Didier Deschamps: „Meine Spieler sind Krieger“

Nach seinem Erfolg als Spieler führte Deschamps Frankreich nun als Trainer zum WM-Titel. | afp

Im Überschwang ihrer Gefühle kannten die jungen Krieger keine Gnade, es gab kein Entrinnen. Didier Deschamps wollte der Welt gerade erklären, wie er der Grande Nation ihren wohl größten Tag seit zwanzig Jahren beschert hatte, da flog die Tür auf. Seine Baby Bleus stürmten herein, voller Übermut bespritzten und übergossen sie ihren Trainer, der wie ein strenger, aber auch gutmütiger Vater für sie ist, mit Champagner. Paul Pogba tanzte ausgelassen auf dem Tisch.

Herr Deschamps, Frankreich ist Weltmeister. Können Sie es schon fassen?“

Frankreich ist Weltmeister. Das heißt, wir haben Dinge besser gemacht als die anderen. Die Spieler sind alle sehr jung, aber sie haben die nötige Qualität. Der Schlüssel war, dass wir über das ganze Turnier hinweg die richtige Einstellung gehabt haben. Auch im Finale war nicht alles richtig, aber wir haben die mentalen Qualitäten, um mit so etwas klarzukommen.

Was haben Sie Ihren Spielern nach dem Finale gesagt?

Ich habe ihnen zwei Dinge mit auf den Weg gegeben. Diese 23 Spieler werden für immer verbunden sein. Was auch immer passiert. Sie werden verschiedene Wege gehen, aber dieses Ereignis wird sie für immer einen. Und ich habe ihnen gesagt, sie werden nicht mehr dieselben sein, weil sie jetzt Weltmeister sind. Darüber gibt es als Fußball-Profi nichts.

Sie selbst sind nach dem ersten WM-Titel Frankreichs 1998 der dritte Mensch nach Mario Zagallo und Franz Beckenbauer, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde. Was bedeutet Ihnen das?

Es ist ein illustrer Kreis. Sie waren bessere Spieler. Als Trainer stehen wir jetzt auf derselben Stufe. Sie waren aber wunderbare Spieler. So schön habe ich nicht gespielt.

War der 4:3-Sieg im Achtelfinale gegen Argentinien eventuell eine Art Knackpunkt auf dem Weg zum Titelgewinn?

Es war ein Auslöser. Argentinien ist eine große Nation. Dort den Rückstand umgedreht zu haben, hat uns Stärke gegeben. Aber wir waren durch diesen Erfolg nur für das Viertelfinale qualifiziert. Da war so viel Euphorie, zum Glück hatten wir ein paar Tage zum Ausruhen. Wenn es dann gegen Uruguay in der nächsten Runde in die Hose gegangen wäre, wäre es ein gutes Turnier gewesen, aber ohne jede Bedeutung. Dieser Hunger nach Siegen hat uns schrittweise zur Krönung geführt.

Sie haben bereits die mentale Qualität Ihrer Spieler hervorgehoben. Warum ist Ihre Mannschaft so besonders?

Diese Spieler sind Krieger. Talent macht keinen Unterschied. Was wichtig ist, ist die mentale Einstellung – und die haben alle meine Spieler.

Ihre Spieler werden nach dem Vorbild der ‚Generation Zidane‘ die ‚Generation Griezmann‘ genannt. Antoine Griezmann selbst stellt eher das Kollektiv in den Vordergrund. Ihre Meinung?

Der Fußball hat sich entwickelt. Antoine hat seine Qualitäten und ist sehr mannschaftsdienlich. Er weiß sehr genau, dass er im Kollektiv aufgeht. Es ist essentiell, aber manchmal machen auch Individualisten den Unterschied.

Was war für Sie persönlich Ihr Geheimnis zum großen Erfolg?

Ich schaue immer nach vorne. Ich tue alles, um meine Ziele zu erreichen. Vor zwei Jahren war es so schmerzvoll, dass wir die Gelegenheit ausgelassen haben, Europameister zu werden. Aber vielleicht wären wir dann heute nicht Weltmeister geworden. Ich habe viel durch dieses Finale damals gelernt. Ich habe mich emotional zu viel gestresst. Diesmal waren wir entspannter. (sid/mn)