Oh, wie standhaft war Panama - Mertens sorgt mit Kunstschuss für die Befreiung



Die Unterschiede zwischen Belgien und Panama hätten vor dem Anpfiff der Partie nicht größer sein können: Millionenstars gegen „No-Name-Truppe“, Mitfavorit gegen WM-Neuling, Weltranglistendritter gegen die Nummer 55. Es wird schnell klar, alles andere als ein Sieg der Roten Teufel bei ihrem WM-Auftakt wäre eine Sensation geworden, für die belgischen Fans viel mehr eine derbe Enttäuschung. Ein Wort, das die erste Halbzeit bestens beschreibt – zumindest was die Chancenverwertung betrifft.

Vor 43.257 Zuschauern in Sotschi hatten die Roten Teufel – insbesondere Yannick Carrasco (6.), Dries Mertens (7./40.) und Eden Hazard (12./38.) – eine Vielzahl bester Gelegenheiten liegen lassen, und das bei deutlicher Überlegenheit. Ein Beispiel gefällig: Belgien brachte in den ersten zwölf Spielminuten fünfmal so viele Pässe in der gegnerischen Hälfte an den Mann wie Panama. Noch eins? Bitte: Nach 25 Minuten konnten Hazard und Co. einen Ballbesitz von 61 Prozent vorweisen.

Doch trotz der statistische Dominanz (siehe Tops & Flops) zeigten die Roten Teufel – angetrieben von Mittelfeldmotor Kevin De Bruyne – im Spielaufbau Schwächen und versuchten es vor allem immer wieder über die rechte Seite. Im Zentrum stand Panama lange sicher und bot der Nationalelf keinerlei Raum zur Entfaltung.

Und wenn sich doch Räume aufgetan hatten, konnte die Mannschaft von Trainer Roberto Martinez ihre Aktionen nicht in etwas Zählbares ummünzen, sodass es mit 0:0 in die Kabine ging. Ein Szenario, das den Roten Teufeln bestens bekannt ist, denn in den letzten sieben WM-Spielen ist den Belgiern kein Tor in der ersten Halbzeit gelungen – eine Serie, die bis zur WM 2002 zurückreicht.

Zwischenfazit: Das vom Kolumbianer Hernan Dario Gomez trainierte Panama verkaufte sich beim Debüt in den ersten 45 Minuten teuer. Eden Hazard und Co. fehlten nicht nur die nötige Präzision im Abschluss, sondern hatte sich außerdem überraschend schwer getan.

Kurz nach Wiederanpfiff sollte das Leiden aber ein Ende haben, und was für eins. Dries Mertens brachte die Roten Teufel in der 47. Spielminute mit einem Kunstschuss mit 1:0 in Führung. Der 31-jährige Offensivspieler, der im Dienst vom SSC Neapel steht, nahm vom rechten Strafraumeck aus die Kugel mit vollem Risiko Volley und jagte sie perfekt hinten ins lange Eck. Eine „Bude“, die die Marke „Traumtor“ verdient hat. Nach einer guten Stunde drehte Belgien merklich auf und sorgte gegen die in der Abwehr zunehmend überforderten Mittelamerikaner für das erlösende 2:0 (69.). Diesmal stand aber nicht Dries Mertens, dafür aber der 25 Jahre alte Romelu Lukaku im Mittelpunkt. Der bullige Angreifer konnte nach einer schönen Außenrist-Flanke von De Bruyne aus kurzer Distanz per Kopf einnetzen.

In der 75. Spielminute schnürte der ManUnited-Profi mit einem Lupfer seinen Doppelpack und machte aus Sicht von Belgien, das bei der WM 2014 genau wie bei der EM 2016 im Viertelfinale ausgeschieden war, den Deckel drauf. Panamas einzige Großchance bot sich Michael Murillo, der nach einem Abwehrfehler Belgiens frei vor dem Tor stand, doch an Schlussmann Thibaut Courtois scheiterte (53.).

Durch die Niederlage setzt sich Panamas schwarze Serie fort: In nun zehn Begegnungen konnten die „Los Canaleros“ nie gegen eine Mannschaft aus Europa gewinnen.

Schlussfazit: Oh, wie standhaft war Panama – zumindest gut eine Stunde lang. Und: Oh, wie schön war Belgien – aber erst ab dem Einbruch der Mittelamerikaner.

Namen • Fakten

  • Belgien: Courtois – Alderweireld, Boyata, Vertonghen – Meunier, De Bruyne, Witsel (90. Chadli), Carrasco (74. Dembele) – Mertens (83. Thorgan Hazard), Eden Hazard – Lukaku
  • Panama: Penedo – Murillo, R. Torres, Escobar, Davis – Cooper, Gomez, Godoy – Barcenas (63. G. Torres), Rodriguez (63. Diaz) – Perez (73.)

    Schiedsrichter: Janny Sikazwe (Sambia)
  • Gelbe Karten: Meunier, Vertonghen, De Bruyne – Davis, Barcenas, Cooper, Murillo, Godoy
  • Tore: 1:0 Mertens (47.), 2:0 Lukaku (69.), 3:0 Lukaku (75.)

    Zuschauer: 43.257

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