Franzosen nur noch mit Nebenrolle

Auf einen Fahrer wie den viermaligen Weltmeister Alain Prost wartet die Grande Nation seit dessen Rücktritt vor 25 Jahren vergeblich. | Photo News

Es wird voll sein an der Route des Hauts du Camp, so viel ist sicher. Auf der einspurigen Zufahrtsstraße zum Circuit Paul Ricard geht es zwischen Campingplätzen und dem kleinen Regionalflughafen in Le Castellet für gewöhnlich beschaulich zu. Am kommenden Wochenende ist es mit der Ruhe aber vorerst vorbei. Die Formel 1 ist zurück in Frankreich – das Warten auf die Motorsport-Königsklasse hat ein Ende.

„Es ist absolut unbeschreiblich, dass der Frankreich-Grand-Prix in meiner ersten vollen Saison als Fahrer wieder im Kalender steht“, sagte Toro-Rosso-Pilot Pierre Gasly: „Als Franzose ein Rennen in Frankreich fahren – das muss man erlebt haben.“

Zehn Jahre liegen zwischen dem bislang letzten Rennen 2008 in Magny-Cours und dem Rennen am Sonntag (16.10 Uhr). Schwindende Besucherzahlen und steigende Kosten besiegelten damals die Streichung der Traditionsstrecke aus dem Kalender. In Le Castellet gastierte die Formel 1 insgesamt 14 Mal, zuletzt 1990 mit Alain Prost als Sieger.

Seither hat sich viel geändert. Die Formel 1 ist moderner und sicherer, doch auch die Rolle der Franzosen ist eine andere. Auf einen Fahrer wie den viermaligen Weltmeister Prost wartet die Grande Nation seit dessen Rücktritt vor 25 Jahren vergeblich.

Frankreich stellt 2018 mit drei Piloten zwar das größte Fahrerkontingent der Formel 1. Gasly (22) und Esteban Ocon (21/Force India) sind zweifelsohne große Talente, die große Bühne gehört derzeit aber (noch) anderen. Dass der als Crash-Fahrer Romain Grosjean verschriene Haas-Pilot noch einmal in die Spitze vordringt, darf bezweifelt werden.

Vom ersten Heim-Rennen seit zehn Jahren erhofft sich das Trio nun auch einen Werbeeffekt. „Es ist eine gute Sache für die Fans und den Motorsport in unserem Land. Dieser Sport war schon immer Teil unserer Kultur. Ich hoffe, dass das Interesse an der Formel 1 steigen wird“, sagte Gasly.

Das wäre auch im Interesse von Renault. Der französische Autobauer startet als Werksteam und liefert zugleich Motoren an andere Teams. Das vor rund zwei Jahren gestartete Werksprojekt ist ambitioniert. Derzeit stellen die Franzosen hinter Mercedes, Ferrari und dem langjährigen, aber scheidenden Motorenpartner Red Bull nur die vierte Kraft. Mittelfristig soll der Angriff auf die Top-Teams gelingen, die Probleme mit den Sechszylinder-Turbos machen der Motorenschmiede aber seit jeher zu schaffen.

Auch beim lang ersehnten Heimspiel in Le Castellet werden die Schwarz-Gelben aller Voraussicht nach wieder nur im Mittelfeld unterwegs sein. Den Fans an der Route des Hauts du Camp dürfte das jedoch egal sein. (sid)