Ballermann und Karfreitag

 Die Tatsache, dass dieses Jahr am Karfreitag in Kettenis eine Ballermann Party steigen wird, ist ein Thema, das mir in letzter Zeit bei Einzel- oder in Gruppengesprächen häufig begegnet ist. Dabei gingen die Reaktionen von Entrüstung, über Unverständnis, Verwunderung bis zu Resignation. Der diesbezügliche Leserbrief von Rudi Chavet aus Raeren, meines Wissens bisher der einzige zu dem Thema, wurde als sehr positiv erwähnt.

Da frage ich mich, wie man mit dieser Situation umgehen sollte. Schweigen? Schmollen? Öffentlich reagieren?

Es ist nicht jedermanns Sache zur Feder zu greifen und sich öffentlich zu positionieren. Außerdem finde ich, dass Leserbriefe, so kostbar diese Spalte auch ist, nur eine beschränkte Möglichkeit zum ruhigen Gedankenaustausch bieten.

Vielen Christen ist bewusst, dass heute beim Darstellen ihrer Sicht heute sehr schnell das negative Bild der Kirche auftaucht, die das gesellschaftliche Leben lange allein nach ihrer Sicht prägen wollte, und man reagiert zurückhaltend.

Bei mir bleibt trotzdem die Frage, ob wir Christen uns heute nicht zu wenig einfach und ehrlich outen, z. Bsp.wenn es darum geht, zu sagen wie wichtig Jesu gelebte Botschaft von Brüderlichkeit, Gerechtigkeit und wertschätzendem Miteinander uns in der heutigen Welt ist, und dass daher für uns der Karfreitag, an dem wir das Gedenken an seine Ablehnung und Kreuzigung begehen, ein besonders besinnlicher Tag ist. Wenn Menschen nicht Bescheid wissen, dass im Nachbarhaus jemand mit einer schweren Krankheit um sein Leben kämpft, können sie keine Bedenken haben, eine deftige Gartenparty zu feiern. „Sie wissen nicht, was sie tun.“

Zum sensiblen Umgang miteinander gehört das Sich-Mitteilen, das Aufeinander-Hören und das entsprechende, respektvolle Handeln und Gestalten.

Kommentare

  • Liebe Frau Offermann, mit Ihrem mutigen Leserbrief sprechen sie vielen Leuten aus dem Herzen. Ich bin mir sicher, dass ein Großteil der Bevölkerung Ihre Meinung teilt, egal ob man sich dem christlichen Glauben noch verbunden fühlt oder nicht. Nicht jede Ballermann-Veranstaltung muss an jedem beliebigen Datum im Jahr stattfinden. Das gilt m.E. auch für die Karnevals-Partys, von Anfang Januar bis Ende Dezember. Die Karwoche darf man ruhig mal auslassen. Soviel Rücksichtnahme ist bestimmt nicht zu viel verlangt.

  • Wenn man sein Leben danach ausrichten müsste, blos keine religiösen Befindlichkeiten zu verletzten, kämen wir nirgendwo hin.
    Yes, be offended. Seien Sie ruhig verletzt. Im aufgeklärten 21. Jahrhundert hat das Gejammere "Oh, das ist aber meine heilige Zeit [als ob jemand das für sich beanspruchen dürfe!], da darf niemand was machen, was mir nicht in den Kram passt!" keinen Platz. Ob das nun Ballerman, Satanische Messe, BDSM-Party, Schwangerschaftsabbrüche, Frauenfeste, Karneval oder sonstwas ist, das ist Geschmackssache. Verboten werden sollte es allerdings nicht!

    Genug des religösen Anstoßes und der Heuchelpietät!

Kommentar verfassen

2 Comments