Verkehrte Welt: Iran grüßt von der Tabellenspitze, Spanien spürt den Druck

David Silva aus Spanien in Aktion | dpa



Isco und Co. haben zwar nicht wie die deutsche Elf zum Auftakt verloren, sondern beim spektakulären 3:3 gegen Europameister Portugal ihre Klasse demonstriert. Allerdings stehen sie mit nur einem Punkt schon unter Druck: Ein Sieg gegen den überraschenden Tabellenführer ist Pflicht, sonst droht das Aus schon nach der Vorrunde wie vor vier Jahren.

Das reine Vergnügen ist dagegen diese Weltmeisterschaft bisher für den ehemaligen Real-Madrid-Trainer Carlos Queiroz. Nach dem ersten WM-Sieg seit 20 Jahren grüßt sein iranisches Team, in dem unter anderem KV-Ostende-Profi Ramin Rezaeian (28) steht, erstmals in der Geschichte von Platz eins. „Die Tabellenführung gibt es weder zu kaufen noch zu mieten“, sagte der Coach: „Das ist kein Wunder und auch keine Zauberei.“

In Teheran hatte der 1:0-Auftaktsieg gegen Marokko einen Jubelsturm ausgelöst. Frauen und Männer feierten gemeinsam auf den Straßen und setzten sich damit über alle Verbote hinweg. Es schien, als habe ihr Team Melli die WM gewonnen.

Für den hochambitionierten Gegner soll es dagegen nicht mehr als der erste Sieg auf dem Weg ins Endspiel sein. Mit dem Tiki-Taka-Fußball, der die Seleccion schon 2010 zum Weltmeister machte, und mit vielen Stars von damals. „Wir müssen mit dem Stil, der uns definiert, bis in den Tod gehen“, sagte Isco, mit 26 Jahren voraussichtlich der jüngste Spieler in der Startelf: „Berühren, spielen, den Ball in Besitz halten.“

„Seit 2008 haben wir unseren Stil nicht verändert“, so der Spanier David Silva.

Den Glauben an die eigene Stärke – auch im fortgeschrittenen Alter – raubte der Weltfußballer der Furia Roja damit nicht. „Seit 2008 haben wir unseren Stil nicht verändert“, betonte David Silva (32) und betonte: „Natürlich bin ich älter, aber ich habe kein Haltbarkeitsdatum.“

Gerard Pique (31) wird am Mittwoch als Letzter der Fünf die Schallmauer von 100 Länderspielen erreichen. Silva (122), Kapitän Sergio Ramos (32/153), Sergio Busquets (29/104) und Andres Iniesta (34/128) haben sie längst hinter sich gelassen.

Für die Altstars ist es das letzte WM-Hurra, für einen WM-Neuling ein schwieriger Beginn. David de Gea, in England als bester Torwart der Welt gefeiert, steht nach seinem Patzer gegen Ronaldo in der Kritik und unter besonderer Beobachtung der Fans. Hierro hat aber keine Zweifel am Nachfolger des „heiligen“ Iker Casillas. „Er hat mein volles Vertrauen“, sagte der Coach, „ich werde den Weg weiter mit ihm gehen.“ (sid)