Comeback auf der Bank: Neuers WM-Teilnahme wird wahrscheinlicher

Manuel Neuer könnte schon im WM-Test am 2. Juni in Klagenfurt gegen Österreich im deutschen Tor stehen. | dpa

Manuel Neuer winkte lässig in die Kamera. Die Freude über seine Rückkehr in den Kollegenkreis war dem Kapitän von Bayern München auch noch bei der Ankunft in Berlin anzusehen. Acht Monate nach seinem Fußbruch steht Neuer am Samstag (20 Uhr/ARD) beim DFB-Pokal-Finale gegen Eintracht Frankfurt im Olympiastadion erstmals wieder im Kader des Rekordmeisters. Damit steigen seine Hoffnungen auf die WM – auch wenn in der Hauptstadt Sven Ulreich im Münchner Tor steht.

„Die Nation kann ganz beruhigt sein“, sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes: „Ich denke, dass er zur WM nicht nur fit wird, sondern ein großer Rückhalt für die Mannschaft.“ Neuer sei sogar auf dem Weg zu alter Stärke: „Er hat eine Präsenz im Tor, eine Autorität, das ist fast mit niemandem zu vergleichen. Ich denke, dass er sich relativ gut in den Wettkampfmodus einfügen kann, dafür spricht seine Klasse und sein Talent.“

Darauf hofft auch Bundestrainer Joachim Löw, der Neuer in sein vorläufiges Aufgebot für die Mission Titelverteidigung in Russland (14. Juni bis 15. Juli) berufen hatte. „Wer auf der Bank sitzt, ist fit und belastbar“, sagte DFB-Torwarttrainer Andreas Köpke über Neuer den Nürnberger Nachrichten/der Nürnberger Zeitung. Löw hatte das WM-Ticket für Neuer von dessen Spielpraxis abhängig gemacht.

Die Chance dazu bietet sich vielleicht schon in Berlin, auch wenn Heynckes mit Ulreich beginnen wird, wie er betonte. „Alles andere lasse ich auf mich zukommen“, sagte er über eine mögliche Einwechslung Neuers. Dieser, betonte Köpke, brauche „nicht so viel Spielpraxis, um wieder reinzufinden“. Das habe Neuer bereits vor der WM 2014 gezeigt, als er an der Schulter verletzt war und erst in Brasilien wieder trainieren konnte. Diesmal könnte der 32-Jährige schon im WM-Test am 2. Juni in Klagenfurt gegen Österreich im deutschen Tor stehen. Zwei Tage später muss Löw sein endgültiges WM-Aufgebot melden. Notfalls könne Neuer auch als Ersatzmann mitfahren, sagte Köpke. „Manuel ist als Kapitän und als wichtiger, erfahrener Spieler einer, der der Mannschaft auch auf der Bank helfen würde.“ Auch Stellvertreter Marc-André ter Stegen sei ein „Supertorwart, der eine fantastische Saison gespielt“ habe.

Das gilt genauso für Ulreich, dessen Final-Einsatz für Heynckes nie infrage stand. Der 29-Jährige bestritt auf dem Weg nach Berlin alle fünf Spiele. In der 2. Runde in Leipzig (5:4 i.E.) wurde er für Heynckes zum „Pokalhelden“, als er den letzten Elfmeter von Timo Werner parierte. „Das war der Knackpunkt“, sagte Heynckes über den Saison-Wendepunkt, „da hat die Mannschaft den Glauben zurückbekommen“.

Ohne Ulreich, den er bei seiner Amtsübernahme im Oktober „völlig verunsichert“ vorgefunden habe, „stünden wir bestimmt nicht im Pokal-Endspiel“, ergänzte Heynckes, und auch die Meisterschaft wäre dann nicht so souverän gewonnen worden. Ulreichs schweren Fehler beim Halbfinal-Aus in der Champions League bei Real Madrid ließ er unerwähnt.

Das Double wäre „die Krönung“ der vergangenen Monate, sagte Ulreich, der sein erstes Cupfinale 2013 mit Stuttgart gegen die Triple-Bayern verloren hatte (2:3). Aus einer guten würde „eine super Saison. Dann wären wir alle stolz und könnten schön in den Urlaub fahren.“ Neuer und zehn andere Bayern „müssten“ dann aber zur WM. (sid)

Das Spiel wird am Samstagabend ab 20 Uhr in der ARD übertragen.