Lewis Hamilton auf dem Zenit

Lewis Hamilton sicherte sich in Mexiko seinen fünften WM-Titel. | afp



Dem Mercedes-Piloten ist nach Platz vier beim Großen Preis von Mexiko der Titel bereits zwei Rennen vor Saisonende nicht mehr zu nehmen, sein einzig verbliebener WM-Rivale Sebastian Vettel (Ferrari) konnte das am Sonntag auch mit seinem zweiten Platz nicht mehr verhindern. Red-Bull-Pilot Max Verstappen gewann das Rennen souverän.

Bei seinem vorläufigen Abschied aus der Formel 1 setzte auch Stoffel Vandoorne eine Duftmarke. Am Steuer seines McLaren kam er als Achter ins Ziel.

Wenn es früher für Lewis Hamilton Zeit wurde zu schlafen, zog der kleine Junge mit den großen Träumen einen Stuhl ans Sofa und baute sich sein Nachtlager. „Das war mein Bett – in einem Einzimmer-Apartment“, sagte Hamilton einmal über seine Kindheit: „Es war wirklich hart. Ich werde das nie vergessen. Das spornt mich all die Jahre an.“

Aus dem Steppke ist längst eine Weltmarke geworden, Hamilton ist reich und berühmt. Doch der 33-Jährige will nicht vergessen, wo er herkommt. Vor einer jeden Saison kehrt er zurück zu seinen Wurzeln. „Die Leute schalten den Fernseher an und sehen: Ah, er hat eine schöne Sonnenbrille, er hat eine schöne Uhr, er hat Diamanten und macht all die coolen Dinge“, sagt er: „Aber sie haben keine Ahnung, was wir getan haben, um hierher zu kommen.“

Hamilton stammt aus ärmlichen Verhältnissen, sein Vater Anthony nahm vier Jobs gleichzeitig an, um dem Sohn das teure Hobby Kartfahren zu finanzieren. „Es war wirklich hart“, sagte Hamilton: „Das spornt mich all die Jahre an.“ Heute lebt der Champion im Luxus von Monaco, er ist ein globaler Superstar und nun fünfmaliger Weltmeister der Formel 1.

Doch satt ist er noch lange nicht. „Es gibt nicht viele Menschen, die erreicht haben, was ich erreicht habe“, sagt Hamilton nicht ohne Stolz. Nur der deutsche Rekordweltmeister Michael Schumacher hat mehr Titel gewonnen. Und Hamilton bleibt hungrig: „Ich will mehr Rekorde, mehr Siege – darum geht es.“

Für seinen Erfolg schuftet Hamilton unglaublich hart. Das vergisst man manchmal, wenn er sich in den sozialen Netzwerken als Popstar inszeniert und auf den roten Teppichen dieser Welt mit den Schönen und Reichen Selfies macht.

Doch der Glamour-Boy ist auch ein Getriebener, der immer neue Herausforderungen braucht. Er managt sich mittlerweile selbst, organisiert sein Training und hält strenge Diät. Mit seinen Extravaganzen verschafft sich Hamilton die nötigen Auszeiten.

Wohl nie zuvor fuhr Hamilton auf einem höheren Niveau als 2018, nach 2008, 2014, 2015 und 2017 setzte er sich zum fünften Mal die Krone der Rennfahrer auf. Der 33-Jährige machte keine Kompromisse und keine Fehler, er fuhr chirurgisch präzise und behielt auch die Ruhe, als sein Rivale Sebastian Vettel im Ferrari im Sommer die Oberhand hatte. Hamilton und Mercedes schlugen eindrucksvoll zurück. „Er ist auf und neben der Strecke ein kompletterer Fahrer denn je zuvor“, sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Und natürlich hat so viel Extraklasse ihren Preis. Hamilton lässt sich seine Dienste mit rund 36 Millionen Euro pro Jahr bezahlen. Aber dafür liefert er ja auch ab, Mercedes bekommt von dem Briten nicht nur sportlichen Glanz, sondern auch jede Menge Aufmerksamkeit geboten.

Und wie geht es weiter? Hamiltons Vertrag läuft noch bis 2020. Viel Zeit, um weiter an seinem Vermächtnis zu arbeiten. „Ich kann mir vorstellen, der fünfte Titel macht ihm richtig Appetit, den Rekord von Michael Schumacher mit sieben WM-Titeln anzugreifen“, sagt sein ehemaliger Teamkollege, Ex-Weltmeister Nico Rosberg.

Bisher schien es unmöglich, dass ein Fahrer jemals in die Schumacher-Sphären aufsteigen könnte. Wer Hamilton in dieser Saison gesehen hat, ahnt, dass dies so nicht mehr stimmt. „Ich habe das Beste noch vor mir“, sagt er. (sid)

Großer Preis von Mexiko: 1. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull Renault 1:38:28,851 Stunden (Durchschnittsgeschwindigkeit: 186,038 km/h), 2. Sebastian Vettel (Deutschland) Ferrari 17,316 Sekunden zurück, 3. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 49,914, 4. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 1:18,738 Minuten zurück, eine Runde zurück: 5. Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes, zwei Runden zurück: 6. Nico Hülkenberg (Deutschland) Renault, 7. Charles Leclerc (Monaco) Sauber Ferrari, 8. Stoffel Vandoorne (Belgien) McLaren Renault, 9. Marcus Ericsson (Schweden) Sauber Ferrari, 10. Pierre Gasly (Frankreich) Toro Rosso Honda, 11. Esteban Ocon (Frankreich) Racing Point Force India Mercedes, 12. Brendon Hartley (Neuseeland) Toro Rosso Honda, 13. Lance Stroll (Kanada) Williams Mercedes, 14. Sergej Sirotkin (Russland) Williams Mercedes, 15. Kevin Magnussen (Dänemark) Haas Ferrari, drei Runden zurück: 16. Romain Grosjean (Frankreich) Haas; ausgeschieden: Fernando Alonso (Spanien) McLaren Renault (3. Runde/Defekt nach Kontakt mit Trümmerteil), Sergio Perez (Mexiko) Racing Point Force India Mercedes (38. Runde/Defekt), Carlos Sainz jr. (Spanien) Renault (28. Runde/Defekt), Daniel Ricciardo (Australien) Red Bull Renault (61. Runde/Motorschaden);

WM-Endstände

Fahrer: 1. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 358 Punkte, 2. Sebastian Vettel (Deutschland) Ferrari 294, 3. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 236, 4. Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes 227, 5. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull Renault 216, 6. Daniel Ricciardo (Australien) Red Bull Renault 146, 7. Nico Hülkenberg (Deutschland) Renault 69, 8. Sergio Perez (Mexiko) Racing Point Force India Mercedes 57, 9. Kevin Magnussen (Dänemark) Haas Ferrari 53, 10. Fernando Alonso (Spanien) McLaren Renault 50, 11. Esteban Ocon (Frankreich) Racing Point Force India Mercedes 49, 12. Carlos Sainz jr. (Spanien) Renault 45, 13. Romain Grosjean (Frankreich) Haas Ferrari 31, 14. Pierre Gasly (Frankreich) Toro Rosso Honda 29, 15. Charles Leclerc (Monaco) Sauber Ferrari 27, 16. Stoffel Vandoorne (Belgien) McLaren Renault 12, 17. Marcus Ericsson (Schweden) Sauber Ferrari 9, 18. Lance Stroll (Kanada) Williams Mercedes 6, 19. Brendon Hartley (Neuseeland) Toro Rosso Honda 4, 20. Sergej Sirotkin (Russland) Williams Mercedes 1.

Teams:1. Mercedes 585, 2. Ferrari 530, 3. Red Bull TAG Heuer 362, 4. Renault 114, 5. Haas Ferrari 84, 6. McLaren Renault 62, 7. Racing Point Force India Mercedes 47, 8. Sauber Ferrari 36, 9. Toro Rosso Honda 33, 10. Williams Mercedes 7