Weiter Sicherheitsbedenken wegen Tihange 2 und Doel 3

Jean-Marc Nollet bei einem Arbeitsbesuch am Atomreaktor von Tihange zu Beginn des Jahres. | Photo News

Die beiden von den Wissenschaftlern hervorgehobenen Kritikpunkte sind dabei äußerst beunruhigend:

1. Wasserstoff kann unmöglich die alleinige Ursache für die Tausenden am Reaktorbehälter festgestellten Risse sein. Entweder liege ein anderer Grund vor, den die Forscher allerdings nicht identifizieren konnten, oder – noch beunruhigender – die aktuellen Mängel seien mit der Zeit entstanden.

2. Die von Electrabel angewandte Methodik zur Analyse der Wechselwirkung zwischen den Mängeln sei weder wissenschaftlich fundiert noch gebe es Beweise, das das „worst-case-scenario“ auch tatsächlich in Betracht gezogen worden sei. „Im Nuklearsektor spielt man nicht mit der Sicherheit. Durch ein OK zum Wiederhochfahren dieser Rissereaktoren setzt die Regierung die Bevölkerung einem unkalkulierbaren Risiko aus“, so der Vorsitzende der Ecolo-Fraktion in der Kammer, Jean-Marc Nollet, der das Vorgehen der Atomaufsichtsbehörde (Fank) kritisiert. „Die Art und Weise, wie die Aufsichtsbehörde den wissenschaftlichen Dialog beendet, indem sie einfach nicht auf fundierte Argumente reagiert, ist einfach inakzeptabel und ist in sich schon bezeichnend für den Ernst der Lage. Das passt aber genau ins bisherige Bild fehlender Transparenz und des stückchenweisen Durchsickerns von Informationen wie ihn die Wissenschaftler berechtigterweise kritisieren“.

Für die Grünen müsse die Veröffentlichung dieser Studie unweigerlich dazu führen, die übereilt und ohne  ausreichenden wissenschaftlichen Konsens in Sachen Risiken getroffenen Entscheidungen endlich infrage zu stellen, heißt es in einer Mitteilung von Ecolo Ostbelgien.

„Schließlich handelt es sich nicht um die erste wissenschaftliche Studie, die das Wiederhochfahren von Doel 3 und Tihange 2 infrage stellt. Was braucht es noch mehr, damit die Regierung endlich alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz der belgischen Bevölkerung aber auch unserer deutschen und holländischen Nachbarn vor diesen leichtsinnigen Risiken ergreift? Die Starrköpfigkeit von Electrabel, der FANC und der Minister Jambon und Marghem ist einfach untragbar“, so Nollet. (red/sc)