Liberale präsentieren deutschsprachige Kandidaten für Kammer und Region

Der Ministerpräsident der Französischen Gemeinschaft, Pierre-Yves Jeholet, ist Spitzenkandidat der MR-Kammerliste im Wahlkreis Lüttich, in dem auch die Deutschsprachigen am 9. Juni wählen. Er sprach über die Themen Haushaltssanierung, eine ambitionierte Verteidigungspolitik (Erhalt der Kasernen in Elsenborn und Eupen), über Sicherheit im Land und über den Respekt vor Autoritäten, den man wieder herstellen müsse.

Grundsätzlich handele es sich um eine „essentielle Wahl für die Zukunft unseres Landes“. Das Gesellschaftsmodell der Liberalen unterscheide sich grundlegend von dem der anderen Parteien im Süden des Landes. Die Liberalen wollen Menschen in Arbeit bringen, jedoch nicht in Jobs, die vom Staat geschaffen und aus Steuermitteln bezahlt werden. „Arbeit muss besser bezahlt werden. Der Unterschied zwischen Arbeitseinkommen und Sozialhilfeeinkünften muss vergrößert werden und mindestens 500 Euro netto pro Monat betragen“, erläuterte Pierre-Yves Jeholet. Ähnlich äußerte sich auch PFF-Präsident Gregor Freches, der die PDG-Liste anführt.

Auf Platz 5 der effektiven Kammerliste kandidiert Maëlle Locht aus Lontzen. Die 23-jährige Buchhalterin ist Präsidentin der Jungliberalen (JFF) und hat bereits Erfahrung als Kandidatin gesammelt: 2018 bei den Kommunalwahlen in Lontzen, ein Jahr später auf der PDG-Liste der PFF. Zu ihren Forderungen gehört die Abschaffung der Versteuerung von Überstunden bei einer Vollzeitbeschäftigung. Die Vorteile lägen auf der Hand: Förderung der Beschäftigung, mehr Flexibilität und Verbesserung der Kaufkraft für Arbeitnehmer und weniger Schwarzarbeit.

Sie sprach sich auch aus gegen die Vier-Tage-Woche ohne Gehaltskürzung, wie sie von der PS ins Spiel gebracht worden war. Diese Vorstellung sei eine „Utopie“, stellte Maëlle Locht fest. Denn für die Betriebe sei es unmöglich, das gleiche Lohnniveau beizubehalten und gleichzeitig die Arbeitszeit zu verkürzen. Eine Vollzeitbeschäftigung an vier Tagen, also längere Tage bei unveränderter Lohnzahlung, sei bereits seit zwei Jahren möglich, aber wenig attraktiv.

Auch die Landwirtschaft wurde angeschnitten – auf wallonischer und föderaler Ebene. Die Wallonie könne viel tun, um Bürokratie abzubauen und den Bauern Respekt und Vertrauen entgegenzubringen, hieß es. Auf föderaler Ebene spielt die Steuerpolitik für Landwirte eine wichtige Rolle. Maëlle Locht nannte das „Pauschalsystem“, bei dem es Handlungsbedarf gebe, weil es zu einer höheren Steuerlast führen könne.

Christine Mauel und Shayne Piront kandidieren auf der Regionalliste.

Im zweisprachigen Wahlbezirk Verviers kandidiert die aktuelle Regionalabgeordnete Christine Mauel wie 2019 auf Platz 2 der MR-Liste – diesmal hinter Charles Gardier. Dritte Ersatzkandidatin ist die PDG-Abgeordnete Shanye Piront, die am Freitag aus beruflichen Gründen fehlte. „Es war eine sehr schwierige Legislaturperiode, die im Zeichen der Krisen stand“, sagte Christine Mauel. Liberale Schwerpunkte zu setzen, sei auch deshalb schwierig gewesen, weil sich PS und Ecolo zu einem „Block“ zusammengetan hätten, um der linksextremen PTB die Stirn zu bieten. Die MR wolle stärkste Kraft in der Wallonie werden. Außerdem sprechen sich die Liberalen für eine Übertragung der Umweltkompetenz von Namur nach Eupen aus. Eine „Shortlist“ mit Forderungen der DG an die Wallonie wird in Kürze veröffentlicht.

Apropos Kompetenzen und Wünsche der DG: Hier habe die MR in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass sie an der Seite der Deutschsprachigen stehe. „Wir sind die glaubwürdigsten“, meinte Evelyn Jadin, die Fraktionsvorsitzende der PFF im PDG. Christine Mauel ging auch auf einige inhaltliche Vorstellungen ein: In Sachen Umgehungsstraße N62 bedauert sie die „Ecolo-Blockade“, während die Talsperrenverwaltung näher an die Weser- und Gileppetalsperre heranrücken müsse. Die Aufarbeitung der Flutkatastrophe dürfe man nicht aussitzen. Nicht zuletzt setzt sich Christine Mauel für die Abschaffung der Immobiliensteuer ein, „um den Erwerb von Eigentum zu fördern“.

Die Liste der MR für die Kammer im Wahlkreis Lüttich

Effektive Kandidaten

1. Pierre-Yves Jeholet, 55, Xhendelesse, FG-Ministerpräsident

2. Catherine Delcourt, 49, Lüttich, Bezirkskommissarin

3. Philippe Goffin, 56, Crisnée, Bürgermeister

4. Gilles Foret, 45, Lüttich, Schöffe

5. Maëlle Locht, 23, Lontzen, Präsidentin der JFF

6. Julien Woolf, 39, Visé, Schöffe

7. Ysaline Bonaventure, 29, Sprimont, prof. Tennisspielerin

8. Martin Jamar, 33, Hannut, Erster Schöffe

9. Cécile Deltour, 26, Dison, Architektin

10. Aline Depas, 26, Momalle, Landwirtin

11. Nicolas Reynders, 41, Vissoul, Sprecher von Jeholet

12. Gayané Bertrand, 18, Sprimont, Politikstudent

13. Katty Firquet, 52, Esneux, Provinzabgeordnete

14. Daniel Bacquelaine, 71, Chaudfontaine, Bürgermeister

Ersatzkandidaten

1. Mathieu Bihet, 32, Neupré, Föderalabgeordneter

2. Victoria Vandeberg, 26, Jalhay, Schöffin

3. Luc Delvaux, 55, Sprimont, Bürgermeister

4. Julie Schrouben, 45, Verviers, Einzelhändlerin

5. Philippe Dubois, 61, Clavier, Bürgermeister

6. Marie Charlier, 40, Berneau, Betriebsleiter

7. Paul Kaba, 49, Ans, Selbstständiger

8. Christine Defraigne, 61, Lüttich, Erste Schöffin

Die Liste der MR für die Regionalwahlen im Wahlkreis Verviers

Effektive Kandidaten

1. Charles Gardier, Spa, Regionalabgeordneter

2. Christine Mauel, Raeren, Regionalabgeordnete

3. André Denis, Malmedy, Provinzabgeordneter und Tierarzt

4. Marion Dubois, Herve, Restaurantbetreiberin

5. Maxime Degey, Verviers, Schöffe und Provinzialrat

6. Nathalie Levêque, Pepinster, Erste Schöffin

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Ersatzkandidaten

1. Stéphanie Cortisse, Verviers, FG-Gemeinschaftsabgeordnete

2. Fabien Legros, Stavelot, Schöffe

3. Shayne Piront, Burg-Reuland, PDG-Abgeordnete

4. Jean-Luc Nix, Welkenraedt, Bürgermeister

5. Marie-Paule Darimont, Olne, Schöffin

6. Éric Jérôme, Herve, ÖSHZ-Präsident