Abschied mit Tränen

<p>Einen besonderen Moment erlebten die Gäste im Abschiedsgottesdienst, als die scheidenden Schwestern in der Steinfelder Kapelle ihre Choralgesänge anstimmten.</p>
Einen besonderen Moment erlebten die Gäste im Abschiedsgottesdienst, als die scheidenden Schwestern in der Steinfelder Kapelle ihre Choralgesänge anstimmten. | Foto: Christoph Böhnke/pp/Agentur ProfiPress

Kall-Steinfeld

Aus Altersgründen ziehen die 13 Benediktinerinnen in ein kleines Kloster auf dem Bonner Venusberg. Das bisherige Benediktinerinnen-Kloster „Maria Heimsuchung“ in Steinfeld geht als Gäste- und Meditationshaus in den Besitz der Kloster Steinfeld GmbH & Co. KG über, an der Wolfgang Scheidtweiler als starker Partner 90 Prozent und die Salvatorianer zehn Prozent halten.

Zimmer im neuen Gästehaus sind ab 1. Juli buchbar.

Die neue Übernachtungsstätte soll ab 1. Juli gebucht werden können. Sie wird umgetauft in „Haus St. Benedikt“. Es ist nicht das erste Gästehaus auf dem Steinfelder Areal. Nahe dem Salvatorianer-Kloster wurden bereits 2015 neue Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen, die bis zur gehobenen Vier-Sterne-Kategorie reichen.

„Wir haben insgesamt 200 Betten in unserem Haus“, erklärt Gästehausleiter Christoph Böhnke. Hinzu kommen weitere 40 Etagenbetten im Jugendherbergsstil für Exerzitien oder Messdienerfahrten. Mit der Auslastung des Betriebs sei man insgesamt zufrieden, so Boehnke. Über die Erweiterung an neuer Stelle, der bisherigen Benediktinerinnen-Abtei, freut man sich natürlich.

„Letztendlich haben wir gehobene Zimmer zu wenig“, erklärt Böhnke den Bedarf. Salvatorianer-Pater Lambertus Schildt fügt hinzu, dass die Nachfrage nach Übernachtungen im Kloster groß ist: „Wir haben viele Wochenenden, an denen das Haus ausverkauft ist.“

Im Benediktinerhaus stehen insgesamt 31 Zimmer zur Verfügung. Dazu gehören mit der Außenanlage auch 1,8 Hektar Grünfläche.

Konkrete Pläne hat man schon: Im neuen Gästehaus sollen zum Beispiel Kurse der Akademie angeboten werden. Das Haus, abgeschieden vom großen Klosterbetrieb gelegen, sei sehr gut geeignet für Seminare, die stillere Inhalte haben – wie Einkehr und Besinnung. „Aber auch Fastenseminare werden immer mehr“, so Pater Lambertus Schildt. Die Kirche werde nicht entweiht, es sollen Gottesdienste durch die Salvatorianer weiter angeboten werden.

Renoviert werden muss das Haus der Benediktinerinnen nicht. „Die Schwestern hinterlassen uns ein tiptop geführtes Haus“, so Christoph Boehnke. 22 Zimmer im neuen Domizil sind bereits mit Bad und WC ausgestattet.

Ideale Voraussetzungen, sagt Böhnke: „Viele Leute wollen die Erdung haben, es soll also einfach und schlicht sein. Aber Toilette und Dusche ist die Mindestanforderung.“ Parallel zur Neueröffnung wird zurzeit auch der der Klausurflügel am Kloster der Salvatorianer ausgebaut, dort sollen sechs Zimmer bis zum Viersterne-Hotel-Niveau entstehen.

Die Äbtissin ist mit ihren 60 Jahren die Jüngste im Bunde.

Der GmbH gehe es wirtschaftlich gut. „Wir haben im letzten Jahr ein kleines Plus erwirtschaftet“, so Pater Lambertus. Damit bleibe man dem Ziel treu, mit dem Gästebetrieb so viel Geld zu erwirtschaften, dass man Kloster und Ort erhalten könne.

Der Ort zieht viele Gläubige an, auch die Äbtissin durfte auf Stammkundschaft zählen: „Wer einmal da war, kam auch wieder“, sagt sie. Manche blieben Steinfeld und den Benediktinerinnen über 30 Jahre treu.

„Viele haben im Benediktinerhaus Heimat gefunden und Begleitung im Glauben und Lebensfragen“, so die Äbtissin, die mit ihren 60 Jahren die Jüngste im Bunde ist, die älteste zählt 91 Jahre. Die Äbtissin dankte den Menschen im Verabschiedungs-Gottesdienst, dass so viele gekommen sind. „Sie sagen damit, dass dieser Ort und dieses Kloster für sie eine Bedeutung haben. Sie sagen damit, dass ihnen unsere Gemeinschaft wichtig ist.“

Die Messe wurde zu einer kleinen Großveranstaltung. 300 Menschen versuchten in der kleinen Kapelle Platz zu finden. Aachens Bischof Dr. Helmut Dieser zelebrierte den Abschiedsgottesdienst. Als Konzelebranten standen ihm zur Seite, der Provinzial der Salvatorianer, Hubert Veeser, und Superior Pater Paul Cyrus.

„Abschied nehmen ist immer schwer“, sprach Dieser. Das Benediktinerinnen-Kloster sei immer ein Ort gewesen, wo man gerne sein durfte und willkommen war. „All das ist unsagbar kostbar und umso mehr ist der Abschied auch traurig.“ Fast 65 Jahre war der Orden in Steinfeld beheimatet. Zu Spitzenzeiten lebten dort 23 Schwestern in der Abtei.

Pater Lambertus ist sicher: „Die Schwestern werden fehlen an diesem Ort.“ Ein geistlicher Ort entstehe nicht nur zufällig, sondern ist auch geprägt durch die jahrelange Präsenz der Benediktinerinnen und das Gebet. „Das kann man nicht einfach so ersetzen“, so der Pater.

„Das monastische Leben wird nicht aussterben. Einzelne Orte, einzelne Gemeinschaften werden wahrscheinlich nicht weiter existieren.“ Es habe immer „Auf und Ab“, an alten und neuen Orten gegeben, das zeige ein Blick in die Kirchengeschichte. (red)

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