Zwei Jahre nach der Jahrhundertflut - Wie ist die Lage?

<p>Menschen gehen in Bad Münstereifel durch einen Teil der Fußgängerzone, die noch nicht fertiggestellt ist. Knapp zwei Jahre nach der Flutkatastrophe von 2021 sind in den betroffenen Orten immer noch die Folgen sichtbar.</p>
Menschen gehen in Bad Münstereifel durch einen Teil der Fußgängerzone, die noch nicht fertiggestellt ist. Knapp zwei Jahre nach der Flutkatastrophe von 2021 sind in den betroffenen Orten immer noch die Folgen sichtbar. | Fotos: dpa

Vor allem in der Eifel und im Ahrtal gingen um den 14. Juli 2021 extreme Niederschläge und Starkregen gingen nieder - es gab große Schäden. Besonders betroffen war der Kreis Euskirchen, wo 26 Menschen starben. In Bad Münstereifel wurde die beschauliche Erft zu einer zerstörerischen Macht. Und in dem bei Wanderern beliebten Gemünd stand das Wasser meterhoch. Inzwischen sind viele Schäden äußerlich behoben. Und: Die Antragsfrist für Hilfen wurde verlängert.

Der Neubau von Brücken wird in den kommenden Wochen abgeschlossen.

Die mittelalterliche Schöne ist wieder eine Attraktion für Ausflügler und nicht für Hochwasser-Touristen. An der Haupteinkaufsmeile zwischen den Stadttoren haben die Geschäfte wieder eröffnet, die Besucher flanieren. Noch ist nicht alles gepflastert. „Die letzten schweren Arbeiten, etwa der Neubau von Brücken, werden in den kommenden Wochen abgeschlossen“, erklärt die Stadt.

Die Straßen sind repariert. Straßen.NRW kümmert sich nun um hochwassergeschädigte Hänge und Brücken. Über die Erftbrücke in Euskirchen soll noch im Juli der Verkehr auf allen vier Spuren fließen. Ende November soll in Jülich die neue, 9,5 Millionen Euro teure Rurbrücke fertig sein.

Wegen des Hochwassers vor zwei Jahren kann die 165 Kilometer lange Eifelstrecke zwischen Köln und Trier immer noch nicht vollständig befahren werden. Derzeit baut die Bahn an dem zehn Kilometer lange Abschnitt zwischen Kall und Nettersheim. Der von der Flut verdreckte Schotter wird an Ort und Stelle mit einer Aufbereitungsanlage wieder einsatzfähig gemacht. Im zweiten Quartal 2024 soll die Bahn wieder bis Trier durchfahren. Die 14 Kilometer lange Bahntrasse zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel soll Ende dieses Jahres wieder intakt sein. Bad Münstereifel hat derzeit zwar einen Bahnhof, aber keine Gleise.

Dafür stehen in Nordrhein-Westfalen 12,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Ende März 2023 waren davon erst 2,9 Milliarden Euro bewilligt. Rund 25 000 Anträge auf Gewährung von Wiederaufbauhilfen lagen vor. Der Beratungsbedarf sei sehr hoch, berichtet Heike Schneider, die Leiterin der Stabsstelle Wiederaufbau beim Kreis Euskirchen. Dort helfen Fachleute beim Ausfüllen der komplizierten Online-Formulare. „Es gibt immer noch Menschen, die zum ersten Mal kommen“, berichtet Schneider. Fast alle Terminangebote würden genutzt.

Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) sagt, der Wiederaufbau in Nordrhein-Westfalen komme große Schritte voran. „Daneben gibt es jedoch auch Betroffene, die bisher – sei es aus emotionalen Gründen oder aufgrund des Alters – es noch nicht geschafft, einen Antrag zu stellen“, sagt die Ministerin. Die Antragsfrist wurde verlängert auf den 30. Juni 2026, die Bewilligungsfrist auf den 31. März 2030.

Die Steinbach-Talsperre ist immer noch leer.

Die Steinbach-Talsperre war ein Brennpunkt während der Flut. Ein Dammbruch drohte. Tausende Bewohner mussten die unterhalb gelegenen Dörfer verlassen. Die südlich von Euskirchen gelegene Talsperre ist immer noch leer. Gutachten und Berechnungen sind nötig. Das Bauwerk aus den 1930er Jahren soll wieder Brauchwasser für Bauern und Löschwasser für Feuerwehr sowie Hochwasserschutz bieten. Viele warten darauf, dass das denkmalgeschützte Waldfreibad wieder öffnet.

<p>Eine Kerbe ist im Staudamm der Steinbach-Talsperre zu sehen. Nach dem drohenden Dammbruch im Hochwasser vom Juli 2021, ist in den Damm eine Rinne eingebaut worden, durch die Wasser bei Hochständen ablaufen kann.</p>
Eine Kerbe ist im Staudamm der Steinbach-Talsperre zu sehen. Nach dem drohenden Dammbruch im Hochwasser vom Juli 2021, ist in den Damm eine Rinne eingebaut worden, durch die Wasser bei Hochständen ablaufen kann.

In der Krisennacht gab es zeitweise kein Telefon, Mobilfunk und Internet in der Eifel. Der Kreis Euskirchen hat daher 174 Notfallmeldestellen eingerichtet. Sie werden künftig mit Einsatzkräften besetzt, falls die Notrufe 112 und 110 großflächig ausfallen sollten.

Viele Betroffene brauchen weiter eine stützende Hilfe. Dies werde noch mindestens zwei Jahre geleistet, versichert die Hilfsorganisation Die Malteser, die in Gemünd das Fluthilfezentrum Schleidener Tal betreibt. Auch in Hagen bleibt das Hochwasserbüro der Arbeiterwohlfahrt bis 2025 offen. Der Bedarf an Unterstützung sei nach wie vor hoch, erklärt die AWO. Nach dem traumatischen Ereignis kommen viele Menschen nur langsam in den Alltag zurück, wie er vor der Flut war. Auch zwei Jahre danach wohnen Menschen noch in provisorischen Unterkünften.

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment