Nations League: Zum Start der Roten Teufel trifft Frust auf Lust



Nach drei äußerst erfolgreichen Jahren herrscht auf Island statt bester Party-Laune vorerst wieder öde Fußball-Tristesse. Verantwortlich dafür ist die Schweizer Nationalelf, die am Samstag mit einem 6:0-Kantersieg für ordentlich Frust und Enttäuschung auf der Insel im hohen Norden Europas gesorgt hat. Zugegeben: Schon bei ihrer WM-Premiere im Sommer in Russland hatten sich die Isländer außer einem 1:1 gegen Argentinien nicht mit Ruhm bekleckert, nachdem sie 2016 beim EM-Debüt mit dem Vorstoß ins Viertelfinale noch die Herzen der Fans im Sturm erobert hatten.

Der Auftritt in St. Gallen – übrigens die höchste Niederlage seit 17 Jahren – stellte nun aber den Tiefpunkt in der jüngeren Fußball-Geschichte Islands dar. „Wir alle wissen, dass es schlecht war“, sagte Offensivspieler Jon Dadi Bödvarsson im Anschluss an die Partie gegen die Schweiz und fügte hinzu: „Was die isländische Nationalmannschaft auszeichnet, ist eine gute Organisation, gute Verteidigung und gute Mentalität. Das war heute nicht da.“ Sein Mannschaftskamerad Gylfi Sigurdsson schlug in die gleiche Kerbe: „Wir waren einfach nur schwach. Das ist frustrierend. Wir werden das Spiel analysieren. Aber ich denke, wir werden nichts Positives daraus mitnehmen können.“ Der Everton-Legionär forderte seine Mitspieler daher auf: „Wir müssen in den Spiegel schauen und uns fragen, was wir besser machen können.“

Die Chance auf Wiedergutmachung haben die Isländer heute Abend, auch wenn die Aussichten alles andere als rosig sind. Denn beim Heimspiel in Reykjavik gegen Belgien, das im Vergleich zur Schweiz noch stärker eingeschätzt wird, droht das nächste Debakel, womit der Abstieg aus der Liga A wohl kaum noch abzuwenden wäre.

Trotz theoretischer Überlegenheit warnte Belgiens Youri Tielemans davor, dass die Partie gegen Island kein Selbstläufer wird. „Sie haben in der Schweiz zwar mit 0:6 verloren, aber das Ergebnis ist nicht repräsentativ für ihre Mannschaft. Schließlich kann jedes Team mal einen schlechten Tag haben. Wir müssen auf jeden Fall konzentriert zu Werke gehen, denn uns erwartet ein schwieriges Spiel, da die Isländer zu Hause immer sehr gut und vor allem kompakt stehen“, so Tielemans, der am Freitagabend beim deutlichen 4:0-Sieg über Schottland 90 Minuten auf dem Platz stand. Ob der 21-Jährige, der bei der AS Monaco noch bis 2022 unter Vertrag steht, auch heute Abend in der Startelf der Roten Teufel stehen wird, weiß er nicht: „Beim Spiel gegen Schottland durfte ich mit Mousa Dembélé im Mittelfeld agieren. Ich denke, wir haben unseren Job ganz gut gemacht. Ob wir gegen Island wieder zusammen auflaufen werden, ist aber alleine die Entscheidung des Trainers.“ Sicher ist, dass einer der beiden auf der Bank Platz nehmen muss, da Martinez auf Axel Witsel baut, der beim Freundschaftsspiel im Hampden Park von Glasgow noch zum Zuschauen „verdammt“ war. Immerhin: Der 29-jährige Profi von Borussia Dortmund durfte seine Mannschaft dabei beobachten, wie sie die Schotten lustvoll in ihre Schranken gewiesen hat.

Zuletzt trafen Belgien und Island im November 2014 in einem Freundschaftsspiel aufeinander, in dem sich die Roten Teufel mit 3:1 durchsetzten. Damals war unter anderem Romelu Lukaku (25) erfolgreich, der wieder im Aufgebot steht und im Sturm als gesetzt gilt. Bei der Frage, wer hinter „Big Rom“ auflaufen soll, hat Nationalcoach Roberto Martinez (45) die Qual der Wahl: Alle 25 Spieler des Aufgebots nahmen Dienstagabend am Abschlusstraining teil und meldeten sich spielbereit.

Martinez: „Unsere Konzentration wird entscheidend sein“

Nationaltrainer Roberto Martinez (45) sprach am späten Montag auf einer Pressekonferenz in Reykjavik über…

  • …den Gegner Island: „Die Türkei, die Ukraine und sogar Kroatien haben hier bereits verloren. Das sagt schon einiges über die Mannschaft und deren Qualität aus. Nach der derben Niederlage gegen die Schweiz wollen sie eine Reaktion zeigen. Ich hätte es vorgezogen, wenn die Isländer gewonnen hätten. Wenn Sie mich fragen, ist Island, was die Defensivarbeit betrifft, eines der besten Teams Europas.“
  • …sein Spiel: „Wir müssen von Anfang an Tempo machen, gleichzeitig aber auch defensiv stark sein. Denn in jeder Sekunde können uns die Isländer mit nur einer Aktion verletzen. Unsere Konzentration im Defensivverbund wird für den Ausgang der Partie entscheidend sein.“
  • …Thorgan Hazard: „Thorgan kann auf verschiedenen Positionen spielen. Er kennt seine Aufgabe und weiß, was er auf den Flanken zu tun hat. Er ist sehr zuverlässig und bereit, seinen Beitrag für die Nationalmannschaft zu leisten.“

Das Spiel der Roten Teufel wird heute Abend auf VTM sowie auf RTL TVi übertragen.

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