Neue Sorgen um Strom-Engpässe

Blick auf das Atomkraftwerk von Tihange bei Huy | Photo News

Am Freitag wurde bekannt, dass der Meiler Tihange 3 mindestens fünf Monate länger als erwartet abgeschaltet bleibt. Nach derzeitigem Stand der Dinge werde der Reaktor nicht vor dem 2. März 2019 wieder hochgefahren, sagte eine Sprecherin des Betreibers Engie Electrabel am Freitag. Grund seien Inspektionen und Reparaturen an Gebäuden mit Ersatzsicherheitssystemen. Dort gebe es Probleme mit geschwächten Betonteilen. Ursprünglich sollte die Abschaltung nur bis Ende September dauern.

Ähnliche Probleme gibt es auch bei anderen Reaktoren. In den Meilern Tihange 2 und Doel 4 ist nach Angaben der belgischen Atomaufsichtaufsichtsbehörde (Fank) ebenfalls maroder Beton entdeckt worden. Eine Gefahr für Umwelt und Bevölkerung bestehe allerdings nicht.

Die föderale Energieministerin Marie Christine Marghem (MR) erklärte am Abend im Fernsehen, die Situation „genauestens“ zu verfolgen. Mit Netzbetreiber Elia stehe sie in einem ständigen Austausch, um alle zur Verfügung stehenden Kapazitäten zu ermitteln, so Marghem. Dabei gehe es allerdings nicht nur um Atomstrom, sondern auch um andere Energiequellen, fügte sie hinzu.

Belgien verfügt über insgesamt sieben Atomreaktoren an zwei Standorten: In Doel bei Antwerpen stehen vier Reaktoren und in Tihange bei Huy drei Meiler. Das Problem: Zurzeit sind nur die Reaktoren Doel 3 und Tihange 1 in Betrieb. Der Reaktor Tihange 1 wird allerdings vom 20. Oktober bis zum 28. November wegen Unterhaltsarbeiten heruntergefahren. Derweil soll der Reaktor Doel 1 am 10. Dezember wieder ans Netz gehen, der Meiler Doel 2 zum Jahresende.

„Jetzt passiert genau das, was auch in den kommenden Jahren immer wieder passieren wird, wenn wir nicht endlich in Alternativen investieren: Reaktoren fallen unerwartet aus, und dann muss man völlig ungeplant und überhastet Strom aus dem Ausland einkaufen, um Engpässe auffangen zu können“, kritisierte Karin Temmerman von der Oppositionspartei SP.A. Unter diesen Umständen werde der Preis für den Verbraucher unkontrolliert steigen. (belga/sc)