Bombenanschlag auf Popkonzert - 22 Tote in Manchester

Polizisten und andere Einsatzkräfte kümmern sich in der Nähe der Manchester Arena um eine verletzte Frau. | dpa

Die britische Innenministerin Amber Rudd sprach von einem „barbarischen Angriff“. Die Regierung wollte am Dienstagvormittag zu einer Krisensitzung zusammenkommen. Der Wahlkampf vor den Parlamentswahlen am 8. Juni ist unterbrochen.

Die Explosion hatte sich am späten Montagabend in der Manchester Arena ereignet, einer Konzerthalle, die bis zu 21.000 Besuchern Platz bietet. Zeugen berichteten von einem Knall nach dem letzten Lied Grandes gegen 22.30 Uhr Ortszeit (23.30 Uhr MESZ). Die BBC berichtete unter Berufung auf die Polizei, die Explosion sei im Foyer der Halle gewesen. Der Veranstalter erklärte, es sei in einem öffentlichen Raum außerhalb der eigentlichen Konzerthalle passiert.

Krankenwagen rasten zur Manchester Arena. Hubschrauber kreisten über dem Areal. Notfalldienste und Feuerwehr baten die Bevölkerung über den Kurznachrichtendienst Twitter, sie wegen des Einsatzes nur bei lebensbedrohlichen Angelegenheiten zu kontaktieren. Rund um die Halle zogen bewaffnete und maskierte Polizisten auf. Auch Sprengstoffspezialisten waren im Einsatz.

Der unmittelbar neben der Halle liegende Bahnhof Manchester Victoria wurde gesperrt. Die Polizei forderte die Menschen via Twitter auf, sich aus der Gegend um die Halle fernzuhalten. Sie rief die Bürger zu Wachsamkeit auf.

In der Konzerthalle spielten sich nach der Explosion laut Augenzeugen dramatische Szenen ab. „Der Knall hallte durch das Foyer der Arena und die Leute fingen an zu laufen“, berichtete ein 17-Jähriger, der mit seiner zwei Jahre älteren Schwester das Konzert besucht hatte. „Ich sah, wie die Leute schreiend in eine Richtung rannten und sich plötzlich viele umdrehten und wieder in die andere Richtung liefen“, sagte der Jugendliche dem Nachrichtensender Sky News.

Augenzeugen berichteten von Menschen, die blutüberströmt auf dem Boden lagen. Dort hätten auch Metallteile und Splitter gelegen. Auf Bildern waren Konzertbesucher mit Beinverletzungen zu sehen. Menschen flohen in Panik und mit Tränen in den Augen aus der Halle.

Grande war angesichts der Ereignisse „am Boden zerstört“. „Aus tiefstem Herzen: Es tut mir so leid. Mir fehlen die Worte“, schrieb die 23-Jährige auf Twitter. Kollegen wie Justin Timberlake und Christina Aguilera zeigten sich entsetzt. In Manchester boten Anwohner den Betroffenen Unterschlupf an; bei Twitter gab es dafür den Hashtag #roominmanchester.

Sollte es sich um einen Terroranschlag handeln, wäre es für Großbritannien der schwerste seit 2005. Damals zündeten vier Muslime mit britischem Pass in der U-Bahn und einem Bus Sprengsätze. 56 Menschen starben, etwa 700 wurden verletzt.

Die auf dschihadistische Propaganda spezialisierte Site Intelligence Group meldete, dass sich bislang niemand zu dem Terroranschlag bekannte. Allerdings wurde der Vorfall in sozialen Netzwerken von Anhängern der Terrorgruppe Islamischer Staat gefeiert.

Das Konzert von Ariana Grande, das am Sonntag im Antwerpener Sportpaleis stattfinden soll, wurde derweil noch nicht offiziell abgesagt. „Wir haben verschiedene widersprüchliche Aussagen gelesen. Ob sie ihre Europa-Tour nun abbricht oder nicht, wurde bislang nicht bestätigt“, so Jan Van Esbroeck vom Sportpaleis. „Wir warten auf Meldung des Managements, auch wenn das Team derzeit andere Dinge im Kopf haben dürfte.“(dpa/belga)