Fabelwesen auf der Lütticher Opernbühne

<p>Leonardo Cortellazzi als Zentaur Tito auf der Lütticher Bühne.</p>
Leonardo Cortellazzi als Zentaur Tito auf der Lütticher Bühne. | Foto: ORW

Jetzt hatte das Lütticher Opernhaus das Duo erneut engagiert, um Mozarts vorletzte Oper La Clemenza di Tito in Szene zu setzen. Wiederum haben Cécile Roussat und Julien Lubeck ihrer Fantasie freien Lauf gelassen und das Singspiel um den römischen Kaiser Tito in die griechische Mythologie versetzt, als Zentauren und Fabelwesen die Welt des Olymp bevölkerten.

Da die beiden auch für das Bühnenbild, die Kostüme, die Beleuchtung und die Choreographie verantwortlich zeichnen, haben sie ein opulentes Gesamtkunstwerk kreiert, das zudem von einer achtköpfigen Akrobatengruppe animiert wird.

Ende gut, alles gut: Der Herrscher Tito verzeiht und begnadigt.

Das Thema dieser Oper, die zum allerersten Mal an der Kgl. Oper der Wallonie präsentiert wird, ist im Grunde zeitlos. Die Handlung spielt im ersten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung. Kaiser Tito möchte im Einklang mit seinen Untertanen leben. Tito (Leonardo Cortellazzi) plant seine Vermählung und wählt unter den möglichen Kandidatinnen Servilia (Veronica Cangemi), Schwester seines Freundes Sesto (Anna Bonitatibus).

Daraufhin sinnt die verschmähte Vitellia (Patrizia Ciofi), Tochter des entthronten Kaisers Vitellius, auf Rache. Sie verspricht dem ihr treu ergebenen Sesto ihre Hand, wenn dieser Tito ermordet. Gleichzeitig bittet Annio (Cecilia Molinari) Sesto um die Hand von Servilia. Dieser willigt ein. Der loyale Annio ist entsetzt, verspricht aber zugunsten des Kaisers zurückzustehen. Damit ist jedoch die Angebetete nicht einverstanden und bekennt öffentlich ihre Liebe zu Annio. Tito ist gerührt und zieht seinen Antrag zurück.

Während Sesto davoneilt, um seinen Mordplan auszführen, teilt Tito der verbitterten Vitellia mit, dass er sie nun doch zu seiner Kaiserin erheben will. Unterdessen erfährt der von Gewissensbissen geplagte Sesto, dass seine Truppen den Kaiser ermordet haben. Er beschließt, Selbstmord zu begehen, wird aber von Annio aufgehalten. Der Freund teilt ihm mit, dass der Anschlag misslungen ist und Tito lebt. Während Vitellia ihn zur Flucht bewegen möchte, bittet ihn der Freund, dazubleiben und an die Großmut des Herrschers zu appellieren.

Sesto wird Tito vorgeführt, und bittet ihn um Verzeihung. Inzwischen hat sich auch Vitellia durchgerungen, die Wahrheit zu sagen. Sie bekennt sich als Anstifterin schuldig. Tito, der seine Herrschaft nicht auf Tyrannei und Gewalt begründen möchte, verzeiht und begnadigt alle beide.

Den Opernsängern werden akrobatische Übungen abverlangt.

Die Regisseure lassen Tito als Zentaur auftreten. Für Leonardo Cortellazzi sicherlich keine leichte Aufgabe, mit dem Pferdehinterteil auf der Bühne zu agieren. Doch seinem Tenor tut dies keinen Abbruch. Cecilia Molinari und Patricia Ciofi werden einige akrobatische Übungen abverlangt, um ihre Arien zum besten zu geben.

Nicht alle Lütticher Operngänger mochte sich mit der Fantasiewelt auf der Bühne anfreunden. Versöhnt wurden sie durch die herrlichen Melodien von Wolfgang Amadeus Mozart, die das Orchester unter der Leitung von Thamas Rösner wundervoll zum Erklingen brachte.

Mit „La Clemenza di Tito“, 1791 von den böhmischen Ständen in Auftrag gegeben, um Kaiser Leopolds II. bei seine Krönung zum König von Böhmen zu huldigen, kehrte Mozart zur im Niedergang begriffenen Gattung der Opera seria zurück, die dem Komponisten durch ihre strenge Form vergleichsweise wenig Gestaltungsfreiraum lässt. Doch sollte sie dem Herrscher in Form eines musikalischen „Fürstenspiegels“ den Wunsch und die Hoffnung der Auftrag gebenden Stände vor Augen führen, in ihm einen würdigen Nachfolger des ebenso aufgeklärten wie reformfreudigen Kaiser Joseph II. zu finden. (hego)

Reservierung und Infos unter

Tel. 04/221 47 22 oder www.operaliege.be

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment