Ich bin halt etwas anderer Meinung



Da war einmal ein indischer Richter. Als er am Abend zu seiner Frau heimkam, berichtete er von seinem Tag. „In einem Fall habe ich einem Herrn Sing recht gegeben“, sagte er. „Aber die Sache von seinem Gegner, dem Herrn Tagore, war doch der Wahrheit viel näher“ meinte die Frau. „Ja“, sagte der Richter, „dem habe ich natürlich auch recht gegeben.“ Darauf die Frau: „Du kannst doch nicht beiden Parteien recht geben.“ „Siehste, liebe Frau“, antwortete er, „Du hast halt auch recht.“

Sie, Herr Hezel, haben auch recht, aber auch unrecht. Aus Ihrem Leserbrief schlussfolgere ich, dass Sie nicht an einen Gott glauben. Ich wohl, und wir haben beide recht. Ich kann Ihnen nicht beweisen, dass es einen Gott gibt, aber Sie können mir auch nicht beweisen, dass es keinen Gott gibt. Da steht es 1:1. All die Wunder der Natur sind für mich keine Zufälle, so viele kann es gar nicht geben, sondern dahinter seht ein genialer Schöpfergeist, eben Gott. Als kleiner Junge kann ich mich an einen Radioansager erinnern, der mal sagte: „Donnerwetter, im Herbst fallen die Blätter – sieh mal einer an, im Frühling sind se wieder dran.“

Wo wir uns in etwa einig sind, ich glaube auch nicht an eine Religion oder Kirche. Da ist ja seit allen Zeiten, und sogar heute noch, an vielen Stellen, im Namen einer Religion Furchtbares geschehen. Unterdrückung, Mord und Totschlag.

Ich glaube jedoch trotzdem an Gott. Teils aus Logik und weil Jesus Christus Nächstenliebe und Barmherzigkeit propagiert hat. Dass Jesus gelebt hat, wird ja weder historisch noch wissenschaftlich infrage gestellt. Und wenn wir, vor allem wir Christen, seine Lehre ernster nähmen, sähe es in der Welt ganz anders aus. Schuld sind nicht immer die anderen, sondern wir alle. Auch wir Christen. Die Botschaft: „Liebe deinen Nächsten und sogar deinen Feind“ ist oft für uns leider nur Pumuckl, Schlumpfi und Struppi. Ich fühle mich auch nicht von Ihnen angegriffen, sondern bin halt etwas anderer Meinung.

Rolf A. Lander, Eupen