Dieter Heckings Bluff mit Lars Stindl geht auf

Der Kapitän Lars Stindl rackerte fürs Team, solange die Kraft reichte. | afp

Ein schöneres Comeback hätte sich Lars Stindl nicht erträumen können. Und am liebsten wäre der Kapitän nach dem 3:0 von Borussia Mönchengladbach gegen den FC Bayern mit seinen Kollegen aus der Münchner Fußball-Arena gleich weitergezogen aufs Oktoberfest, um in einem Bierzelt den „besonderen Tag“ zu begießen. Aber auf diesen Vorschlag des deutschen Nationalspielers sprang sein Trainer nicht an. „Nein, wir werden jetzt ganz normal zurückfliegen“, sagte Dieter Hecking.

Der Borussen-Coach war an einem „tollen Abend“ aber auch in Feierlaune. Sein Bluff mit Stindl war optimal aufgegangen. Hecking stellte den 30-Jährigen als hängenden Mittelstürmer in die Startelf. Stindl löste den Spezialauftrag bis zur Auswechslung hervorragend.

Er leitete das Führungstor mit einer Balleroberung ein und erzielte das 2:0 selbst. „Jonas (Hofmann) klaut den Ball, und dann habe ich natürlich Glück, dass er reingeht. Es ist ein tolles Gefühl nach der schwierigen Zeit“, sagte Stindl zum Tor und zum Comeback. „Ich habe mich natürlich gefreut, dass ich endlich wieder ran durfte.“

Dieter Hecking: „Jetzt kann ich es sagen: Lars kann auch Neun!“

Ein halbes Jahr musste er wegen eines Risses der Syndesmose am linken Sprunggelenk pausieren. Wegen der schweren Fußverletzung verpasste Stindl auch die WM in Russland. Hecking hatte zunächst öffentlich einen Einsatz seines Kapitäns in München gar nicht in Betracht gezogen. So hatte der Coach im Vorfeld des Spiels noch geflunkert, dass Stindls Saison erst nach der Länderspielpause richtig beginnen werde und dann wohl auch eher auf einer Achterposition.

Als Hecking das sagte, hatte er aber schon den Plan mit Stindl im Kopf und den Kapitän eingeweiht. „Eigentlich ist das eingetreten, was ich von Anfang an im Kopf hatte“, sagte Hecking am Samstagabend stolz. Er habe mit Stindl einen zweiten ballsicheren Spieler in der Offensive haben wollen. Und er erinnerte daran, dass der neue Borussen-Torjäger Alassane Plea, der Schütze des 1:0, bei seinem Ex-Klub in Nizza auch schon auf dem linken Flügel gespielt hatte.

„Es ist genauso aufgegangen, wie ich es mir erhofft habe“, sagte Hecking über seinen Taktik-Coup und fügte scherzhaft hinzu: „Jetzt kann ich es sagen: Lars kann auch Neun! Das hat er bei der Nationalmannschaft beim Confed Cup gespielt. Das hatte ich im Kopf.“ Stindl vorne, Plea links – Heckings Schachzug ging optimal auf. Stindl rackerte fürs Team, solange die Kraft reichte. „Die 60 Minuten waren sehr intensiv. Ich wollte hier in der Allianz Arena unbedingt nochmal ein Spiel gewinnen“, sagte er und erinnerte an die lange Reha-Phase: „Die ganze Arbeit hat sich gelohnt.“ Dass Gladbach jetzt erster Dortmund-Jäger ist, sei „eine schöne Momentaufnahme“, meinte Stindl: „Wir wissen das alles schon richtig einzuschätzen.“ Mit Stindl könnte sich das Team aber dauerhaft oben etablieren. Die Kollegen waren beeindruckt vom Rückkehrer. „Wahnsinn! Er ist ein super Spieler, er ist ganz wichtig für die Mannschaft“, sagte der junge Florian Neuhaus (21). Der deutsche Nationalspieler Matthias Ginter lobte: „Er hat uns sehr, sehr gutgetan. Er hat wahnsinnig viel gearbeitet.“ Der Arbeitstag endete für Stindl dann aber doch ohne Wiesn-Besuch. (dpa)