Demare kontert Greipels Twitter-Angriff

Arnaud Démare bezwang nach 171 Kilometern in Pau seinen Landsmann Christophe Laporte. | afp

Der Hahnenkampf der beiden Weltklasse-Sprinter hatte am Donnerstag in Pau einen eindeutigen Sieger gefunden: Erst las Demare dem Deutschen Greipel nach dessen Schummel-Vorwurf via Twitter die Leviten, dann ließ der Franzose mit dem souveränen Triumph vor seinem Landsmann Christophe Laporte Taten folgen. Und Greipel stand als doppelter Verlierer da.

Greipel warf Demare via „Twitter“ vor, nur dank eines Teamfahrzeuges nur neun Minuten verloren zu haben.

Der 36 Jahre alte Deutsche, der auf der Etappe nach L’Alpe d’Huez eine Woche zuvor im Kampf gegen das Zeitlimit kapituliert hatte und ausgestiegen war, hatte via Twitter gegen den gut neun Jahre jüngeren Demare geschossen. Dieser habe, wie Greipel andeutete, beim schweren Schlussanstieg am Mittwoch nur dank der Hilfe eines Teamfahrzeuges lediglich neun Minuten auf Sieger Nairo Quintana verloren und sich damit irregulär im Zeitlimit gehalten. Greipel verwies auf entsprechende GPS-Daten.

Der beschuldigte Demare bestritt dies ebenfalls per Twitter vehement und bot Greipel zur Entlastung dezidierte Daten seines Rennens an. Wenig später ruderte der Deutsche zurück, löschte seinen Tweet und entschuldigte sich kleinlaut: „Lektion gelernt: Nicht über etwas twittern, an dem man nicht beteiligt ist.“ Demare zeigte sich dennoch mächtig verstimmt: „Das hat mich verletzt, der Schaden ist angerichtet. Die beste Art zu antworten, wäre der Etappensieg.“

Auch nach der erfolgten Wunschantwort war spürbar, wie sehr sich Demare in seiner Ehre verletzt fühlte. „Ich gebe immer alles, habe jeden Tag vor der Tour de France in den Bergen trainiert“, sagte er: „Es war nicht einfach, aber ich habe es über die Berge geschafft. Die meisten Sprinter sind weg, ich bin noch da.“

Greipel war argumentativ gegen Demare, der vom stark ausgedünnten Feld der Sprinter-Elite um Kittel, Greipel, Gaviria und Groenewegen, die bei der 105. Tour schon früh die Segel streichen musste, profitierte, chancenlos. Der nach einem schweren Sturz am Vortag stark gehandicapte Weltmeister Peter Sagan (Bora-hansgrohe) kam auf Platz acht, mischte aber trotz starker Schmerzen im Sprint mit. Dem Slowaken, dem das Grüne Trikot rechnerisch nicht mehr zu nehmen ist, geht es darum, irgendwie bis Paris durchzuhalten – dennoch kämpfte er um den Etappenerfolg. „Er hat heute morgen gemeint, der Löwe regeneriert schneller als das Zebra“, sagte sein deutscher Helfer Marcus Burghardt. „Der Rücken schmerzt und die ganze rechte Seite, aber ich will die Tour zu Ende fahren“, hatte der Bora-hansgrohe-Kapitän indes selbst am Start in Trie-Sur-Baise erklärt. Sein rechter Arm und sein rechtes Bein waren bandagiert. Er erlitt tiefe Schürfwunden. Immerhin fuhr er noch auf Rang acht.

Im Kampf um das Gelbe Trikot herrschte am Tag nach dem brutalen Bergsprint wie erwartet Waffenstillstand.

Im Kampf um das Gelbe Trikot herrschte am Tag nach dem brutalen Bergsprint am Col du Portet wie erwartet Waffenstillstand. In der Gesamtwertung führt weiterhin der Brite Geraint Thomas (Sky) mit 1:59 Minuten Vorsprung auf den Niederländer Tom Dumoulin (Sunweb), Dritter ist Titelverteidiger Chris Froome (Großbritannien/Sky) mit 2:31 Minuten Rückstand. Wie heikel das Unternehmen Toursieg für Thomas bleibt, zeigte ein Vorfall beim Schlussanstieg der 17. Etappe, als ihn ein ungehaltener Zuschauer am Arm festhielt und fast vom Rad geholt hatte.

Die Entscheidung über den Tour-Sieg fällt an den kommenden beiden Tagen. Am Freitag führt die letzte Bergetappe über zwei Berge der höchsten sowie je einen der ersten und zweiten Kategorie durch die Pyrenäen. (sid/mn)

La Une und La Deux übertragen die Tour de France live.