Kroatien erlebt böses Erwachen

Luka Modric (r.) geht konsterniert vom Platz. | afp

Luka Modric starrte konsterniert in den Abendhimmel von Elche, die Enttäuschung war Europas Fußballer des Jahres deutlich anzusehen. „Das ist inakzeptabel, dass wir uns so verkaufen“, sagte der Kapitän der kroatischen Nationalmannschaft, die am Montag nach ihrem traumhaften WM-Sommer ein böses Erwachen erlebte. Das 0:6 (0:3) in der Nations League in Spanien bedeutete die höchste Niederlage in der Verbandshistorie.

„Albtraum in Elche“, schrieb die Sportzeitung „Sportske novosti“ nach einem „furiosen Schachmatt“. Die „Slobodna Dalmacija“ sah „erniedrigte“ Vize-Weltmeister, von denen nur „ein Witz“ übrig geblieben sei. Trainer Zlatko Dalic sparte zwar auch nicht mit Selbstkritik, der 51-Jährige richtete den Blick aber sofort wieder nach vorne.

Als Nächstes treten die Kroaten zu Hause gegen England an.

„Wir haben gar nichts gezeigt und waren nicht einmal ein Schatten des Teams, das wir noch vor Kurzem waren“, sagte Dalic: „So ist das Leben, das müssen wir akzeptieren. Nach großer Euphorie kommt manchmal eine Tragödie. Aber wir dürfen hier nicht herumsitzen und weinen, sondern müssen uns auf das vorbereiten, was als Nächstes kommt.“ Als Nächstes treten die Kroaten in der Gruppe vier der Division A zu Hause gegen England (12. Oktober) und drei Tage später im Rückspiel gegen Spanien an. Weil England auch gegen Spanien verloren hatte (1:2), muss Kroatien zwar noch nicht den Abstieg fürchten – in der derzeitigen Form ist der „goldenen Generation“ des Vize-Weltmeisters aber nicht viel zuzutrauen.

Dalic hatte in Elche sechs Spieler aus dem gegen Frankreich verlorenen WM-Finale (2:4) in der Startformation aufgeboten. Gegen die spanischen Ballkünstler, für die Saul Niguez (24.), Marco Asensio (33.), Lovre Kalinic per Eigentor (35.), Rodrigo (50.), Sergio Ramos (57.) und Isco (70.) trafen, reichte das für 20 gute Minuten in der ersten Halbzeit.

Spanien und die „Botschaft an den Kontinent“

„Wir dürfen das so nicht geschehen lassen“, sagte Modric, der nach seinen Glanzleistungen in Russland gute Chancen hat, Ende des Monats auch zum Weltfußballer gekürt zu werden: „Aber wir sollten positiv bleiben und unsere Lehren daraus ziehen. Ich glaube, dass das nie wieder passieren wird.“

Die Spanier waren nach ihrem zweiten Sieg im zweiten Nations-League-Spiel rundum zufrieden. „Eine Botschaft an den Kontinent“ habe „La Furia Roja“ („die rote Furie“) gesendet, befand die Sportzeitung „Marca“. Erinnerungen an die glorreiche Zeit zwischen 2008 und 2012 wurden wach, als Spanien den Weltfußball dominiert hatte. „In dieser Woche war alles perfekt“, so der neue Trainer Luis Enrique, der einen Umbruch einleitet: „Wir haben ihre Fehler eiskalt ausgenutzt. Man darf nicht vergessen, dass wir gegen den Vize-Weltmeister gespielt haben. Auch wenn Vergleiche zur WM wenig Sinn machen.“ (sid)