Vettel sauer: Räikkönen holt Pole Position für Ferrari in Monza

Kimi Räikkönen aus Finnand vom Team Scuderia Ferrari jubelt über seine Pole Position. | dpa



Sebastian Vettel rutschte in der letzten Kurve kurz in den Kies, dann musste er Kimi Räikkönen gratulieren. Mit der schnellsten Runde der Formel1-Geschichte schnappte der finnische Altmeister am Samstag beim Ferrari-Heimspiel in Monza seinem Teamkollegen Vettel den ersten Startplatz weg. Den Tifosi auf den Tribünen war es egal. Stürmisch bejubelten sie die erste Pole Position für die Scuderia in Italien seit acht Jahren. „Meine Runde war nicht so gut. Es ist toll, beide Autos in der ersten Reihe zu haben“, sagte Vettel. Immerhin startet der Hesse am Sonntag (15.10 Uhr/RTL) vor seinem Titelrivalen Lewis Hamilton.

Der britische WM-Spitzenreiter wurde nach einer aufregenden Qualifikation Dritter. „Ferrari hat ein starken Job gemacht, es ist unglaublich eng“, sagte Hamilton. 17 Punkte Vorsprung auf Vettel nimmt der Silberpfeil-Star mit in den 14. Saisonlauf. Doch die Ferrari-Konkurrenz scheint wie schon in Spa wieder einen leichten Vorteil zu haben.

Diesen nutzte vor allem Räikkönen. Auf seiner Schlussrunde war der 38-Jährige im Schnitt 263,587 Stundenkilometer schnell. Der bisherige Rekord stammte vom Kolumbianer Juan Pablo Montoya, der 2004 seinen Williams-BMW mit durchschnittlich 262,242 km/h um den Vollgas-Kurs von Monza getrieben hatte.

Für Räikkönen war es die 18. Pole Position seiner Karriere, seine Frau Minttu wischte sich in der Garage eine Träne weg. Wohl auch, weil die Zukunft des Routiniers weiter ungeklärt ist. Noch immer hat Ferrari nicht entschieden, ob der Vertrag des Finnen um ein weiteres Jahr verlängert wird. Räikkönen selbst reagierte gewohnt unterkühlt. „Das ist nur der halbe Job, im Rennen wollen wir diesen Platz behaupten“, sagte er.

Vettel indes war sichtlich sauer. Nicht nur der Fahrfehler kurz vor dem Ziel, als er neben die Strecke geriet, ärgerte den Hessen. «Lasst uns nachher drüber reden», funkte er grollend an den Kommandostand.

Mit Bestzeiten im Training hatte Vettel zuvor die Hoffnungen der Tifosi auf den ersten Ferrari-Heimsieg seit acht Jahren genährt. Damals gewann der Spanier Fernando Alonso von der Pole Position, verlor am Ende der Saison den Titelkampf gegen den damals für Red Bull fahrenden Vettel. Inzwischen ist der Deutsche ein Liebling der Ferraristi, konnte ihnen den ersehnten Monza-Sieg aber in bislang drei Anläufen noch nicht beschaffen.

Zu überlegen waren in den vergangenen Jahren die Silberpfeile. Hamilton raste seit Beginn der Hybridmotoren-Ära 2014 in jeder Saison zur Pole Position im malerischen Königlichen Park, in dem es mehr als auf anderen Strecken vor allem auf die PS-Kraft ankommt. Dreimal gewann der Brite danach auch das Rennen, einmal siegte Nico Rosberg im Silberpfeil.

Nun scheint Ferrari im knallharten Entwicklungsrennen endlich zu Mercedes aufgeschlossen zu haben – und womöglich sogar vorbeigezogen zu sein. «Wir haben ein paar Defizite erkannt und arbeiten mit Volldampf daran», hatte Hamilton vor Beginn der Startplatzjagd gesagt. Doch den knappen Rückstand auf Ferrari, der sich schon bei den Proberunden am Freitag und Samstag gezeigt hatte, konnte der Titelverteidiger nicht wettmachen.

Dass aber nicht Vettel, sondern Räikkönen am Ende der Hatz vorn lag, entlockte Hamilton ein Lächeln. Ein bisschen Unfrieden im roten Lager käme ihm gerade recht. (dpa)