Francis Cloth als Kommandant der Hilfeleistungszone DG vereidigt

<p>Francis Cloth als Kommandant der Hilfeleistungszone DG vereidigt</p>

Am Gemeindehaus in Kelmis hing im Jahr 2003 ein Zettel. Über diesen Aushang wurde nach freiwilligen Feuerwehrleuten für die Kommune gesucht. Francis Cloth fühlte sich angesprochen und meldete sich kurzerhand. Dass er nun, fast 20 Jahre später, Leiter der Hilfeleistungszone DG ist, hätte er sich damals nicht träumen lassen. Feuerwehrmann: Das war für ihn kein früher Berufswunsch aus Kindheitstagen und selbst als Erwachsener hatte er als selbstständiger Versicherungsmakler lange Zeit nur im Schadensfall mit den Auswirkungen der Flammen zu tun gehabt. „Es war wirklich purer Zufall, dass ich da hineingeschlittert bin“, erklärt der Kelmiser gegenüber dem Grenz-Echo.

Mittlerweile hat Francis Cloth unzählige Einsätze hinter sich. Er kann sich aber noch sehr gut daran erinnern, wie es war, zum ersten Mal in voller Montur den lodernden Flammen entgegenzutreten. „Es war das Feuer am Chateau Graaf in Montzen, wo wir mit der Wehr von Bleyberg zusammen gelöscht haben. Wir waren fünf bis sechs Stunden im Einsatz. Das war mein erster, wirklich großer Brand. Es war mein erstes beeindruckendes Erlebnis als Feuerwehrmann.“ Seither hat ihn die Leidenschaft nicht mehr losgelassen. Und auch heute noch brennt er im übertragenen Sinn für die Hilfeleistungszone.

Wobei es nicht immer leicht ist: Auch der erste Todesfall im Einsatz hat sich eingeprägt. „Es handelte sich um einen Autounfall in Kelmis. Der technische Aspekt des Feuerwehrmann-Daseins wird dann auf einmal zu etwas ganz Persönlichem. Die Verstorbene war eine ehemalige Kollegin. Das gibt der Sache noch einmal eine ganz andere Dimension“, so Cloth, der zusammenfasst: „Es ist nicht immer lustig. Es gibt Momente, in denen man feststellen muss, dass es zu spät ist. Das ist sehr frustrierend. Wir Feuerwehrleute kommen eigentlich, um zu helfen, aber in manchen Fällen ist das nicht mehr zu schaffen.“

Diese „Frustmomente“ sind zum Glück dünn gesät. „In 80 bis 90 Prozent der Fälle können wir den Menschen helfen und ihnen in schwierigen Situationen helfen“, schätzt Francis Cloth. Das habe vor allem die Flutkatastrophe im letzten Sommer gezeigt, bei der die Feuerwehr mit großer Personalstärke im Einsatz war. Das habe ihm ganz deutlich gemacht: „Dieser Job, das ist genau mein Ding.“

Francis Cloth gilt als Teamplayer mit guten Kommunikationsfähigkeiten.

Kein Wunder also, dass er nun einen weiteren beruflichen Schritt gegangen ist. Vor den Bürgermeistern der DG-Gemeinden hob der 49-Jährige am Mittwoch die Hand und leistete seinen Eid als neuer Zonenkommandant. Diesen Posten hatte Francis Cloth bereits in den acht letzten Monaten diensttuend inne. Vom Berufsalltag wird sich für ihn also nicht viel verändern. Er hat bereits begonnen, dem Arbeitsumfeld seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Die Bürgermeister konnten sich davon ein Bild machen – und es fiel offensichtlich positiv aus.

Zonenpräsidentin Claudia Niessen (Ecolo) wandte sich im Rahmen der Eidesleistung an Francis Cloth: „Wir Bürgermeister haben die Zusammenarbeit n den letzten Monaten sehr geschätzt. Du bist ein absoluter Teamplayer. Du legst viel Wert darauf, die Menschen mitzunehmen. Du hast eine gute Kommunikation – leicht verständlich auch für Menschen, die nicht tagtäglich mit der Feuerwehr zu tun haben. Wir freuen uns auf eine weitere Zusammenarbeit. Ich weiß, dass du viele Pläne und viel Energie hast. Ich bin sicher, dass du eine Mannschaft hast, auf die du zählen kannst. Und wir zählen auf dich.“

Claudia Niessen überreichte dem Kelmiser zwei Abnäher für seine Uniform und einen Kommandanten-Helm. Außerdem bedankte sie sich ausdrücklich bei der Familie des neuen Zonenchefs. „Als Feuerwehrkommandant ist man rund um die Uhr mit seinem Job verheiratet. Das Ganze funktioniert nur, wenn man hinter sich ein Familienunternehmen hat, das diese Leidenschaft mitträgt.“ Mit einem Blumenstrauß ging ein Dankeschön an die Frau des neuen Zonenleiters, „die mindestens genauso flexibel sein muss wie ihr Mann“, um das Ganze zu stemmen.

Die größte Herausforderung wird aus Sicht von Francis Cloth in Zukunft sein, trotz der demografischen Entwicklung, Freiwillige für die Aufgaben der Feuerwehr zu begeistern. Das ist allerdings nicht so leicht. Die Arbeit wird zunehmend technisch komplexer. „Wir haben ein wirkliches Problem, geeignetes Fachpersonal zu finden“, gesteht Francis Cloth. Eine Ausbildung, die früher in rund 78 Stunden absolviert werden konnte, erfordert heute bis zu 262 Stunden. Wer den Offiziersrang anstrebt, muss über 1.000 Stunden an Ausbildung auf sich nehmen. „Es ist eine komplexe und schwierige Konstellation, die durch die Reform 2015 zustande gekommen ist, mit der man besonders in der ländlichen Umgebung zu kämpfen hat“, so Francis Cloth. Einer seiner Schwerpunkte wird daher in Zukunft die Förderung und Begleitung der nebenberuflichen Wehrleute sein – inklusive der Anwerbungen dieses Personals. Fakt sei nämlich, dass „wir eine Hilfeleistungszone der Freiwilligen bleiben“.

Francis Cloth nimmt das Zepter voller Tatendrang in die Hand. „Ich empfinde die Hilfeleistungszone als etwas absolut Notwendiges. Und wenn niemand bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, dann wird sie in eine Krise geraten. Wir haben eine Dienstleistung aufrechtzuerhalten und ich bin überzeugt, dass wir das mit dem guten Team, das wir haben, auch schaffen können. Es gibt viele Herausforderungen, aber wir haben eine gute Mannschaft. Das macht Lust, gemeinsam und langfristig etwas aufzubauen.“


Zur Person

Francis Cloth ist seit 2003 Feuerwehrmann – erst als freiwilliger Feuerwehrmann in den Reihen der Wehr in Kelmis und dann ab dem 1. Januar 2007 als freiwilliger Offizier.

Am 1. Januar 2008 wurde er freiwilliger Dienstleiter der Gemeindefeuerwehr in Kelmis und am 1. September 2013 übernahm er diese Stelle hauptberuflich.

Nach der Fusion der Feuerwehren der DG im Jahr 2015 zu einer Hilfeleistungszone leitete Francis Cloth bis April 2017 die Wache Kelmis und übernahm den Bereich „Organisation“ auf Ebene der Zone.

Seit Oktober 2021 hat er als diensttuender Zonenkommandant die Hilfeleistungszone DG übernommen. Major Holger Pip war aus persönlichen Gründen von diesem Posten zurückgetreten.

Eine Rekrutierungsprozedur wurde daraufhin in Gang gesetzt. Francis Cloth war der einzige Kandidat. Im Rahmen des Verfahrens musste er neben einem Assessment auch einen Managementplan für die Zone erstellen und diesen vor einer Jury verteidigen.

„Viel wichtiger als viele Bewerbungen, ist es, einen Kandidaten zu haben, der die Jury auf ganzer Linie überzeugt. Dies ist Fancis Cloth gelungen“, hieß es in einer Pressemitteilung der Hilfeleistungszone.

In seinem Managementplan setzt Francis Cloth den Schwerpunkt auf die Förderung und Begleitung der nebenberuflichen Feuerwehrleute. Dazu gehört auch die geplante, regelmäßige Anwerbung von freiwilligen Feuerwehrleuten und Sanitätern.

Außerdem will Francis Cloth den Rettungsdienst neu strukturieren. Ziel ist es, 24/24 Stunden an sieben Tagen die Woche in allen drei Rettungswachen der Zone (Eupen, Kelmis und St.Vith) einen Start aus der Kaserne garantieren zu können. Dazu müssen hauptberufliche Rettungssanitäter eingestellt werden. In den Abendstunden, an den Wochenenden und an Feiertagen wird man, wie gewohnt, weiterhin auf freiwillige Sanitäter setzen.

Francis Cloth ist 49 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Mit seiner Familie wohnt er in Kelmis. (red/nawi)

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