dann gibt sie eine Hitliste der aus ihrer Sicht zehn wichtigsten Wörter des Jahres bekannt.

Brexit ist einer der Anwärter für das «Wort des Jahres», das an diesem Freitag (9. Dezember) in Wiesbaden bekanntgegeben wird. Der geplante Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union beschäftigt die Politik – und wird dies auch weiter tun. Bis Ende März 2017 will die britische Premierministerin Theresa May der EU offiziell das Austrittsgesuch unterbreiteten, es folgen Verhandlungen über die Konditionen des historischen Schritts.

Das «Wort des Jahres» wählt alljährlich eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) aus. Diesmal werde die Auswahl aus rund 1300 Fundstellen in Medien und 700 externen Vorschlägen getroffen, erklärte die GfdS. Ihre Entscheidung fällt die Jury am Mittwochabend, bekanntgegeben wird sie am Freitag. 2015 lag der Begriff «Flüchtlinge» ganz vorn.

Möglich ist auch, dass 2016 nicht die große Politik, sondern ein kriminelles Phänomen das Rennen macht: Die «Gruselcowns», die ahnungslose Bürger in Angst und Schrecken versetzten, gehören ebenfalls zu den Favoriten. Chancen hat zudem der Begriff «postfaktisch». Er kommt zum Einsatz, wenn die öffentliche Meinung weniger von objektiven Tatsachen als von Gefühlen und Ressentiments beeinflusst wird. In seiner englischen Übersetzung «post-truth» hat es die Vokabel schon zum «international Word of the Year» gebracht.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hält Ausschau nach Wörtern und Wendungen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich besonders bestimmt haben. Für die Auswahl entscheidend ist der GfdS zufolge nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern vielmehr seine Signifikanz, Popularität und sprachliche Qualität. Die Jury wählt stets eine Rangliste der insgesamt zehn wichtigsten Wörter des Jahres aus.

Die Berliner «Lichtgrenze» zum Mauerfall-Jubiläum war das Wort des Jahres 2014. Den sprachlichen Nerv der Zeit hatten in den Jahren zuvor – nach dem Urteil der Jury – die Abkürzung GroKo (2013), die Rettungsroutine (2012) und der Stresstest (2011) getroffen.

Die Aktion der Gesellschaft für deutsche Sprache gibt es bereits seit dem Jahr 1977. Eine andere Jury aus Sprachwissenschaftlern und Journalisten kürt zudem jedes Jahr ein «Unwort». Mitte Januar wird mit einer Entscheidung für 2016 gerechnet. (dpa)