Religion und Atheismus

Wo kämen wir hin ohne die Atheisten? Es ist keine zynische, sondern eine ehrliche und offene Frage. Gemeint sind natürlich ehrliche und nachdenkliche Atheisten wie ein André Comte-Sponville, nicht die Pob-Atheisten, die sich schon mal in Leserbriefen zu Wort melden. Der Glaube an Gott braucht die Herausforderung durch die Gottesbekämpfer. Friedrich Nietzsche hat der modernen Theologie einen großen Dienst erwiesen, indem er alle Gottesbeweise in Frage stellte.

Es steht außer Frage, dass eine Religion, die sich nicht in Frage stellen lässt, zu einem geschlossenen System wird, das zu Gewalt greift, wenn es angetastet wird. Die Geschichte und die Gegenwart liefern genügend Beweise. Aber in Frage stellen bedeutet nach besseren Überlegungen suchen und nicht einfach die Frage, hier die Frage nach Gott, über Bord zu werfen.

Kommentare

  • Wenn man einen Leserbrief schreibt, ist man also nicht "ehrlich und nachdenklich" - Herr Calles hat den 'christlichen Gedanken' scheinbar unvoreingenommen verinnnerlicht und kann unterscheiden, wer denn nun ein 'guter'/'echter' Atheist ist und wer nicht...

    Spaß beiseite, "die Frage nach Gott" (wieso nur einer? welcher von denen? welcher ist der 'echte') kann man ruhigen Gewissens "über Bord werfen", denn wie der brilliante Christopher Hitchens einmal sagte: "Was ohne Beweis behauptet wird, kann auch ohne Beweis widerlegt werden".

    Die Behauptung, es gäbe 'einen Gott' hat also genauso viel Stellenwert, wie die Behauptung, es gäbe einen Großen Schlumpf.

    Eine Phantasiefigur (Gottheit) heranziehen zu m¨üssen, weil man sich nicht eingestehen kann, dass der Mensch bestimmte Dinge noch nicht begreift oder vielleicht auch nie begreifen kann (der Platzhalter-Gott, oder Lückenfüller-Gott), ist eine intellektuelle Bequemlichkeit, um "damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen" (Richard Dawkins) und aufzuhören, uns Fragen zu stellen, denn "Gott" ist ja scheinbar die Antwort auf alles...

  • Nun weiß ich nicht, was ein „Pob-Atheist“ sein soll - Herr Calles wahrscheinlich auch nicht -, was ich weiß ist, dass spätestens seit der Aufklärung nach „besseren Überlegungen“ gesucht und diese auch gefunden wurden.

    Eine bessere „Überlegung“, die Welt zu verstehen und zu erklären liegt u.a. in der wissenschaftlichen Forschung, die mit unzähligen religiös/biblischen Märchen und Dogmen aufgeräumt hat. Und dies bis heute gegen den erbitterten Widerstand der Glaubenshüter. Auch von… Pop-Glaubenshütern, die meinen in Leserbriefen ihren Glauben und ihren Gott verteidigen und den Einsatz hierfür für die Nachwelt dokumentieren zu müssen.
    Hätte es nicht für möglich gehalten, dass ein Theologe sich eine solche Blöße gibt.

    Wenn die Wissenschaft auch (noch) nicht alles erklären kann, die Religionen erklären… gar nichts!

    Man muss die Frage nach Göttern nicht über Bord werfen. Solange sich diese Götter jedoch nicht manifestieren und ihr Interesse an dieser Welt, diesem Planeten und allem was sich in Jahrmillionen darauf entwickelt hat, nicht sichtbar werden lassen, lohnt sich m.E. die Auseinandersetzung mit einer imaginären „Gestalt“ allenfalls für theologische Trockenübungen oder … südtiroler Jesusschnitzern.

    Sollte Nietzsche und all die namhaften Atheisten vor und nach ihm, den Theologen wirklich einen Dienst erwiesen haben, konnten diese leider bisher nicht viel damit anfangen.
    Wahrscheinlich hatte der deutsche Philosoph und Soziologe Hans Albert recht, als er anmerkte:
    „Theologie ist der professionalisierte und institutionalisierte Missbrauch der Vernunft im Dienste des Glaubens.“
    Auch nur ein „Pob-Atheist“?

    Antworten darauf gibt es allenfalls in der Leserbriefspalte des GE

  • Werter Herr Hezel, werter Herr Leonard,
    Sie erinnern mich an einen Veganer der mit allen Mitteln versucht mich zu bekehren. Warum nur? Welche Probleme haben Sie damit Gläubige nach Ihrer fasson selig werden zu lassen?
    Weil ich es leid war Beiträge für einen Verein zu zahlen bei dem ich nicht brechtigt war den Vorstand zu wählen bin ich vor 40 Jahren ausgetreten. Das hindert mich aber nicht daran das Engagement der Glaubensgemeinschaften zu würdigen. Nicht jeder der Kindergärten betreibt ist ein Pädophieler und nicht jeder der Altersheime betreibt ein Erbschleicher. Ohne diese, oftmals von kirchlichen Trägern betriebene Einrichtungen wäre mancher Staat um vieles ärmer, auch kulturel. Natürlich kann man die in der Schrift beschriebenen Ereignisse als Märchen abtun. Man kann aber auch, wie es die Wissenschaft versucht, sie be- oder widerlegen. Und siehe da, vieles was beschrieben wurde fand tatsächlich statt. Auch wenn es nur regionale Ereignisse waren (z.B. die "Sindflut") muss man die Berichte darüber im Kontext mit der Zeit, dem Wissensstand der Erzähler und dem Wissensstand des "Publikums" sehen. Ein Hochwasser wie seinerzeit in der Eupener Unterstadt oder im Aartal war in "vorchristlicher Zeit" schon mal ein "Weltereignis das Eingang in die damaligen Geschichtsbücher gefunden hat. Die Tatsache das danach das Lebsn weiter ging musste irgendwie erklärt werden. Natürlich müssen wir Religionen hinterfragen, natürlich gibt es, warum soll es beim Klerus anders sein als im richtigen Leben, Korruption und andere schwarzen Schafe. Warum aber der Generalverdacht? Wenn Sie den Rat eines alten Mannes annehmen wollen, besuchen Sie einmal ein von der Kirche betriebenes Hospiz. Wahrscheinlich wird ein solcher Besuch, wenn Sie dabei unvoreingenommen Gespräche mit den beteiligten Personen führen, auch Sie vieles besser verstehen lassen.

  • Ich kann Ihre Anmerkungen gut nachvollziehen, Herr Gebser. Danke dafür!
    Mir geht es auch keinesfalls darum, weder Sie noch andere von Ihrem Glauben abzubringen oder Sie mit ihrem Glauben “nicht selig werden zu lassen”.
    Mir geht es um eine kritische Betrachtung von Religionen, ja, auch um die Hinterfragung ihrer historischen Relevanz, ihrer Glaub-Würdigkeit und nicht zuletzt und vor allem um die Frage, inwieweit religiöse Lehren mit einer verantwortbaren Ethik im 21. Jahrhundert und mit einer wissenschaftlich-naturalistisch-humanistischen Weltanschauung noch vereinbar sind.
    Dafür muss Platz sein.
    Ich wehre mich allerdings gegen Aussagen, die u.a. suggerieren, ohne christliche Religion gäbe es keine Werte, keine ethisch-moralische Orientierung auf diesem Planeten und gegen reaktionäres Verteidigen längst abgeräumter religiöser Dogmen.
    Ich stelle selbstverständlich die Leistungen religiöser Glaubensgemeinschaften nicht in Frage, bin jedoch der Meinung, dass die gleichen Leistungen auch von säkularen Einrichtungen geleistet werden (können) und es keiner religiösen Überzeugung und noch weniger religiöser Gebote bedarf, um … Leid zu lindern.
    Alles Gute!

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