Ein Platz blüht auf: Arbeiten im Eupener Scheiblerpark in vollem Gange

<p>Noch ist der künftige Scheiblerpark eine einzige Baustelle, doch nach Fertigstellung wird er ein schönes Fleckchen Grün im Herzen der Unterstadt sein.</p>
Noch ist der künftige Scheiblerpark eine einzige Baustelle, doch nach Fertigstellung wird er ein schönes Fleckchen Grün im Herzen der Unterstadt sein. | Fotos: David Hagemann

Mit Gummistiefeln und Warnweste watet Eupens Bürgermeisterin Claudia Niessen durch aufgelockerten Boden und tiefe Spurrinnen der schweren Baustellenfahrzeuge vorbei an Hügeln aus Erde, Sand und Bauschutt. Ein Bagger rückt Findlinge entlang der Uferböschung in Stellung. Sie dienen künftig als Sitzgelegenheit und Begrenzung zugleich.

Der einst trostlose Scheiblerplatz soll zu einem grünen Kleinod im Herzen der Unterstadt aufblühen: ein Rückzugsort für Anwohner – viele von ihnen haben keinen eigenen Garten –, ein Treffpunkt der Jugend und Kulturen. „Es ist viel Fantasie nötig, sich vorzustellen, dass das hier mal ein lebendiger, grüner Park sein wird“, lacht Claudia Niessen. Sie hat Vertrauen in den Prozess: „Bevor es schön wird, ist erstmal viel Dreck“, weiß sie aus Erfahrung.

Neugestaltung des Schilswegs könnte für Verzögerung sorgen.

Wer vorbeigeht oder -fährt, blickt auf eine geschäftige Baustelle, doch im hinteren Bereich des rund 8.000 Quadratmeter großen Geländes, das sich vom Schilsweg bis ans Hillufer erstreckt und dort in ein privates Bauvorhaben übergeht, nimmt der künftige Scheiblerpark allmählich Gestalt an. Aus reichlich Erde wird eine naturnahe Parklandschaft geformt. Wege, die einmal zum Flanieren einladen werden, sind bereits angedeutet. Von allen Seiten aus wird der Park erreichbar sein und eine direkte Verbindung zwischen Fremereygasse und Selterschlag herstellen.

Auch das Fundament für einen Multifunktions-Sportplatz, den zu Teilen der belgische Fußballverband finanziert, steht bereits dort, wo bis zu ihrem Abriss die Sporthalle ihren Platz hatte. Anders als der Temsepark mit seinen Spiel- und Klettergeräten soll der neue Scheiblerpark besonders den Jugendlichen Raum zur Entfaltung geben. Die bevorstehende Sanierung der städtischen Gebäude an der Hillstraße 1-7 ist daher ein wichtiger Teil eines Gesamtkonzepts zur Neugestaltung und Aufwertung eines ganzen Viertels. So werden unter anderem der Jugendtreff und das Viertelhaus Cardijn nach erfolgtem Umbau an ihre ehemalige Wirkungsstätte zurückkehren „und den Park beleben“, ist Claudia Niessen überzeugt.

Vor ein paar Wochen haben die Arbeiten am Scheiblerplatz begonnen. „Es geht sehr gut voran. Jeden Tag verändert sich das Bild“, ist die Bürgermeisterin zufrieden. Ein Großteil der Fläche wurde bereits entsiegelt, sodass Wasser künftig besser versickern kann und bei starkem Regen die Kanalisation entlastet wird. Tonnenweise Asphalt und Beton wurden abgetragen und weggeschafft (s. Infobox unten). „Das Entsiegeln ist ein wichtiges Puzzlestück einer klimaresilienten Stadtplanung“, betont die Bürgermeisterin. Und es soll nicht das einzige bleiben: Mehrere Zisternen mit einem Gesamtvolumen von 20.000 Litern wurden in den Boden eingelassen. Sie sollen künftig das Regenwasser der Dächer auffangen. Gleichzeitig dienen sie als Speicher zur Bewässerung des Scheiblerparks.

<p>Im hinteren Bereich des Geländes sind die Wege, die künftig durch den Park führen werden, bereits erkennbar.</p>
Im hinteren Bereich des Geländes sind die Wege, die künftig durch den Park führen werden, bereits erkennbar.

Derzeit sind die Arbeiter damit beschäftigt, das Gelände zu nivellieren. „Sie arbeiten sich vom Ufer zur Straße vor“, erklärt Niessen. Die Uferböschung wurde umgestaltet, das Gefälle angeglichen, sodass man künftig den freien Blick auf die Hill genießen kann. „In diesem Bereich“, sagt die Bürgermeisterin und zeigt auf eine tieferliegende Ebene in Ufernähe, „kann man später entspannen“. Die Stadt plant gar, Hängematten anzuschaffen. Auch ein Grillplatz ist vorgesehen. Im Zentrum des Scheiblerparks entsteht außerdem eine freie Rasenfläche – ausreichend groß, sodass darauf ein Festzelt Platz findet. Die bestehenden Parkplätze am Schilsweg werden erneuert, bleiben aber erhalten.

Nach Abschluss der „groben“ Arbeiten wird es im Scheiblerpark zu guter Letzt ans Begrünen gehen: Unzählige Sträucher, Stauden, Blumen und Bäume werden gepflanzt. Die Bepflanzung ist Teil der Ausschreibung. „Das ausführende Unternehmen übernimmt die Garantie dafür, dass alles gut wächst und gedeiht“, erklärt die Bürgermeisterin. Unterhalten wird der Park später vom Bauhof.

Die Kosten für die Gestaltung des Scheiblerparks belaufen sich auf rund zwei Millionen Euro. 980.000 Euro davon übernimmt im Rahmen des Projekts „Parcs en milieu urbain“ die Wallonische Region. „Den Rest finanzieren wir über Flutmittel“, so Niessen.

In der Eupener Unterstadt befinden sich derzeit mehrere Großprojekte in der Realisierungsphase bzw. stehen unmittelbar davor. In die Quere kommen könnte einem zügigen Abschluss der Arbeiten im Scheiblerpark auf den letzten Metern die Umgestaltung des Schilswegs. Das Mammut-Straßenbauprojekt der Wallonischen Region ist im Zeitplan in Verzug geraten, was nun auch Auswirkungen auf den Scheiblerpark haben könnte. „Ehe die Arbeiten im vorderen Bereich des Parks abgeschlossen werden können, müssen zunächst die Kanalanschlüsse am Schilsweg gemacht werden“, schildert die Bürgermeisterin die „Herausforderung“ in Sachen Baustellenmanagement. Von Vorteil sei, dass ein und derselbe Bauunternehmer beide Projekte realisiert.

Auch das Seisseleveedel, das vom Hochwasser völlig zerstört worden war, wird derzeit umgestaltet. „Dieses Projekt wird als erstes abgeschlossen sein“, ist Claudia Niessen zuversichtlich. Derzeit sind im Untergrund die Versorgerunternehmen zugange.

Wiederaufbau „in Lichtgeschwindigkeit“

Auch wenn einigen Bürgern der Wiederaufbau der Unterstadt nach der Hochwasserkatastrophe zu langsam vorangeht, habe die Stadt diese mit Hochdruck vorangetrieben: „Anderthalb Jahre Planungsphase für das Projekt Scheiblerpark – da kann man von Lichtgeschwindigkeit sprechen“, so Claudia Niessen. Regulär nehmen Infrastrukturprojekte dieser Größenordnung fünf Jahre oder mehr Vorlaufzeit in Anspruch. 90 Prozent seiner Ressourcen investiere der Technische Dienst der Stadt derzeit in den Wiederaufbau.

Die Arbeiten am Scheiblerpark sollen im Herbst abgeschlossen sein. Seine volle Schönheit dürfte der Park aber erst mit den Jahren entfalten – „Zunächst muss man der Natur Zeit geben, zu wachsen“, sagt Claudia Niessen.

Kommentare

  • Wenn es in den kommenden Monaten vor den Gemeinderatswahlen auch für die Wähler gilt, Bilanz zu ziehen, wird von der Leistung der jetzigen Mehrheit in den vergangenen 6 Jahren bei den Menschen hoffentlich mehr in Erinnerung gerufen, als ein verunglücktes Mülltütenexperiment.

    Als Unterstädter freue ich mich auf die Umgestaltung des öden „Scheiblerplatzes“ (auch wenn der Begriff „Scheiblerhausplatz“ wohl treffender gewesen wäre) zu einem attraktiven Scheiblerpark. Es wäre wünschenswert, Synergien mit dem Pavillion im Temsepark zu schaffen, der in Ermangelung von Alternativen in der Unterstadt zu einem zentralen auch sozialen Treffpunkt geworden ist.

    Bleibt zu hoffen, dass auch die weiteren anstehenden Bauprojekte in der Unterstadt, die Lebensqualität der Menschen dort nachhaltig verbessern werden.
    Manches, wie der Wiederaufbau des Wetzlarbades hat möglicher zu viel Zeit in Anspruch genommen und bleibt kritikwürdig. Die Entwicklung zeigt m.E. aber in die richtige Richtung.

    Dafür darf man den handelnden politischen Akteuren, die in diesen Zeiten gerne als Zielscheibe für die permanent Unzufriedenen dienen und die - dies liegt in der Natur der Sache - es nicht jedem Recht machen können, auch mal ein Lob aussprechen. Allen aufstrebenden populistischen Stimmenfängern zum Trotz…

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