Ante Rebic, die umwerfende „Wuchtbrumme“

Ante Rebic (r.) feiert auf dem Balkon des Römer in Frankfurt. | dpa

Erst vor den 70.000 Party-Gästen am Sonntag in der Mainmetropole verriet Kevin-Prince Boateng den kroatisch-deutschen Matchplan von Ante Rebic. „Er hat mir vor dem Spiel in seinem kroatischen Deutsch gesagt: ‚Bruda, schlag den Ball lang.‘ Also, Bruda, ich schlag den Ball lang – Danke, Mann!“, rief Boateng den jubelnden Fans zu, die das 3:1 (1:0) von Eintracht Frankfurt im DFB-Pokal-Finale gegen Bayern München feierten.

Am Tag zuvor in Berlin hatte Matchwinner Rebic, der tatsächlich bei den Kontertoren (11./82.) seine Schnelligkeit ausspielte, seinem Ruf als unbeugsamer Rüpel alle Ehre gemacht. Ohne Rücksicht auf Verluste stürmte der Erfolgsgarant nach dem „Spiel seines Lebens“ seinem Förderer Niko Kovac entgegen, fiel dem Trainer der Hessen in die Arme – und riss ihn kurzerhand zu Boden. „Er ist eben doch ein ziemlicher Koloss“, scherzte Kovac später.

Eigentlich war die Personalie Rebic schon im vergangenen Sommer erledigt gewesen.

Dem 46-Jährigen half bei der Jubelattacke des Doppeltorschützen selbst sein jahrelanges Judo-Training nicht. Rebic war schlichtweg außer Rand und Band, und er wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte. „Ich habe Niko einfach Danke gesagt. Danke für die Möglichkeit, Tore zu machen und den Pokal zu gewinnen“, sagte Rebic nach seiner Gala-Vorstellung am Sky-Mikrofon.

Spätestens mit den beiden Treffern, die laut Mitspieler Marius Wolf „wie jedes Tor gegen Bayern München weltklasse waren“, beseitigte der 24-Jährige die letzten Zweifel an seiner Rückkehr. Denn eigentlich war die Personalie Rebic schon im vergangenen Sommer erledigt gewesen, die Eintracht verzichtete nach der von Kovac initiierten Leihe auf einen festen Transfer. Die Begründung: Eine Überweisung von geschätzt drei Millionen Euro an den AC Florenz sei Rebic schlichtweg nicht wert.

Seinen Marktwert dürfte Rebic, den die Frankfurter Rundschau einst als „Wuchtbrumme“ betitelte, nun drastisch erhöht haben. „Er ist eine Rakete“, lobte Boateng, für Keeper Lukas Hradecky machte Rebic „das Spiel seines Lebens“.

Vor allem der so wichtige zweite Treffer ließ Feinschmecker mit der Zunge schnalzen. Der pfeilschnelle Rebic sprintete den deutschen Nationalspielern Mats Hummels und Niklas Süle davon, gefühlvoll hob er den Ball an Torwart Sven Ulreich vorbei. „Das war eine unfassbare Energieleistung. Wie er da durchgegangen ist – unglaublich“, schwärmte Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic.

Verletzungen und das Pfeiffersche Drüsenfieber bremsten ihn zu Beginn seiner Frankfurter Zeit.

Das erste Tor hatte Rebic nicht nur in höchster Bedrängnis erzielt, sondern mit großem Willen durch den Ballgewinn im Mittelfeld auch selbst eingeleitet. „Wie wichtig er ist, haben alle in der Vergangenheit gesehen, als er fehlte“, sagte Kovac über Rebic, der auch im Vorjahr im Finale getroffen hatte.

Eine solch rasante Entwicklung des WM-Teilnehmers von 2014, der bei der SGE nun einen Vertrag bis zum 30. Juni 2021 besitzt, hätten wohl nur die kühnsten Optimisten vorausgesagt. Verletzungen und das Pfeiffersche Drüsenfieber bremsten ihn zu Beginn seiner Frankfurter Zeit, für seine Sorglosigkeit auf dem Platz und unnötige Gelben Karten erntete er von Kovac Kritik.

„Viele haben ihm unterstellt, dass er ein schwieriger Charakter und ein schlimmer Finger ist“, sagte Kovac nach dem Finalsieg: „Aber eigentlich ist er ein ganz zahmer Bube und ein netter Kerl. Man muss nur wissen, wie man ihn anfasst und manchmal ein oder auch zwei Augen zudrücken.“ Denn dann kann Ante Rebic verdammt umwerfend sein. (sid)