Engagierte deutsche Leistung zum Neustart gegen Weltmeister Frankreich

Der entthronte Weltmeister trat in München äußerst engagiert auf, eine mangelhafte Chancenverwertung in der Schlussphase und der starke französische Torwart Alphonse Areola verhinderten aber einen Prestigeerfolg gegen die Equipe Tricolore. Damit wartet das deutsche Team seit 31 Jahren auf einen Heimsieg gegen Frankreich und feierte in den vergangenen zehn Länderspielen nur zwei Siege. Diese magere Bilanz soll am Sonntag (20.45 Uhr/RTL) in Sinsheim gegen Peru aufpoliert werden. Frankreich ist derweil seit zwölf Länderspielen ungeschlagen.

„Wir müssen das eigene Tor auf Teufel komm raus verteidigen. Daran müssen sich alle Spieler beteiligen“, hatte Löw vor dem Spiel gefordert und betont: „Es liegt an uns, das Feuer zu entfachen.“ Letzteres gelang, das sehr wohlwollende Münchner Publikum stand voll hinter der DFB-Elf.

Dafür überraschte der 58-Jährige mit seiner Aufstellung im 4-1-4-1-System. Den Münchner Joshua Kimmich bot Löw statt als Rechtsverteidiger als Absicherung vor der Viererkette auf, im Gladbacher Matthias Ginter und Antonio Rüdiger vom FC Chelsea ließ der Bundestrainer zwei gelernte Innen- als Außenverteidiger spielen. Die Neulinge Kai Havertz, Thilo Kehrer und Nico Schulz saßen nur auf der Bank, dafür standen sieben Spieler in der Startelf, die beim peinlichen WM-Aus gegen Südkorea (0:2) begonnen hatten.

Die auf Platz 15 der Weltrangliste abgestürzte DFB-Auswahl wurde von den Fans trotz des Desasters in Russland herzlich empfangen, zudem wurde jede gelungene Aktion in der Anfangsphase mit viel Beifall bedacht.

Mehr Tempo, mehr Kompaktheit, mehr Effektivität – die Spieler des viermaligen Weltmeisters waren darum bemüht, Löws Vorgaben umzusetzen. Da sich die Franzosen, die bis auf Torhüter Hugo Lloris (Oberschenkelverletzung) in ihrer WM-Finalformation begannen, weit zurückzogen, boten sich den Gastgebern aber nur wenig Räume trotz gewohnt viel Ballbesitz (62 Prozent nach einer halben Stunde). Marco Reus wartete als einzige Spitze aber vergeblich auf brauchbare Zuspiele.

Defensiv stand das DFB-Team vor 67.485 Zuschauern in der ausverkauften Arena aber gut sortiert, auch wenn das starke Wunderkind Kylian Mbappe seine Klasse immer wieder unter Beweis stellte. Das Engagement und das Rückzugsverhalten nach Ballverlusten stimmten beim Löw-Team. Klare Torchancen blieben auf beiden Seiten aber im ersten Durchgang Mangelware. Timo Werner prüfte von der Strafraumgrenze als Erster Areola (18.).

Der Gastgeber war in der Folge äußerst bemüht und leistete ein großes Laufpensum, der letzte Pass kam aber häufig nicht an. Es mangelte an Durchschlagskraft, auch die von Löw geforderten Läufe in die Tiefe waren zu wenig zu sehen. Bei einem Kopfball von Mats Hummels gab es zumindest wieder eine Torannäherung (35.). Auf der anderen Seite verhinderte Manuel Neuer bei einem Kopfball von Olivier Giroud (36.) einen Rückstand.

Der Kapitän war auch kurz nach der Pause bei einem Schuss von Topstar Antoine Griezmann gefordert (49.). Die Franzosen waren nun das bessere Team. Der individuellen Klasse und Raffinesse der Gäste setzte das DFB-Team Wille und Kampfkraft entgegen – und übernahm in den letzten 25 Minuten klar das Kommando. Reus (64.), Hummels (72.), Thomas Müller und Ginter (beide 75.) fanden ihren Meister aber in Areola.

Löw brachte in der 66. Minute Ilkay Gündogan. Im Gegensatz zur WM-Generalprobe gegen Saudi-Arabien in Leverkusen waren bei der Einwechslung nur vereinzelt Pfiffe zu hören.

In der Nations League geht es für das deutsche Team am 13. Oktober in Amsterdam gegen die Niederlande weiter. (sid)