Kathy Hendrich und die DFB-Elf wollen sich gegen Südkorea auf keine Rechenspiele einlassen

<p>„Wir gehen all in“, sagt Abwehrspielerin Kathy Hendrich vor dem entscheidenden Spiel gegen Südkorea.</p>
„Wir gehen all in“, sagt Abwehrspielerin Kathy Hendrich vor dem entscheidenden Spiel gegen Südkorea. | Foto: belga

„Wir wissen um die Bedeutung des Spiels, alles andere als ein Sieg ist nicht drin“, sagte Nationaltorhüterin Merle Frohms vor der Partie am Donnerstag (12 Uhr). Dem Vize-Europameister sei natürlich bewusst, „dass viel Druck auf uns lastet, weil wir erfolgreich sein wollen, aber auch weil zu Hause ganz viele Menschen sitzen, die uns zuschauen.“ Kathy Hendrich versicherte daher: „Wir werden all-in gehen. Alles oder nichts – so werden wir auftreten.“

Nur mit einem Sieg kommt der zweimalige Weltmeister (drei Punkte) sicher weiter, auf Rechenspiele bei einem Remis oder sogar einer knappen Niederlage will sich im deutschen Lager niemand einlassen. Also grübelte Voss-Tecklenburg seit der 1:2-Pleite gegen Kolumbien (6) über Veränderungen ihrer Startelf. „Wie immer haben wir uns Gedanken gemacht, welche Dinge wir anpassen können“, sagte die Bundestrainerin. Man schaue, ob der Gegner etwas offenbare, „das wir ausnutzen können“.

Bundestrainerin muss nicht den Pausenclown spielen.

Da wären die deutschen Größenvorteile – um diese optimal einzusetzen, gilt eine Doppelspitze mit dem kopfballstarken Duo Popp und Lea Schüller als realistische Variante. Durch eine solche Umstellung könnte die zuletzt formschwache Mittelfeldspielerin Lina Magull aus der ersten Elf rutschen, in der Defensive wird der erste Einsatz der erfahrenen Abwehrchefin Marina Hegering nach auskurierter Fersenprellung erwartet. Dazu dürfte Sara Däbritz ihr 100. Länderspiel absolvieren.

Dass die Drucksituation zu Verkrampfung führe, die durch gezielte Auflockerung bekämpft werden müsse, wies Voss-Tecklenburg zurück. „Es war nicht notwendig, den Pausenclown zu spielen, sondern wir haben sowieso überwiegend gute Stimmung“, erwiderte die 55-Jährige.

Denn selbst der Gruppensieg ist noch möglich und würde dem DFB-Tross einige Reisestrapazen ersparen – die Spielerinnen fühlen sich gewappnet. „K.o.-Spiele sind nichts Neues für uns“, stellte Abräumerin Lena Oberdorf fest und verwies auf den jüngsten Einzug der zahlreichen Wolfsburgerinnen im DFB-Team ins Champions-League-Finale: „Klar, es ist jetzt das Gefühl, dass man ein WM-Spiel früher damit anfängt. Aber an sich ändert sich nichts. Wir gehen da rein und wollen gewinnen.“

Etwas dagegen hat aber Colin Bell, ein ausgemachter DFB-Experte. Südkoreas Nationalcoach hat große Teil seiner Karriere in Deutschland verbracht. Unter anderem gewann der Engländer mit dem 1. FFC Frankfurt (heute Eintracht) 2015 die Champions League.

Angesprochen auf eine mögliche Wiederholung des „Wunders von Kasan“ bei der WM 2018, bei der die deutschen Männer im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea gescheitert waren, meinte Bell: „Der Begriff Wunder ist immer ein sehr groß angelegter Begriff.“ Eine „Mini-Chance“ bestehe auf einen Sieg, der Glaube an „etwas Sensationelles“ sei da.

Voss-Tecklenburg verriet, dass sie den Vize-Asienmeister in der Gegneranalyse als eine Art taktische Wundertüte vorgestellt habe. Bell sei ein „Trainerfuchs“, meinte die Bundestrainerin, aber: „Wir wissen, dass sie uns Räume geben und dass wir unsere Mittel haben.“

Oberdorf glaubt fest an den nötigen spielerischen Fortschritt: „Es kommt der Moment, in dem der Knoten wieder platzt und wir voll da sind.“ Am besten gleich im vorzeitigen K.o.-Spiel gegen Südkorea. (sid/leo)

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