Australiens WM-Traum lebt: „Die Nation inspiriert“

<p>Beim Gastgeber Australien ist das Fußballfieber entfacht.</p>
Beim Gastgeber Australien ist das Fußballfieber entfacht. | Foto: dpa

Torheldin Hayley Raso brüllte im Knäuel ihrer Teamkolleginnen ihre pure Freude heraus, der geschonte Superstar Sam Kerr spazierte breit grinsend über den Rasen – und auf der Tribüne stieg die ganz große Party: Der australische WM-Traum lebt! Mit einer Machtdemonstration gegen Olympiasieger Kanada haben die „Matildas“ große Hoffnungen auf den heimischen Titel-Coup geschürt und ihre Landsleute endgültig ins Fußball-Fieber versetzt.

„Ihr habt die Nation inspiriert“, schwärmte der Sydney Morning Herald. Es sei „einzigartig“, betonte Trainer Tony Gustavsson: „Seht euch an, wie die Fans die Mannschaft getragen haben. Und dann die Spielerinnen, diese Gruppe hat etwas ganz Besonderes an sich.“ Er sei „sehr, sehr stolz und privilegiert“, diese Momente erleben zu dürfen.

Nach der Blamage gegen Nigeria (2:3) ließen die Australierinnen dem Tokio-Champion beim 4:0 (2:0) zum Gruppenabschluss keine Chance, buchten so doch noch ihr Achtelfinalticket. „Jemand hat Sonntag gefragt, ob dies ein Moment ist, der das Vermächtnis bestimmt? Ist das ein Scheideweg-Moment? Ja, das war es, und wir sind nicht davor zurückgeschreckt“, erzählte Gustavsson.

Nun geht es am kommenden Montag (12.30 Uhr MEZ) gegen den Zweiten der Gruppe D, mögliche Gegner sind Dänemark oder China. In der Form von Melbourne dürften das keineswegs unüberwindbare Hürden werden. Defensiv stabil, nach vorne überfallartig und ideenreich – die Matildas versprühten vor 27.706 Zuschauern gehörig Glanz. Und dabei wurde die von ihrer Wadenverletzung genesene Kerr nicht einmal gebraucht, saß 90 Minuten auf der Bank.

In dieser Verfassung kann es weiter gehen als je zuvor, bei den besten Turnieren 2007, 2011 und 2015 war jeweils im Viertelfinale Schluss. Hayley Raso (9./39.), Mary Fowler (58.) und Kapitänin Steph Catley (90.+4, Foulelfmeter nach Videobeweis) ließen die Gastgeberinnen im AAMI Park jubeln. „All der Lärm draußen. Die Art und Weise, wie sie einfach raus wollten, das Spiel spielten und sich selbst treu blieben, war etwas ganz Spezielles“, schwärmte Gustavsson von seinem Team.

Tränen gab es dagegen bei den Kanadierinnen, die mit vier Punkten überraschend erstmals seit 2011 in der Vorrunde scheiterten. Die WM-Karriere von Christine Sinclair endet damit im Alter von 40 Jahren bitter. „Die Realität hat uns eingeholt, aber man muss Australien zugute halten, dass sie die bessere Mannschaft waren“, sagte Trainerin Bev Priestman: „Fußball ist grausam, es war nicht unsere Nacht und das war's.“

Hingegen genügte Nigeria eine Nullnummer in Brisbane gegen Irland, um wie 2019 ins Achtelfinale vorzustoßen. 1999 stand Nigeria sogar in der Runde der letzten Acht, die damals direkt auf die Vorrunde folgte. Japan und Spanien hatten schon vor ihrem Aufeinandertreffen in Neuseeland vorzeitig die Runde der letzten 16 Mannschaften erreicht. Die Auswahl Nippons weist 11:0 Tore und neun Punkte auf, für die Ibererinnen stehen 8:4 Treffer und sechs Zähler zu Buche. 

Im Parallelspiel der Gruppe C setzte sich Sambia in Hamilton mit 3:1 (2:0) gegen Costa Rica durch und feierte den ersten WM-Sieg. Japan hatte zuvor 2:0 gegen Costa Rica und 5:0 gegen Sambia gewonnen. Die Spanierinnen holten ebenfalls klare Siege gegen Sambia (5:0) und Costa Rica (3:0). (sid/tf)

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