Harry Hunt kämpft sich zur Dakar zurück

Heute kann Harry Hunt sogar lächeln, wenn er über das dunkelste Kapitel seiner Motorsport-Karriere spricht. Im gelben T-Shirt, mit kurzer Hose und Sonnenbrille schlendert der 30-Jährige durch das Camp der Rallye Dakar – und kaum etwas erinnert noch an diese schwierigen Tage, an denen nicht nur seine Rennfahrer-Laufbahn auf dem Spiel stand.

Im Oktober 2016 fuhr Hunt die Rallye Marokko als Vorbereitung auf die Dakar 2017, als es plötzlich knallte. Bei einem schweren Unfall zog der Brite sich unter anderem einen Genickbruch zu.

„Ich hatte mir den ersten Halswirbel und den Rücken gebrochen“, sagte Hunt. Ob die Gefahr einer Lähmung oder gar für sein Leben bestand, darüber habe er sich „keine Gedanken“ gemacht, beteuerte er. Und wirkt dabei keineswegs nachdenklich, stattdessen lacht Hunt.

Nach dem Unfall begann der Kampf ums Comeback. In der langwierigen Rehabilitation war an Renneinsätze nicht zu denken. „Ich musste drei Monate ein Körperkorsett tragen, dabei konnte ich mich nicht bewegen. Alles war furchtbar. Danach habe ich sechs Monate jeweils sechs Stunden pro Woche Physiotherapie gemacht. Es ging sehr langsam am Anfang, aber dann wurde es besser“, blickt Hunt zurück.

Sebastien Loeb über Harry Hunt: „Er ist ein toller Typ und ein unglaublicher Fahrer.“

Im vergangenen Jahr kehrte der gebürtige Londoner ins Rennauto zurück und bestritt vier Rallyes als Vorbereitung auf die aktuelle Dakar. In Peru fährt Hunt für das französische Privatteam PH-Sport, das nach dem Rückzug von Peugeot nach der letztjährigen Dakar die Boliden mit dem Löwen einsetzt.

Dabei ist Hunt trotz seiner Geschichte nicht der Star im Team. Ebenfalls für PH-Sport unterwegs ist der neunmalige Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb, der weiter seinen ersten Triumph bei der Dakar jagt. „Er ist ein toller Typ und ein unglaublicher Fahrer. Es ist toll, ihn im Team zu haben“, sagte Hunt über seinen berühmten Teamkollegen.

Im Schatten Loebs sieht er sich im Team aber nicht, auch wenn Hunt zugibt, der einzige Brite und Nicht-Franzose im Team zu sein. Die Kommunikation aber laufe gut. „Alle sprechen sehr gutes Englisch“, sagte Hunt. Obwohl für Hunt schon die Teilnahme an der Dakar ein Erfolg ist, will er nicht einfach ankommen. Eine Platzierung wie bei seiner bisher einzigen Teilnahme 2016 soll es schon werden. Damals war er im Mini des deutschen Teams X-raid Zehnter geworden. „Ich würde gerne in die Top Ten kommen“, sagt Hunt, ehe er sich in sein Wohnmobil zurückzieht. (sid)