Kornelimünster: Gaukler und Puppenspieler auf historischem Jahrmarkt

<p>Der gebürtige Brüsseler Gilbert Liberman gastiert als „ehrlicher Scharlatan“ auf dem Jahrmarkt.</p>
Der gebürtige Brüsseler Gilbert Liberman gastiert als „ehrlicher Scharlatan“ auf dem Jahrmarkt. | Fotos: Klaus Schlupp

Noch ist es relativ ruhig am Mittwoch während unseres Besuchs auf dem historischen Jahrmarkt. Nur Marktgendarm Rudi Pogatz ist mit seiner ersten Amtshandlung beschäftigt. „Legen’s das Kabel bitte gerade“, bittet er in seinem charmanten Wienerisch. Stolpern soll schließlich niemand. Ein wenig moderne Technik braucht man sogar auf einem historischen Jahrmarkt. In erster Linie ist er aber Auskunftsperson. Der Burgschauspieler ist schon seit Jahren Marktgendarm und freut sich immer riesig auf Kornelimünster. „Es ist wie ein nach Hause kommen“, sagt er.

Das gilt auch für Gilbert Liberman, der vor der Vorstellung noch einen Kaffee trinkt. Als echtes Kind des „fahrenden Volkes“ hat der gebürtige Brüsseler schon in Paris und halb Deutschland gelebt. Inzwischen ist sein Stammsitz im thüringischen Gotha. Von der Mitte der Republik kommt der „ehrliche Scharlatan“ schnell überall hin.

Scharlatan und Gaukler lassen Bälle und Brandlöcher verschwinden.

Congaukler Thomas Thompson kommt dazu und treibt ihn zur Werbung an. Es ist zwar alles gemütlich und entschleunigt, aber jetzt müssen die beiden ran, um den kleinen Platz vollzubekommen. Die Menschen kommen und werden nicht enttäuscht. Mit viel Überredungskunst und frankophonem Charme luchst Gilbert einem zögernden Passanten die Jacke ab. Der „ehrliche Scharlatan“ zündet sich eine Zigarette an und brennt scheinbar ein Loch hinein. Dazu natürlich die passenden Sprüche, und es qualmt sogar aus dem Loch. Kollege Thompson bricht ein Tabu. Das Publikum sieht ganz genau, wie man einen Ball verschwinden lässt, nur das „arme Opfer“ auf dem Stuhl bekommt nichts mit und staunt Bauklötze.

Wer noch nicht genug gestaunt hat, geht den Berg hinauf zu den Magic Boys. Auch der Nachwuchs aus Breinig und Kornelimünster kann zaubern und hat sogar schon Groupies gefunden. Eine ganze Schar kleiner Mädchen bewundert die jungen Zauberer um den elfjährigen Madox und ihre Tricks.

Am Flammkuchenstand hat Familie Schöne Zeit zum Plaudern. Aber das ist die große Ausnahme. Wenn am Fronleichnamstag und am Wochenende die Massen stürmen, ist es wie Fließbandarbeit, die Delikatessen in den Ofen zu schieben und an das hungrige Marktpublikum zu verteilen. „Nach dem Markttag stehen nur eine Dusche und das Bett auf dem Plan“, verrät Michelle Schöne, die im Zivilleben als Zahnarzthelferin arbeitet.

Tatsächlich, Kornelimünster ist ein Jahrmarkt mit außergewöhnlichem Angebot, ob für den Magen oder für den sonstigen Gebrauch oder zum Anschauen. Egal, ob es die handgeschlagene „Kornelimünze“ von Medallieur Christian Stein aus Castrop-Rauxel ist, spannendes, handgemachtes Spielzeug, handgemachte Figuren aus Schrauben, Hüte und vieles mehr.

An ihrem Stand sitzt Nadine Mareck mit ihren selbstgemachten Stoffpuppen. Sie liebt die gute Struktur des Marktes und die Atmosphäre. „Er bietet gute Möglichkeiten zum Miteinander“, sagt sie.

Das Wetter ist schön, aber an oberster Instanz legt man großen Wert darauf, dass die Menschen auch am ökumenischen Eröffnungsgottesdienst teilnehmen. Schließlich ist ein Jahrmarkt traditionell mit dem Kirchweihfest verknüpft. Kaum läuten die Glocken, geht auch schon ein Platzregen herunter, der pünktlich mit dem Schlusssegen endet.

Raerens Bürgermeister kam mit seiner Frau zur Eröffnung.

Natürlich zeigen dort auch Gilbert und Co. ein paar ihrer Kunststücke. Beinahe wäre übrigens der ganze Jahrmarkt in diesem Jahr an der berüchtigten „German Angst“ gescheitert, wie Bezirksbürgermeister Jakob von Thenen (CDU) in der Eröffnungsrede schilderte. Tatsächlich, die Sicherheitsauflagen waren eine Herausforderung für Veranstalter und Stadtbezirk. Gendarm Rudi ist nicht der einzige, überall steht Security und auch die echte Polizei dreht ihre Runden.

Unter den Gottesdienstbesuchern befindet sich auch das Ehepaar Güsting. Raerens Bürgermeister Erwin Güsting (MitUns) lässt es sich nicht nehmen, mit seinem Münsterschen Amtskollegen und den Trommlern und Pfeifern über den Platz zu marschieren und ein Bierchen zu trinken. Die Nachbarschaft zwischen Raeren und Kornelimünster funktioniert gut. Schließlich ist Kornelimünster ein beliebtes Ausflugsziel für Raerener Radfahrer.

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