Land NRW gibt grünes Licht für die Martinszüge, aber sicher ist noch nichts

<p>Große Martinsumzüge (wie hier in Köln) dürfen 2021 in Nordrhein-Westfalen wieder stattfinden. Alldings haben viele Veranstalter wegen des Corona-Risikos Züge abgesagt oder planen verkleinerte Formate</p>
Große Martinsumzüge (wie hier in Köln) dürfen 2021 in Nordrhein-Westfalen wieder stattfinden. Alldings haben viele Veranstalter wegen des Corona-Risikos Züge abgesagt oder planen verkleinerte Formate | Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Düsseldorf/Aachen

Nach dem weitgehenden Wegfall von Martinsumzügen 2020 wegen der Corona-Pandemie gibt das Land NRW in diesem Jahr wieder grünes Licht für öffentliche Martinsfeiern. „Veranstaltungen zum Martinsfest können nach aktuellem Stand in Nordrhein-Westfalen stattfinden und unterliegen, sofern nicht mehr als 2.500 Personen teilnehmen, keinerlei Beschränkungen“, teilte das Gesundheitsministerium zuletzt auf der Grundlage der aktuellen Coronaschutz-Verordnung mit. Die Verordnung läuft allerdings am 29. Oktober, also noch vor St. Martin (11. November) aus. Ob es danach - wenn viele Tausend NRW-ler aus dem Urlaub zurück sind - Verschärfungen der Corona-Lage und damit der Auflagen gibt, kann niemand vorhersagen. Manche Fachleute erwarten sie. „Zu zukünftigen Regelungen können generell keine Aussagen gemacht werden, da diese abhängig von der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens sind“, so das Ministerium.

Das ist vielen Veranstaltern zu unsicher. „Das Risiko ist zu groß“, sagt etwa der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Bürgervereine (AKB), Manfred Grünwald. Die Vorbereitung der Züge mit Pferd, Musik, Feuer, Ordnern und Schulen sei für Ehrenamtler eine große Anstrengung. Wenn dann Absagen wegen gestiegener Inzidenzwerte drohten, verzichte man lieber von vornherein. Bei den Krefelder Bürgervereinen gebe es nur eine einzige Anmeldung - und eine gut zweistellige Zahl von Absagen - oder die Vereine hätten erst gar keine Züge vorbereitet, so Grünwald.

Das Stadtdekanat Bonn hatte „mit großem Bedauern“ den für den 8.11. geplanten großen Zug abgesagt. Wegen Corona und der Auflagen der Stadt Bonn sei eine verantwortungsvolle Durchführung unmöglich. Der Krisenstab der Stadt hatte Ende September Kontrollen der 3G-Regel (Genesen, Geimpft, Getestet) und eine Maskenpflicht auch für kleinere Züge mit unter 2.500 Teilnehmern angekündigt, diese Entscheidung aber wieder zurückgenommen. Die Rolle rückwärts brachte wiederum die Katholische Kirche in Bonn auf die Palme. Die Zusage von Oberbürgermeisterin Katja Dörner „auf öffentlichen Druck“, dass die verschärften Corona-Regeln nun doch nicht für die Martinszüge gelten sollen, komme am letzten Tag vor den Herbstferien zu spät, teilte Stadtdechant Wolfgang Picken am letzten Sonntag verärgert mit. Man könne den großen Zug nun nicht mehr so kurzfristig organisieren. „Der große Martinszug wird also ausfallen und die Stadtverwaltung trägt dafür die alleinige Verantwortung. Man hat die Martinszüge vor die Wand fahren lassen. Das ist - um es gelinde zu sagen - ein echtes Trauerspiel.“

Freude herrscht dagegen bei der Stadt Aachen, die von „positiven Signalen“ spricht. „Uns ist es ein wichtiges Anliegen, alle Organisationsteams auf dem Laufenden zu halten“, teilt Susanne Aumann vom Fachbereich Sicherheit und Ordnung mit. Viele Veranstalter hätten sich in den vergangenen Wochen bereits gemeldet, denn auch abseits von den Corona-Maßnahmen würden Martinsumzüge im öffentlichen Raum unter verkehrsrechtlichen Aspekten geprüft. Kleine Martinzüge müssten als örtliche Brauchtumsveranstaltungen lediglich angezeigt werden. Martinszüge mit mehr als 500 aktiv teilnehmenden Personen seien nach der Straßenverkehrsordnung (StVO) genehmigungspflichtig, teilte die Stadt Aachen weiter mit.

Köln bricht ebenfalls eine Lanze für die Martinszüge als eines der wenigen Angebote auch und besonders für Kinder. „Es wäre ein fatales Signal an unsere Kinder, St. Martins-Umzüge und -Feuer nur mit Einschränkungen zuzulassen oder gar zu verbieten, während zur gleichen Zeit erwachsene „Jecken“ ohne Mund-Nasen-Bedeckung stadtweit den 11.11. feiern“, sagt der Kölner Beigeordnete für Gesundheit, Harald Rau. Ähnlich sieht es NRW-Minister Karl-Josef Laumann (CDU): „Gerade in unruhigen Zeiten ist es wichtig, sich auf Tugenden wie die der Solidarität und des Helfens zu besinnen“, sagte er der Deutschen PResse-Agentur. Dafür stehe das Martinsfest. Es freue ihn besonders für die Kinder und Jugendlichen, dass die Infektionslage wieder verantwortungsvolle Martinsfeiern zulasse. Die Veranstalter der Umzüge sollten das „angemessen organisieren“. (dpa/sc)

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