Van Avermaet stiehlt allen die Show

Van Avermaet wird am Mittwoch auch bei der zweiten Alpen-Etappe das Gelbe Trikot tragen. | afp

Der als Klassikerspezialist, aber nicht als exzellente Kletterer bekannte Van Avermaet aus Lokeren hängte die Spitzenfahrer um Christopher Froome am Dienstag auf der 10. Etappe in einer Fluchtgruppe ab und vergrößerte seinen Vorsprung an der Spitze. Das 158,5 Kilometer lange Teilstück von Annecy nach Le Grand-Bornand gewann Julian Alaphilippe und sorgte für den umjubelten ersten Tagessieg der Franzosen bei der 105. Auflage der Rundfahrt.

Van Avermaet hat nun 2:22 Minuten Vorsprung auf den Briten Geraint Thomas.

Van Avermaet aber kann sein am dritten Tour-Tag erobertes Gelbes Trikot auch auf der zweiten Alpen-Etappe am Mittwoch von Albertville auf die Skistation La Rosière tragen. Er hat nun 2:22 Minuten Vorsprung auf den Briten Geraint Thomas. Dass er einen derartigen Coup wiederholen wird, ist unwahrscheinlich – realistische Chancen auf den Gesamtsieg bei der Tour hat der Kapitän vom Team BMC nicht. „Ich bin nach einem Ruhetag immer stark, habe genau den richtigen Moment abgepasst für einen Angriff und gemerkt, dass das heute mein Tag ist“, sagte Van Avermaet. „Das war die zweite Attacke in Gelb nach der Roubaix-Etappe, das ist etwas Außergewöhnliches.“

Hinter Van Avermaet hielten sich die Favoriten beim ersten Abstecher ins Hochgebirge zurück. Die bärenstarke Mannschaft Froomes kontrollierte das Geschehen im Peloton der Spitzenfahrer, so dass Attacken auch auf den vier schweren Bergen aussichtslos waren.

„Ich habe genau den richtigen Moment abgepasst für einen Angriff.“

Der Quickstep-Kapitän Alaphilippe indes sicherte sich mit einem Angriff auf dem letzten Anstieg den Sieg, den er auf der finalen Abfahrt nach Le Grand-Bornand sicher verteidigte. Kurz vor dem Ziel küsste er noch etwas ungläubig seinen Talisman an der Halskette, nach dem ersten Tour-Erfolg seiner Karriere flossen dann die Tränen. Der aufstrebende Radprofi hat bei der 105. Frankreich-Rundfahrt für den umjubelten ersten Heimsieg gesorgt und einen rundum gelungenen Auftakttag in den Alpen mit der Eroberung der gepunkteten Bergtrikots versüßt. „Da fehlen mir etwas die Worte. Ich bin glücklich, das hat richtig Spaß gemacht“, sagte der Quick-Step-Kapitän am Dienstag, an dem vor allem der deutsche Sprinter Marcel Kittel heftig um das Zeitlimit und damit seine Weiterfahrt bei der Tour bangen musste.

Auf Rang zwei kam der Spanier Jon Izaguirre vor Rein Taaramäe aus Estland. Nach dem ersten Ruhetag verschwendeten die Radprofis zum Auftakt der Etappe keine Zeit für Sightseeing am malerischen Lac d’Annecy. Kurz nach dem ersten kurzen Anstieg schaffte es eine größere Spitzengruppe von 21 Fahrern, sich vom Feld abzusetzen. Zu den Ausreißern gehörten bekannte Namen wie Peter Sagan – der sich als Favorit auf das Grüne Trikot die volle Punktzahl beim Zwischen-Sprint sicherte – vor allem aber Van Avermaet. Den Träger des Gelben Trikots ließ das von Froomes Sky-Team kontrollierte Feld ziehen.

Auf der Bergetappe hielt sich der 33-jährige Olympiasieger aus Lokeren beeindruckend vorne und gehörte auch auf dem Montée du plateau des Gliéres, dem ersten Anstieg der höchsten Kategorie, zu den ersten Überquerern.

Den Träger des Gelben Trikots ließ das von Froomes Sky-Team kontrollierte Feld ziehen.

Auf einer kurzen Passage auf Schotterpiste hatte Froome im Hauptfeld einen Platten, fiel deswegen aber nicht weit zurück und konnte den kleinen Rückstand schnell aufholen. (dpa/mn)

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