Das Inlandsgeschehen 2018 in Bildern



Texte: Patrick Bildstein/Fotos: belga, David Hagemann, Photo News

Mitte-rechts-Regierung am Ende

Am Ende war die Mitte-rechts-Mehrheit also doch eine Kamikaze-Koalition, wie man sie anfangs betitelt hatte. Zunächst trat die N-VA wegen des UN-Migrationspaktes aus der Föderalregierung aus, wenig später präsentierte Premier Charles Michel dem König seinen Rücktritt. Bis zu den Wahlen im Mai 2019 bleibt die Minderheitsregierung geschäftsführend im Amt.

Mauranes Herz schlägt nicht mehr

Sie war eine der ganz Großen des „Chanson française“: Am 7. Mai verstarb Maurane (mit bürgerlichem Namen Claudine Luypaerts) in ihrer Wohnung in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek. Die Sängerin, die einem Herzinfarkt erlag, wurde nur 57 Jahre alt. Zu ihren zahlreichen Hits zählten „L‘un pour l‘autre“, „Sur un prélude de Bach“, „Tu es mon autre“ usw.

Landesweiter Lidl-Streik

Arbeitsausstand Ende April in den Lidl-Filialen des Landes – auch in der DG blieben die Geschäfte geschlossen (hier ein Bild der Niederlassung in Eupen). Im Fokus des Unmuts: der hohe Arbeitsdruck. Ein Gewerkschaftsdelegierter resümierte die Lage wie folgt: „Lidl versucht, ein Delhaize zu sein, mit dem Personalvolumen eines Aldi.“ Direktion und Gewerkschaften einigten sich schließlich darauf, dass pro Geschäft ein zusätzlicher Mitarbeiter (42 Stunden pro Woche) zur Verfügung gestellt wird. Trotz der Einigung glauben Beobachter der Branche, dass die Krise im Einzelhandel sich weiter zuspitzen wird.

Trauer um Mawda

Mawda war ein zweijähriges Flüchtlingsmädchen aus dem Irak. Mit ihrem Bruder und ihren Eltern (das Foto entstand bei einer Pressekonferenz) wollte sie nach Großbritannien, um dort ein besseres Leben führen zu können. Am 17. Mai befand sich Mawda in einem kleinen, mit Flüchtlingen besetzten Transporter auf der Autobahn E42 zwischen Mons und Namur. Die Polizei verfolgte den weißen Peugeot Boxer, der mit einem Funkmelder versehen worden war. Bei der Verfolgungsjagd feuerte ein Polizist einen Schuss auf das Fahrzeug ab und traf dabei Mawda – tödlich. Der Tod sorgte für große Bestürzung in der Bevölkerung. 1.500 Personen wohnten der Beerdigung bei.

Chaos auf den Flughäfen

An das Jahr 2018 in der belgischen Luftfahrt werden sich viele Urlauber noch lange erinnern. Der Grund: Die Fluggesellschaften Brussels Airlines und Ryanair sowie die Gepäckabfertigung bei Aviapartner wurden bestreikt. Zig Flüge mussten deswegen gestrichen werden. Bei Brussels Airlines forderten die Piloten höhere Gehälter und Renten sowie einen besseren Ausgleich zwischen Freizeit und Arbeitszeit. Die Flugbegleiter und Piloten von Ryanair wollten mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen. Bei Aviapartner wurde ein akuter Personalmangel beklagt. Die Streiks wurden beendet, die Sorgen im Sektor bleiben.

20 Jahre Haft für Salah Abdeslam

Großes Medienspektakel am 23. April am Brüsseler Justizpalast: Salah Abdeslam ist soeben vom Strafgericht zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Abdeslam war wegen versuchten Polizistenmordes und illegalen Waffenbesitzes angeklagt. Der Terrorist hatte sich am 15. März 2016 in der rue du Dries in Schaerbeek verschanzt und sich mit der Polizei einen Schusswechsel geliefert. Zwei Tage später wurde er gestellt. Abdeslam, der einzige Überlebende des Pariser Terrorkommandos, wohnte nur dem Auftakt des Prozesses bei. Sein Anwalt war Starverteidiger Sven Mary (der sich auf dem Foto den Fragen der Journalisten stellt).

Showdown in Antwerpen blieb aus

Die Stadtratswahlen am 14. Oktober in Antwerpen galten als Generalprobe für den föderalen und regionalen Urnengang im Mai 2019. In der Scheldemetropole waren sechs Jahre lang auch N-VA, Open VLD und CD&V am Ruder. Der Ausgang: Die Koalition verlor deutlich an Boden. Selbst die N-VA von Bürgermeister Bart De Wever büßte knapp zwei Prozent der Stimmen ein. De Wever blieb aber der populärste Politiker mit 76.702 Vorzugsstimmen und sah sich als Wahlsieger (Foto), obwohl das in Antwerpen die Grünen waren, die zehn Prozent hinzugewannen.

 

 

Der König muss zum DNA-Test

Delphine Boël lässt nicht locker: Im Kampf um die offizielle Anerkennung der Vaterschaft von König Albert II. feierte sie Anfang November einen wichtigen Etappensieg. Der Brüsseler Appellationshof ordnete an, dass sich König Albert II. einem DNA-Test unterziehen muss. Die 50-Jährige kämpft bereits seit fünf Jahren um die Anerkennung durch König Albert II.. Boël ist die Tochter von Baronin Sybille de Sélys Longchamps, die zugegeben hat, mit Albert, seinerzeit noch Prinz, jahrelang eine Affäre gehabt zu haben.

 

Auch bei der Post liegen die Nerven blank

Die Postzustellung in Belgien wurde im November von einem Arbeitsausstand des Bpost-Personals gestört. Die Beschäftigten protestierten gegen den zu hohen Arbeitsdruck, den Personalmangel und das Auslagern des Catering- und Putzdienstes. Die Gewerkschaften legten reihum die diversen Abteilungen des Unternehmens und somit die Briefpost- und Paketdienste lahm. Ein neues kollektives Arbeitsabkommen soll die Spannungen beheben.

Immer Ärger mit Theo

Dauer-Ärger mit Theo Francken: Der Ex-Staatssekretär für Asyl und Migration sorgte ein Jahr lang mit Aussagen zu Flüchtlingsthemen für Spannungen. Immer wieder spielte der N-VA-Politiker mit den Grenzen des Erlaubten, immer wieder musste Premier Michel die Wogen glätten.

 

 

Explosion fordert zwei Menschenleben

Mitte Januar kamen bei einer Explosion am Antwerpener Paardenmarkt zwei Menschen ums Leben. Ursache war ein Gasleck. Drei Gebäude im belebten Studentenviertel wurden schwer beschädigt. König Philippe und Premierminister Charles Michel besuchten den Unfallort. Bürgermeister Bart De Wever bekundete den Familien und Freunden der Opfer „im Namen aller Antwerpener“ sein Mitleid.

Für den Oscar reichte es nicht

„Girl“, das Spielfilmdebüt des Genter Regisseurs Lukas Dhont (r.) räumte bei den Filmfestspielen von Cannes einige Preise ab, darunter einer für Hauptdarsteller Victor Polster (l./Jurymitglied Ursula Meier, Mitte). Der Film wurde für den Golden Globe nominiert, für den Oscar nicht.

 

Mehr Befugnisse für die DG

Ein weiterer wichtiger Schritt für die Autonomiebestrebungen der Deutschsprachigen Gemeinschaft: Am 14. September einigten sich die Wallonische Region und die DG auf die Übertragung der Raumordnung, Wohnungsbau und einiger Energiezuständigkeiten von Namur nach Eupen. Das Abkommen wurde am Regierungssitz in Eupen unterschrieben. Die DG verwaltet damit rund 6,8 Millionen Euro zusätzlich. Auf dem Bild sind DG-Ministerpräsident Oliver Paasch (rechts) und sein wallonischer Amtskollege Willy Borsus zu sehen.

Auge in Auge mit der Polizei

Eigentlich wollten die belgischen Gelbwesten Mitte November an drei Tagen nur gegen die Steuerpolitik der Föderalregierung auf Benzin- und Dieselpreise protestieren. Kraftstoffdepots wurden blockiert, vielen Tankstellen ging der Sprit aus. Nach dem Vorbild der Kollegen in Frankreich wurde der Unmut lauter bzw. brutaler, das Forderungspaket ausgebaut, ohne dass sich eine klare Organisation in Reihen der Gelbwesten herauskristallisierte. Krawallmacher aus dem links- und rechtsextremen Lager mischten sich mit der Zeit unter die Demonstranten und lieferten sich bei den Kundgebungen in Brüssel Straßenkämpfe mit der Polizei.