Froome denkt schon an Tour - Verhindert ASO seinen Start?

Christopher Froome | afp

An seiner Aufrichtigkeit gibt es Zweifel, den Giro-Sieg droht er nachträglich zu verlieren, doch Christopher Froome plant ungeachtet aller Störgeräusche schon die nächste Sensation. Nach dem Premierensieg bei der Italien-Rundfahrt hat der umstrittene Rad-Star seine Ambitionen für die Tour de France im Sommer in aller Deutlichkeit bekräftigt.

Froome will das seltene Giro-Tour-Double, das zuletzt Marco Pantani 1998 gelang. „Es ist offensichtlich, dass die Tour de France für mich die nächste Herausforderung sein muss“, sagte Froome am Sonntag nach den Giro-Finale in Rom. Die schwelende Affäre um das Asthmamittel Salbutamol bringt den 33-Jährigen nicht von seinen Plänen ab.

Siege bei den beiden wichtigsten Landesrundfahrten des Radsports gelten innerhalb eines Jahres als kaum zu erreichen. Der zeitliche Abstand zwischen dem Giro und der Anfang Juli startenden Frankreich-Rundfahrt ist eigentlich zu gering, um sich ausreichend von den dreiwöchigen Strapazen zu erholen. Wegen der Endrunde der Fußball-WM in Russland beginnt die Tour in diesem Jahr allerdings eine Woche später – darin wittert Froome seine große Chance.

„Für mich war das ein Grund, hierher zum Giro zu kommen. Ich glaube wirklich, dass es möglich ist, nach dem Giro den fünften Tour-Titel zu gewinnen. Das ist mein Ziel“, sagte der viermalige Champion der Großen Schleife.

Zu befürchten bleibt, dass eine Entscheidung in Froomes Affäre auch bis zum Grand Depart im Departement Vendee (7. Juli) nicht getroffen ist – ein unhaltbarer Zustand. Froome war im September von einem positiven Dopingtest bei der Vuelta auf Salbutamol in Kenntnis gesetzt worden. Der festgeschriebene Grenzwert war um das Doppelte überschritten worden. Bei einem Schuldspruch könnte Froome nicht nur seine Titel bei der Vuelta 2017 und dem Giro verlieren, auch ein möglicher Tour-Erfolg stünde zur Disposition.

Weltverbandspräsident David Lappartient hat Zweifel, dass der Fall vor dem Tour-Start geklärt werden kann, die juristischen Scharmützel sind nach wie vor in vollem Gange. Sky soll bereits mindestens sieben Millionen Euro in die Verteidigungsstrategie gesteckt haben, die noch um einen Schauplatz reicher werden könnte.

Tour-Chef Christian Prudhomme hatte bereits durchblicken lassen, er wolle Froome eher nicht im Rennen sehen, solange der Schwebezustand anhält.

Dass Tour-Veranstalter ASO zu so einem Entschluss fähig ist, hat die Vergangenheit am Beispiel Tom Boonen (2008/Kokainmissbrauch) gelehrt. Ob eine Ausladung vor Gericht Bestand hat, ist aber unklar. So oder so: Auf Froome dürfte eine unruhige Zeit bis und wahrscheinlich auch in der Tour de France zukommen.

In Frankreich genießt er trotz seiner Erfolge nur wenig Popularität. In den letzten Jahren war er von Fans wiederholt verbal attackiert, bespuckt und sogar mit einem Urinbeutel beworfen worden. Die Atmosphäre dürfte unabhängig vom Ausgang der Debatte jetzt schon vergiftet sein.

Froome nutzte am Sonntag in Rom jede Gelegenheit, um sich zu verteidigen. „Ich hatte jedes Recht, hier am Start zu stehen. Ich wiederhole mich: Ich habe nichts verbrochen“, sagte er. (sid)